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Serie: Die neue Mühldorfer Gastroszene

„Kein Bier für Nazis“: Wie ein Mühldorfer Irish Pub gemütliches Wohnzimmer sein will

Pub-Stimmung im O‘Senny‘s in Mühldorf.
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Pub-Stimmung im O‘Senny‘s in Mühldorf.

Guinness, Fußball und Selbstbedienung sind im Mühldorfer Irish Pub O‘Senny‘s angesagt. Chef Manuel Stockinger hat das Lokal im März eröffnet. Was er sich in seinem Pub nicht wünscht.

Mühldorf — „Céad míle fáilte“ ist gälisch und bedeutet „hunderttausend Willkommen“. So steht es an der Tür des ersten Mühldorfer Irish Pubs O‘Senny‘s. Und eine kleine Regenbogenflagge kündigt an, dass das hier ein Ort ist, an dem Vielfalt und Toleranz gelebt werden und sich auch queere Menschen gut aufgehoben fühlen können.

Hat in Mühldorf das erste Irish Pub eröffnet: Manuel Stockinger.

Null Toleranz gilt dagegen bei Diskriminierung und Abwertung. „Rechte Sprüche sind hier unerwünscht“, sagt Manuel Stockinger. Er ist der Chef des O‘Senny‘s,

In seiner Karte stehen ein paar Regeln. „Seid lieb zueinander, Hass und Hetze haben keinen Platz bei uns. Kein Bier für Nazis.“

„Kein Bier für Nazis“, steht in der Karte.

Wer an der Bar sitzt und rechtes Gedankengut von sich gibt, wird gebeten, dies zu unterlassen oder zu gehen. „Da positioniere ich mich ganz klar“, sagt der 35-Jährige, der aus Töging stammt und seit 15 Jahren in Mühldorf lebt.

Lisette Härtl und Manuel Stockinger sind ein Paar und arbeiten gemeinsam im O‘Senny‘s.

Außerdem steht er ein gegen frauenfeindliches Verhalten. „Ich will gute Sitten hier drinnen, nicht nur Bitte und Danke. Wer eine Barkeeperin respektlos mit ,Mausi‘ oder sowas anspricht, ist hier nicht willkommen.“

Selbstbedienung am Tresen

Seit das Lokal im März 2024 in den Räumen des ehemaligen Bistros „La Vivre“ in der Hans-Sachs-Passage geöffnet hat, funktioniere diese Linie recht gut. Auch dass es keinen Service gibt, sondern Selbstbedienung, bei der Gäste Bestellungen gleich am Tresen bezahlen, habe sich eingespielt. So beugt Stockinger dem Personalmangel in der Branche vor.

Am Tresen arbeiten bisher nur Leute aus seiner Clique mit. Sich aufeinander verlassen können, sei ihm wichtig. Im achtköpfigen Team ist auch seine Lebensgefährtin Lisette Härtl. „Ohne sie hätt‘ ich dieses Abenteuer nicht gewagt“, sagt er schmunzelnd. Und hat dem Laden seinen eigenen Spitznamen „Senny“ geliehen.

Hauptjob: Reisebüro

Der Wahl-Mühldorfer ist Reisekaufmann und arbeitet bisher noch Vollzeit in seinem Beruf. Ob er irgendwann allein von den Einnahmen des Pubs leben können wird, müsse sich erst noch zeigen. Da er sich auch um die Buchhaltung des O‘Senny‘s kümmert, kann er nicht immer selbst am Zapfhahn stehen. Dann hält sein Team die Stellung. „Der Laden muss auch ohne mich laufen.“

Im Magazin und Moloko an der Bar gearbeitet

Seine gastronomischen Erfahrungen hat er vor allem hinter den Bars im Magazin oder Moloko gesammelt. Das Nachtleben wurde ihm zu stressig. Der Traum, von einem eigenen Laden, schwirrte ihm schon vor Corona im Kopf herum. Zum Glück habe er erst nach der Pandemie angepackt.

„In Mühldorf fehlte meiner Meinung nach so ein Pub, in dem man einfach gemütlich was trinken und ratschen kann, das nicht an eine bestimmte Generation gebunden ist. Und wo man Fußball gucken kann“, erzählt Stockinger. Zum Beispiel die Champions League-Spiele des FC Bayern. Nicht nur an diesen Abenden ist der Laden voll.

Vintage Mobiliar und gedämpftes Licht

Seine Ideen sammelte er unter anderem in Irish Pubs in London. Das ehemalige „La Vivre“, das eine zeitlang das „Al Vicoletto“ war und dann vier Jahre brach lag, wurde komplett umgestaltet und in angenehmes Dunkelgrün getaucht. Das Vintage Mobiliar und das schummrige Licht vermitteln den Eindruck eines gemütlichen Wohnzimmers.

An der Bar gibt es Guinness, Kilkenny, Cider, Irish Coffee, eine reiche Whisky-Auswahl und ausgefallene Bio-Limonaden neben gängigen Getränken und Evergreens wie Sprizz. Für den kleinen Hunger bietet die Karte Nachos und etwa Fingerfood.

Fingerfood statt aufwändiger Speisen

„Anfangs haben wir Fish and Chips, ehrgeizig alles selbstgemacht und auch in veganer Version, angeboten. Das rentiert sich nicht, wir sind eben kein Speiselokal“, so der Betreiber. Wer aufwändige Gerichte anbiete, brauche mehr Personal, mehr Bereitschaft, mehr Geräte. „Was übrig blieb, ging an die Tafel - aber so kalkulieren, das geht nicht.“

Die Mehrwertsteuererhöhung für die Gastronomie - auf Speisen werden seit Januar 2024 nicht mehr 7 sondern 19 Prozent erhoben - trifft ihn kaum, da sein Geschäft getränkelastig sei.

Die nächste Folge der Serie „Gesichter der neuen Mühldorfer Gastro-Szene“ erscheint am Montag (23. Dezember) und vorgestellt wird das Zaki‘s.

O‘Senny‘s Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag 18 bis 0 Uhr, Freitag 18 bis 1 Uhr, Samstag 15 bis 1 Uhr.

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