Hitze-Tag mit Besucher-Rekord: Polizei rückt mehrfach an
Belästigte Kinder, Streitereien, Hetzjagd im Internet – Turbulenter Samstag im Mühldorfer Freibad
4007 Besucher, Parkchaos, Belästigung, drei Polizeieinsätze und eine Hetzjagd: Der Freibad-Samstag macht Schlagzeilen. So steht es um die Sicherheit rund ums Mühldorfer Bad.
Mühldorf– An einen solchen Tag kann sich Stadtwerkechef Alfred Lehmann nicht erinnern. Und das gleich aus mehreren Gründen, positiven wie negativen. „Wir hatten noch nie 4000 Badegäste“, sagt er, der Spitzenwert von 3800 aus dem vergangenen Jahr wurde am Samstag, 29. Juni, übertroffen. Er bescherte vielen eine fröhliche Abkühlung von der Hitze.
Die Schattenseite: Rund um das Freibad herrschte ein einzigartiges Chaos. „Die Parksituation war katastrophal“, gibt Lehmann zu, es gebe einfach nicht genug Stellplätze für all die Besucher, die mit dem Auto kämen. Dabei haben die Stadtwerke vor Saisonstart eine zusätzliche Wiese für 100 Autos gepachtet. Doch das reicht an solchen Tagen nicht. Dazu kommt: „Viele Badegäste, die mit dem Auto kommen, halten sich nicht an die Verkehrsregeln.“ Die Folge sind zugeparkte Autos, Gehwege und Hofzufahrten rund um die Ahamer Straße in Mühldorf.
Bei Polizeisprecher Maximilian Maier sind diese Probleme nicht aufgeschlagen. „Wir wissen, dass der Parkplatz überfüllt war, dass es sehr, sehr voll war und etwas konfus“, sagt der stellvertretende Inspektionschef. „Wir hatten deswegen aber keinen Einsatz.“
Trotzdem war die Polizei am Samstag gleich dreimal vor Ort. Am gravierendsten war der Übergriff eines betrunkenen 26-Jährigen, der nach Polizeiangaben mehrere kleine Kinder angefasst oder an sich gezogen hat. „Das war zum Teil im Schwimmbecken“, sagt Mühldorfs Polizeivize Maier. Die Polizei ermittelt jetzt gegen ihn.
Keine versuchte Entführung
Zugleich widerspricht Maier Darstellungen in sozialen Netzwerken, die von einer versuchten Entführung sprechen: „Das ist sehr weit hergeholt“, sagt der Polizeisprecher, „das gab es auf keinen Fall.“ Die Ermittlungen laufen.
Laut Stadtwerkechef Lehmann habe das Aufsichtspersonal sofort reagiert und die Polizei gerufen. Den Badegast hätten die Bademeister beobachtet, damit es zu keinen weiteren Übergriffen kommen würde. „Die Polizei war schnell da.“
Sechs Bademeister und Rettungsschwimmer an heißen Tagen
Bis zu sechs Bademeister und Rettungsschwimmer sind an solchen Tagen im Freibad, für Stadtwerke-Chef Lehmann ausreichend Personal, um für Sicherheit zu sorgen. Er sagt: „Es gab erstmals eine solche Belästigung von Kindern oder Frauen.“ Die Stadtwerke hätten die Beschäftigung von Sicherheitspersonal bisher vermieden, „das muss bei uns nicht sein“.
Das sieht auch Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl so. „Grundsätzlich ist unser Bad ein sicherer Ort, auch wenn es situativ einmal hitzig zugeht.“ Hetzl bedauert, dass Kinder zum Opfer wurden. „Vor Straftaten dieser Art sind wir auch in Mühldorf leider nicht gefeit.“
Polizeisprecher Maier ordnet die Vorgänge aus Sicht der Sicherheitsbehörden ein: „Wir haben keine Verhältnisse, wie sie aus dem Ruhrgebiet oder Berlin bekannt sind.“ Die Belästigung sei ein Ausnahmefall gewesen. Die anderen Einsätze der Polizei waren nach seinen Angaben nötig, weil zweimal Gruppen von Jugendlichen mit dem Aufsichtspersonal oder untereinander in Streit gerieten. Beide Male rückte die Polizei an. Von einer Schlägerei, wie in sozialen Netzwerken behauptet, will Maier nicht sprechen.
„Das hat sich hochgeschaukelt“, sagt er, „es gab Wortgefechte und in einem Fall auch Handgreiflichkeiten“. Die Jugendlichen wurden des Bades verwiesen. Für Stadtwerkechef Lehmann kein grundsätzliches Problem: „Wenn 4007 Besucher zusammen sind, bei der Hitze, kann es vorkommen, dass jemand über die Stränge schlägt.“ An allen drei Vorfällen waren nach Angaben der Polizei und der Stadtwerke Migranten beteiligt.
Hetzjagd im Internet
In den Tagen seit Samstag werden die Vorkommnisse auch in sozialen Netzwerken diskutiert. Dabei machte über WhatsApp und Instagram das Foto eines jungen Mannes im Freibad die Runde, der versucht haben soll, Kinder, vor allem Mädchen, zu entführen. „Das ist falsch“, sagt dazu Polizeisprecher Maier, „es handelt sich nicht um diesen Mann.“
Da in Waldkraiburg Anzeige wegen der Verbreitung des Fotos gestellt wurde, ermittelt die dortige Polizei. „Es geht um Verleumdung und einen Verstoß gegen das Urheberrecht“, sagt Sprecher Dietmar Meißner. Erkenntnisse über den möglichen Urheber habe die Polizei aber noch nicht. Auch die Verbreitung des Fotos könnte strafrechtliche Konsequenzen haben, sagt er, wer es weiterschickt, könnte das Urheberrecht verletzt haben.
Meißner schließt nicht aus, dass es bei dem Foto eher um eine private Retourkutsche geht als um den Versuch, einen Täter öffentlich zu machen: „Dann gehe ich doch zur Polizei und schicke das Foto nicht rum“, sagt Meißner.
Ein Grund für den massiven Ansturm auf das Freibad in Mühldorf seit dem vergangenen Jahr liegt nach Auskunft von Stadtwerkechef Lehmann in der Nachbarschaft: Seit in Waldkraiburg das Waldbad geschlossen ist, zieht es viele Menschen in andere Bäder. Vor allem nach Mühldorf und Töging.



