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Neubau auf dem ehemaligen Sümögelände

Jetzt beginnt der Streit: Wie soll das neue Viertel in der Mühldorfer Altstadt aussehen?

So könnte die künftige Bebauung des ehemaligen Sümö-Geländes aussehen. Alle Detailfragen von der Zahl der Wohnungen in den Häusern bis zur Gestaltung des Parks bleiben offen, sie muss der Stadtrat entscheiden. Klinger
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So könnte die künftige Bebauung des ehemaligen Sümö-Geländes aussehen. Alle Detailfragen von der Zahl der Wohnungen in den Häusern bis zur Gestaltung des Parks bleiben offen, sie muss der Stadtrat entscheiden.

Bürgermeister und Stadtbaumeisterin sind begeistert, auch eine Jury hat den Plänen für ein neues Viertel am Rand der Mühldorfer Altstadt zugestimmt. Doch jetzt melden sich Stadträte mit zum Teil heftiger Kritik.

Mühldorf – Der Entwurf zur Gestaltung des ehemaligen Sümö-Geländes wird größere Diskussionen nach sich ziehen. Das macht eine Umfrage der Heimatzeitung bei Vertretern des Stadtrats deutlich. Während des Preisgerichts hatte sich nur Dr. Matthias Kraft (Grüne) gegen den Siegerentwurf ausgesprochen, jetzt wird die Kritik lauter. Dabei geht es um bezahlbaren Wohnraum, die Notwendigkeit vieler Parkplätze und die Gestaltung der Grünflächen.

Eine fast einstimmige Entscheidung

Die Jura, die den Siegentwurf gekürt hat, bildeten die Vertreter der Stadtratsfraktionen Thomas Enzinger (SPD), Karin Zieglgänsberger (UM), Stefan Schörghuber (CSU) und Dr. Matthias Kraft (Grüne). Linke und AfD waren in der Jury nicht vertreten, sie haben keinen Fraktionsstatus. Außerdem beurteilten sechs Architekten, darunter Stadtbaumeisterin Birgit Weichelsgartner, und Bürgermeister Michael Hetzl (UM) die Entwürfe.Die Entscheidung für den Siegerentwurf fiel mit der Gegenstimme von Matthias Kraft. Alle Entwürfe sind vom 7. bis 12. Februar von 10 bis 18 Uhr im Haberkasten zu sehen.

Das sagen die Stadtratsfraktionen

Trotz der einstimmigen Entscheidung wird es in den kommenden Wochen Diskussionen geben. Das zeigen die Kommentare der Stadtratsfraktionen zu den Entwürfen.

UM: Genaue Planung muss folgen

Für Karin Zieglgänsberger (UM) erfüllt der Siegerentwurf alle Vorgaben, die sich die Stadt aus den Bürgergesprächen 2018 und 2019, dem städtebaulichen Entwicklungskonzept und aus Wünschen der Regierung von Oberbayern. „Die zentrale Idee ist die Fortführung des Grüngürtels, er soll Raum für Freizeit und Kultur bieten und gleichzeitig als grüne Lunge der Stadt fungieren“, betont Zieglgänsberger, die in der Jury saß.

Zieglgänsberger betont aber auch, dass das Konzept keine Detailplanung enthalte. Wohnraumzuschnitte oder die Gestaltung der Grünflächen seien offen. „Diese Punkte müssen im weiteren Verlauf gemeinsam im Stadtrat erarbeitet werden“, sagt sie. Dabei seien viele Fragen zu klären, sie nennt die Gestaltung des Grüngürtels mit Freizeit- oder Kulturstätten oder bezahlbaren Wohnraum als offene Punkte. Auch die Verkehrssituation müsse betrachtet werden. Entscheidend sei es, Baurecht zu schaffen und mit dem Bau der Parkhäuser zubeginnen. Die Verlegung von Parkplätzen sei Vorbedingung für andere Vorhaben.

CSU: Alle Anforderungen erfüllt

Unterstützung für den Entwurf kommt auch von der CSU. Für die größte Stadtratsfraktion erfüllt der Siegervorschlag alle Anforderungen, die der Stadtrat formuliert habe. „Der Siegerentwurf verbindet am besten die gesteckten Ziele aus Schaffung von Parkplätzen, Wiederbelebung des Grüngürtels, sowie Schaffung von knapp 4000 Qudratmeter Gewerbeflächen verbunden mit knapp 6000 Quadratmeter Wohnraum“, erklärt Fraktionssprecher Stefan Lasner. Er lobt vor allem die modulare Umsetzbarkeit in einzelnen Schritten.

