Kriminalstatistik vorgestellt
Straftaten im Kreis Mühldorf auf historischem Tief - doch Zuwächse bei diesen Delikten bereiten Sorge
Wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervorgeht, ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr im Kreis Mühldorf insgesamt gesunken. Allerdings sind bei gewissen Delikten Zuwächse zu verzeichnen.
Mühldorf – Selten gab es bei einem Sicherheitsgespräch von Polizei und Landkreis so zufriedene Gesichter wie in diesem Jahr. Landrat Max Heimerl betonte eingangs den „sehr erfreulichen Bericht mit erfreulichen Zahlen“. Polizeipräsident Manfred Hauser vom Polizeipräsidiums Oberbayern Süd nahm das Fazit des Berichts gleich vorweg: „Der Landkreis Mühldorf ist ein äußerst sicheres Pflaster.“
Ausgangssperre führt zu weniger Straftaten
Deutlich ist die Zahl der Straftaten im Landkreis Mühldorf im vergangenen Jahr gesunken. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die beim Sicherheitsgespräch im Landratsamt präsentiert wurde, weist für das Jahr 2021 insgesamt 3664 Straftaten aus. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von 633 Straftaten oder 14,7 Prozent (2020: 4297). Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote um 1,1 Prozent auf 73,2 Prozent gestiegen. Hauser: „Das liegt deutlich über dem schon hervorragenden bayernweiten Wert von 69 Prozent.“
Dass man sich im Landkreis Mühldorf sicher fühlen kann, belegt auch die sogenannte „Häufigkeitszahl für die Kriminalitätsbelastung der Bevölkerung“, also die Wahrscheinlichkeit selbst Opfer einer Straftat zu werden. Dieser Wert wird vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd für den Landkreis mit 3146 pro 100.000 Einwohnern angegeben. Zum Vergleich: Im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd liegt dieser Wert bei 3958, in ganz Bayern bei 4138.
2021 wurden im Landkreis 2031 Tatverdächtige ermittelt (2020: 2312). Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen lag bei 676 oder 33,3 Prozent (2020: 819 oder 35,4 Prozent). 210 der Tatverdächtigen waren Zuwanderer (2020: 286). Der Anteil der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden Tatverdächtigen lag bei 375 oder 18,5 Prozent (2020: 393 oder 17 Prozent).
Auch Kinder teilen Pornografie im Netz
Der Polizeipräsident verhehlte angesichts dieser „historisch niedrigen Werte“ eines nicht: „Diese guten Zahlen hat es nur wegen der oft herrschenden Corona-Ausgangsbeschränkungen gegeben.“ Er rechne für das laufende Jahr wieder mit etwas steigenden Zahlen.
Abgenommen haben 2021 Delikte wie Diebstahl, Gewalt, Drogen, Straßenkriminalität, Tötungen sowie Vermögensdelikte. Zugenommen haben Wohnungseinbrüche sowie Rohheits- und Sexualdelikte. Insbesondere die Verbreitung von Kinderpornografie über Smartphones durch Kinder und Jugendliche bereitet der Polizei Sorge. „Kinder wissen oft gar nicht, was sie da teilen“, stellte Hauser fest.
Weniger rosig fiel die Verkehrsbilanz aus. Im Jahr 2021 ereigneten sich im Landkreis mit 3414 Verkehrsunfällen (2020: 3249) 165 oder 5,1 Prozent mehr als 2020. 514 Verkehrsunfälle wurden wegen unerlaubtem Entfernen vom Unfallort (2020: 508 Unfälle) erfasst. Sechs Personen haben im Straßenverkehr ihr Leben verloren (2020: fünf). Als Hauptunfallursache wurde „ungenügender Sicherheitsabstand“ verzeichnet, danach Fahrfehler und erst an letzter Stelle Alkohol am Steuer.
Viel Arbeit für Polizeikräfte und Landratsamt
Angesichts der weiter anhaltenden Corona-Pandemie, seien die guten Zahlen für 2021 keine Selbstverständlichkeit, so Heimerl: „Die Belastung ist nicht nur für die Polizeidienststellen im Landkreis hoch, sondern stellt auch das Landratsamt als Sicherheitsbehörde vor große Herausforderungen.“
Dazu zähle für das Landratsamt einerseits der enorme verwaltungsrechtliche Aufwand mit 1984 eingeleiteten Ordnungswidrigkeits-Verfahren und 1096 Bußgeldbescheiden bei Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz. 923 wurde gegen die Corona-Einreisverordnung verstoßen. 405 Verfahren wurden eingestellt, über 483 ist noch nicht entschieden. 441 000 Euro an Bußgeldern wurden vom Landkreis verhängt.
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2021 standen auch zahlreiche Überprüfungen der infektionsschutzrechtlichen Corona-Zugangsregelungen auf dem Programm. Innerhalb von fünf Monaten – Oktober 2021 bis März 2022 – führten Mitarbeiter des Landratsamts 431 Kontrollen etwa in Gastronomie, Einzelhandel oder Fitnessstudios durch. Bei 133 Kontrollen wurden sie von der Polizei unterstützt. 30 Ordnungswidrigkeitsverfahren mussten eingeleitet werden. Dabei lobte der Landrat die schnelle und lösungsorientierte Abstimmung mit der Polizei, etwa auch, was den Bereich des Jugendamts betrifft.
Evakuierungen und Montagsspaziergänge
Gleiches gelte für die beiden Ausnahmesituationen im vergangenen Jahr, als im April und im November jeweils die Entschärfung einer Fliegerbombe in Mühldorf anstand. „Die Evakuierung tausender Menschen innerhalb kürzester Zeit ist nur zu schaffen, wenn die Mitarbeiter des Katastrophenschutzes im Landratsamt, knapp 300 Einsatzkräfte und Bundespolizei, Landespolizei und die Inspektion vor Ort an einem Strang ziehen“, so Heimerl. Denn nicht jeder sei bereit gewesen, sein Heim gleich und widerspruchslos zu verlassen.
Gut zusammengearbeitet habe man auch bei den sogenannten Hygienespaziergängen gegen die Corona-Regeln, die in Mühldorf, Waldkraiburg, Neumarkt-Sankt Veit und Haag immer noch stattfinden und zeitweise Gegendemonstranten auf den Plan gerufen haben. Aktuell beobachte man in Waldkraiburg montags noch rund 400 „Spaziergänger“, 90 in Mühldorf, 50 in Neumarkt und rund 150 in Haag.
Polizeipräsident Manfred Hauser abschließend: „Gemäß unserer Devise ‚Sicherheit im Herzen– Zukunft im Blick‘ ist es uns weiterhin ein ganz besonderes Anliegen, einen wichtigen Beitrag für die Sicherheitslage in dieser Region zu leisten.“