Am Rande notiert
„Mir hams ins Bier an Rausch nei do“: Wie Fredl Fesl weit über Bayern hinaus begeisterte
Fredl Fesl ist bayerisches Kulturgut: In dieser Kolumne schreibt Markus Honervogt über seinen ersten Kontakt zu Bayern. Noch lange vor Haindling oder Spider Murphy Gang. Und wie dieser Barde Jugendliche bis weit nach Hessen begeistert hat.
Heute soll der Blick zunächst weit zurückgehen. In die 1970er Jahre, als sich der Autor dieser Zeilen vor allem für Streifzüge durch den Wald, Fußball auf einer arg schiefen Maulwurfs-Wiese und die Erkundung streng verbotener Stollen interessierte. Nicht in Bayern, sondern weit im Norden, wie man hier so sagt, im Hessischen, kurz hinter Frankfurt.
Ganz allmählich kam das Interesse für Musik dazu, eher eine Suchbewegung als ein zielstrebiges Auswählen. Damals durfte so ziemlich alles als Kassette in den Grundig-Rekorder, was zuvor aus dem Nordmende-Kompaktradio gedrungen war und per Handmikrophon den Weg aufs Plastikband gefunden hatte.
Dabei kam es für den hessischen Jugendlichen zu mach‘ kurioser musikalischer Begegnung. Auch zu der mit einem Herren, den er später in einer damals beliebten Fernsehsendung entdeckte: „Was bin ich?“ Dieser sehr freundliche Herr jedenfalls trug einen höchst individuellen Rundtopflanghaarschnitt, hatte einen Vollbart, spielte eindrucksvoll gut Gitarre. Und sang dazu in einer fremdartigen Sprache.
Er war einer der frühesten Kontakte zu Bayern, die sich in diesen Jahren zugegebenermaßen auf die Musik beschränkte. Haindling oder die Spider Murphy Gang, zuerst aber: Fredl Fesl.
So ungewohnt die Sprache, so ausufernd, skurril und erheiternd die Geschichten vor den Liedern, so bayerisch der Witz: Der Sänger bereitete viel Freude. Und prägte sogar die Sprache der Heranwachsenden 500 Kilometer von Pleiskirchen entfernt. „Ich kann leider nicht kommen, mein Auto springt mich nicht mehr an“: Ein später oft und leidvoll, aber voller Fesl-Humor zitierter Satz aus dem „Anlass-Jodler“. Über die vergeblichen Versuche, Fesls einzigartige Jodelkunst beim Nachspielen auf der Gitarre zu imitieren, sei dagegen hier der Mantel des Vergessens gebreitet.
Jetzt ist Fredl Fesl tot, es bleiben die Erinnerungen. Und glücklicherweise ein Youtube-Kanal voller Videos aus allen Alterszeiten des heimischen Barden. Also ab aufs Canapé mit einer halben Bier und das Lied vom Rausch gesucht. „Mir hams ins Bier an Rausch nei do“, singt ein sichtlich vergnügter Fredl Fesl.
Prost Fredl, auf dass Dir Dein Bier da oben so wenig ausgehen mag wie uns hier unten Deine Lieder.