Verbesserungsnotwendigkeit sieht Lasner vor allem bei der Verkehrssituation rund um das ehemalige Sümögelände, dem Standort der Gastronomie, die sich die CSU in der Grünanalge wünscht und der Gestaltung des Parks. „Die Einbeziehung des Inns und die Überquerungsmöglichkeiten der alten B 12 waren in anderen Entwürfen besser.“

SPD: Mehr Schwächen als Stärken

Angelika Kölbl, Sprecherin der SPD sieht dagegen weit mehr Schwächen als Stärken in dem Entwurf. Sie fürchtet, dass Gewerbe und Gastro den Stadtplatz schwächen könnten, der Freizeit- und Kulturbereich bleibe gänzlich unbeachtet, kritisiert sie. „Vielleicht sind die Baukosten günstig und durch die luxuriöse Wohnbebauung Erträge aus Grundstücksverkäufen und somit Quersubventionierung möglich.“

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Was aber wie ein Vorteil aussieht, kritisiert Kölbl sofort: „Wohnbebauung kann, wenn überhaupt, nur in Form eines oder mehrerer Mehrparteienhäuser mit bezahlbaren Mieten von sieben bis acht Euro erfolgen.“ Nach ihren Angaben handelt sich um städtische Grundstücke „und die müssen den Einwohnern unserer Stadt erhalten bleiben“.

Kölbl will vor allem mehr Grün, Angebote zur Freizeitgestaltung, Bühnen, Kletterwand, Rodelbahn, eine Verlagerung der Gastro zum Beispiel auf das Parkhausdach. Kölbl fordert außerdem die Einbindung der Bevölkerung vor einer Entscheidung.

Grüne: Ziele völlig verfehlt

Kaum ein gutes Haar lässt Dr. Matthias Kraft an dem Entwurf. Der Fraktionssprecher der Grünen war das einzige Jurymitglied, dass sich gegen den Plan ausgesprochen hat. Positiv nennt er nur die flexible Umsetzbarkeit und die Schaffung von hochwertigem Wohnraum. „Der Entwurf verfehlt die grundlegenden Ziele der Ausschreibung erheblich“, betont Kraft. „Der schmale Grünstreifen ist kaum für die Allgemeinheit nutzbar. Inn und Innenstadt werden durch extensive Bebauung und ein monströses Parkhaus maximal getrennt.“ Unter allen vorgelegten Entwürfen sei der Siegerentwurf der mit dem zweimeisten Flächenverbrauch.

Kraft geht nicht von einer schnellen Umsetzung aus. Er fordert vorab eine „belastbare Bedarfsanalyse“, die bisherigen Umfragen reichen ihm nicht aus. Die Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs und des bestehenden Parkleitsystems müsse genauso einbezogen werden, wir die Klärung des künftigen Standorts für das Hallenbad und eine Umgestaltung des Stadtplatzes.

AfD: Parkhäuser gut plaztiert

Die AfD nennt die Parkhäuser gut platziert. „Gute Zufahrt, Zentrumsnähe und kostengünstige Bauweise in die Höhe ohne aufwändige Bodenarbeiten“, seien Pluspunkte, genau wie die vielen Grünflächen mit einem zentralen Platz. „Priorität in der Umsetzung hat angesichts der seit Jahren immer wieder angespannten Parkplatz-Situation sicher das Parkhaus.“

Linke: Diesen Unfug ablehnen

Da nur Stadtratsfraktionen einen Vertreter in die Jury entsenden durften, war Claus Debnar (Linke) genauso wenig wie Oliver Multusch (AfD) bei der Entscheidung dabei. Sein Urteil: „Ich lehne diesen Unfug rundherum ab.“ Er kritisiert vor allem den Bau der Parkhäuser. „Weshalb unser Bürgermeister ein überdimensioniertes Parkhaus, für das kein Bedarf besteht, zu seinem Leib- und Magenthema erhoben hat, erschließt sich mir nicht. Dies ist verkehrspolitisch rückständig und bedeutet eine exorbitante Verschwendung öffentlicher Gelder.“ Wie die Grünen fordert Debnar ein effektives Parkleitsystem und ein „vernünftiges Konzept“ für den Stadtbus.

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