Objekte einer außergewöhnlichen Zeit
Was von Corona übrig bleibt – das Museum Mühldorf bewahrt die Pandemie für die Nachwelt
Monatelang hat Corona auch das Leben im Landkreis Mühldorf bestimmt: Schöne Erinnerungen verbindet kaum einer mit dieser Pandemie. Trotzdem will das Museum Mühldorf die Erfahrungen mit Corona für die Nachwelt festhalten.
Mühldorf – Aus geblümten Stoffresten selbst genähte Masken, daneben Masken mit dem Logo des Landkreises und ein Schlüsselband des „Contact Tracing Teams“ zur Corona-Infektions-Nachverfolgung am Landratsamt, eine Charge Impfampullen von Biontech samt Einmalspritzen. Es ist eine bunte Mischung aus Überbleibseln der Corona-Zeit, die Korbinian Engelmann, Leiter des Geschichtszentrums und Museums Mühldorf, da vor sich auf dem Tisch liegen hat.
Museum sammelt bedeutsame Dinge
Zusammengetragen aus den Privathaushalten der Museumsmitarbeiter und gesammelt nach einem Aufruf an die Öffentlichkeit. „Wir verstehen uns als Sacharchiv, das bedeutsame Dinge sammelt“, erklärt Engelmann dazu. Bereits im Mai 2020 – da war Corona im Landkreis gerade mal zwei Monate alt – bat das Museum die Bürger um Fotografien, Alltagsobjekte und persönliche Geschichten, die einen Bezug zur Corona-Pandemie im Landkreis haben. Abzugeben natürlich erst, wenn der Spuk zu Ende sei. Schließlich waren Schutzmasken im Mai 2020 noch heiß begehrte Mangelware und wurden wie vieles andere noch dringend gebraucht.
„Es geht uns darum, die Krankheit zu sammeln, die alles lahmgelegt hat“, schildert der Museumsleiter den Beweggrund. Corona sammeln, indem das Museum versucht, Gegenstände, die zu Pandemiezeiten plötzlich überlebenswichtig waren, nicht einfach in der Versenkung beziehungsweise im Mülleimer verschwinden zu lassen.
Pandemie wurde zum Alltag
Auf große Resonanz in der Bevölkerung stieß die Idee des Museums damals nicht, allzu viele Corona-Memorabilien wurden nicht abgegeben. „Als die Pandemie zwar schon fast Alltag, aber auch immer wieder Neuland war, waren die Leute mit anderen Dingen beschäftigt“, das weiß Engelmann aus eigener Erfahrung nur zu gut.
Trotzdem hat das Museum Mühldorf es geschafft, einige besondere Sammlerstücke in seinen Bestand aufzunehmen. Da wäre zum Beispiel das riesige Schild, das über dem Eingang des Landkreis-Impfzentrums an der Oderstraße prangte. „Wir haben die Hausmeister gebeten, uns das Schild abzuschrauben“, Korbinian Engelmann.
Damals heiß begehrt: Der erste Impfstoff
Besonders stolz ist er auf zwei Pappschachteln und ein paar Glasfläschchen, die es in die Ausstellungsvitrine „Heimat“ im zweiten Stock des Museums geschafft haben. Denn bei den Behältnissen handelt es sich um bedeutende Zeitzeugen. „Das sind die ersten Impfstoffe, die zum Jahreswechsel 2020 im Mühldorfer Impfzentrum verabreicht wurden“, berichtet Engelmann. „Ich bin damals rausgefahren und habe sie für unser Museum gesichert!“
Dabei half natürlich auch der enge Zusammenhang zwischen Museum und Landratsamt, dem das Museum angegliedert ist. So konnten auf dem „kurzen Dienstweg“ vom Gesundheitsamt medizinische Artikel aus der Coronazeit in die Nach-Pandemiezeit hinübergerettet werden.
Kinder zeichnen Gesichter immer mit Masken
Was dem Museum noch in seiner Corona-Sammlung fehlt, sind persönliche Erinnerungsstücke an diese außergewöhnliche Zeit. Engelmann selbst will noch Zeichnungen beisteuern, die seine damals fünfjährige Tochter gemacht hat: „Sie hat damals Gesichter gezeichnet, die alle die typischen Mund-Nase-Masken trugen.“
Weitere Objekte mit Handkuss erwünscht
Interessant für den Rückblick wären auch Fotos. „Wie wurden während der Pandemie Hochzeiten gefeiert, wie sah die Einschulung aus“, das würde er den Museumsbesuchern gerne zeigen können. Vielleicht hat jemand ein Corona-Tagebuch geführt? Engelmann versichert: „Wir würden diese Objekte mit Handkuss nehmen.“ Und natürlich sorgsam behandeln sowie für nachfolgende Generationen bewahren.

