Autobahn A94 im Kreis Mühldorf
Keimt Hoffnung auf? – Welche Lösung es für die lärmgeplagten Anwohner der A94 geben könnte
Die Anwohner der Autobahn A94 klagen seit Jahren über unerträglichen Lärm – dauerhaft unternommen wurde bisher nichts. Doch nun keimt offenbar Hoffnung auf. Lassen sich Lärmschutz und Energiegewinnung in irgendeiner Weise miteinander kombinieren?
Mühldorf/Aschau – Seitdem die A94 durchgängig befahrbar ist, klagen die Anwohner über den Lärm. Weder der Bund noch der Autobahnbetreiber haben dagegen bislang dauerhaft etwas unternommen. Das könnte sich jetzt – auf Initiative des Landkreises – vielleicht ändern, wie Mühldorfs Landrat Max Heimerl (CSU) am Rande eines Pressetermins bei der Bayern-Chemie in Aschau erklärte. Dabei wurde auch deutlich, wie der Landkreis von der Geothermie und einem Rüstungsauftrag für die Bayern-Chemie profitieren kann.
Ende Januar werde es „erste Zwischenergebnisse“ der laufenden Untersuchungen geben, ob und wie Lärmschutz und Energiegewinnung entlang der A94 kombiniert werden können. „Wir erhoffen uns in den nächsten Wochen erste konkrete Ergebnisse“, so Heimerl. Die seien noch nicht endgültig, „wir werden aber hoffentlich Perspektiven eröffnen können und können dann hoffentlich sagen, wie es konkret weitergehen kann.“
Der Bund will nicht, das Land kann nicht, da hilft sich der Landkreis selber
Das wäre das erste konkrete Ergebnis der Initiative „A94 2.0“ von Landrat Heimerl. Damit will er unter anderem den Lärmschutz angehen: „Der Bund will nicht, das Land kann nicht. Da haben wir gesagt, wir müssen uns irgendwie selber helfen.“
Der Lärmschutz ist bei „A94 2.0“ nur ein Teilaspekt. Es geht um den gesamten Wirtschaftsraum, darum, die Potenziale entlang der A94 für Solar-Strom zu nutzen, um daraus Wasserstoff zu gewinnen. Es geht um die Zusammenarbeit der Kommunen, um den Raum entlang der Autobahn gemeinsam zu entwickeln, um mit der Regierung von Oberbayern auch landesplanerisch für eine aktive, nachhaltige Ansiedlungspolitik zu betreiben.
„Wir sind die Aufsteigerregion Bayerns“
„Wir sind die Aufsteigerregion Bayerns“, betont Landrat Heimerl mit Verweis auf die Daten des Statistischen Landesamtes. „Wir wollen nicht lauter Logistiker haben, wir wollen möglichst Produktion und hochwertige Dienstleister haben, die sich ansiedeln können.“
Ob und wie das Konzept „A94 2.0“ machbar ist, untersucht derzeit das bayerische Wirtschaftsministerium auf Kosten des Freistaates. Heimerl möchte das Konzept dabei in „überschaubare Einheiten zerteilen, damit wir schnell auch entsprechende Ergebnisse vorweisen können.“
Druck beim Lärmschutz am größten
Vorrang hatte für Heimerl dabei der Lärmschutz, „weil da ja der Handlungsdruck auch mit am größten war. Das Ziel ist, dass wir jetzt an einzelnen Streckenabschnitten nachweisen können, dass es funktioniert.“
Und so untersucht das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) für das bayerische Wirtschaftsministerium seit Herbst das Potenzial von Sonnenstrom entlang der A94 im Landkreis. Das ISE betrachtet dabei PV-Hangflächen, Straßennebenflächen, PV-Straßenüberdachungen und kombinierenden PV-Lärmschutzeinrichtungen im Bereich von Schwindegg, Obertaufkirchen, Rattenkirchen und Heldenstein.
Lärmschutzmaßnahmen mit PV-Elementen?
Im Herbst hatte Heimerl bereits erklärt, dass er mit diesen Ergebnissen mit dem ISE beim Bund ein Reallabor beantragen wolle, um möglichst schnell mehrere hundert Meter Lärmschutzwand an der A94 zu errichten. Aus den Erkenntnissen des Reallabors sollen dann über eine Mischfinanzierung mehrere freiwillige Lärmschutzmaßnahmen mit PV-Elementen umgesetzt werden. Die Kosten für das Reallabor im zweistelligen Millionen-Bereich würde vollständig der Bund übernehmen.
Wie schnell das Reallabor Wirklichkeit wird, hänge dann vom Bund ab. „Der müsste eigentlich sofort auf diesen Zug aufspringen, weil er genau das abstrakt schon beschlossen hat“, betont Landrat Heimerl im Herbst. „Wir präsentieren eine Möglichkeit, wie er das konkret umsetzen kann. Ich hoffe, dass der Bund sieht, dass das eine gute Idee aus Bayern ist und deshalb sagt: Wir realisieren das!“
Auch Geothermie lockt Unternehmen
Für einen erfolgreichen Wirtschaftsraum Mühldorf greifen viele Bausteine ineinander. Das wurde bei dem Pressetermin deutlich. Der Auftrag für die Bayern Chemie, Antriebseinheiten für die Patriot-Luftabwehrraketen zu produzieren, bietet nicht nur dem Unternehmen für die nächsten zehn Jahre Sicherheit. Er kann auch hochwertige Dienstleister und qualifizierte Fachkräfte in die Region locken.
Der Aufbau von Fernwärme mit Geothermie – wie es derzeit in Ampfing, Polling und Aschau verfolgt wird –, kann ebenfalls Unternehmen anlocken, „weil hier ein grünes Netz mit attraktiven Energiepreisen aufgestellt wird. Das darf man nicht unterschätzen“, betonte Andreas Ziehlke, Standortleiter der Bayern-Chemie.
„Wir sind ein starker Landkreis mit großen Chancen“
„Die Puzzlestücke greifen im Landkreis sehr effizient ineinander“, ergänzte Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich (CSU). Sein Fazit: „Wir sind eine starke Region, ein starker Landkreis mit großen Chancen. Wir können aber auf jeden Fall sehr zuversichtlich in die Zukunft gehen. Wir haben da noch sehr, sehr viele Möglichkeiten und sehr viele Zahnräder.“

