So teuer sind Baugrund, Häuser und Wohnungen
„Die Schere geht weiter auseinander“: Sind die eigenen vier Wände bald unbezahlbar?
Die Preise für Wohneigentum sind im Landkreis Mühldorf in den vergangenen zehn Jahren drastisch nach oben gegangen. Das belegt der neueste Marktbericht des Landratsamtes. Trotz einer Verschnaufpause gibt es wenig Hoffnung. Die Aufschlüsselung nach Gemeinden.
Mühldorf – Die Preise für die Wohnbaugrundstücke, für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie für Eigentumswohnungen haben sich im Landkreis Mühldorf in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Das zeigt der Immobilienmarkt-Bericht 2024, den Mühldorfs Landrat Max Heimerl und Manfred Weichselgartner, Vorsitzender des Mühldorfer Gutachterausschusses, jetzt präsentierten.
Zwar sanken die Preise 2023 seit langem mal wieder, sie bleiben aber immer noch auf einem hohen Niveau. Und es könnte nur eine Verschnaufpause sein. Denn Mühldorf werde auch in Zukunft Menschen anziehen, so Heimerl.
343 Euro für einen Quadratmeter Wohnbaugrund
Die Richtwerte für Wohnbaugrundstücke kannten neun Jahre lang nur eine Richtung: nach oben. 2023 sind sie erstmals um knapp zehn Prozent gesunken, erläuterte Weichselgartner. Bis 2014 hat der Quadratmeter im Schnitt noch 146 Euro gekostet; inzwischen sind es 462 Euro (2022). Aktuell liegt der durchschnittliche Bodenrichtwert für Wohngebiete und gemischt genutzte Baugebiete im Landkreis bei 343 Euro je Quadratmeter.
Entlang der A 94, der B 12 und der Bahn sind die Preise deutlich höher. Der teuerste Grund liegt in Mühldorf. Hier kostet der Quadratmeter knapp 553 Euro. Maitenbeth und Haag folgen mit 512 beziehungsweise 510 Euro; in Waldkraiburg und Rechtmehring kostet der Baugrund 444 und 428 Euro. Die günstigsten Bauflächen gibt es in Egglkofen, Oberneukirchen, Lohkirchen und Niederbergkirchen mit Quadratmeterpreisen knapp unter 200 Euro.
Preise bei Häusern und Wohnungen zuletzt gesunken
Auch bei den verkauften Ein- und Zweifamilienhäusern haben die Preise je Quadratmeter Wohnfläche deutlich zugelegt. 2010 hat der Quadratmeter noch 1.282 Euro gekostet; 2023 waren es 3.346 Euro. Das sind aber gut zehn Prozent weniger als im Hochpreisjahr 2021; damals kostete der Quadratmeter im Schnitt 3.755 Euro.
Seit 2010 sind auch Eigentumswohnungen deutlich teurer geworden. Hier stieg der Quadratmeterpreise von 1.024 Euro im Jahr 2010 bis 2022 auf 3.626 Euro an. 2023 gaben auch hier die Preise nach und sanken um 16 Prozent auf 3.033 Euro.
Auf lange Sicht steigen die Preise drastisch
„Das ist ein drastischer Anstieg“, fasste Landrat Heimerl die Entwicklungen auf den Immobilienmärkten der vergangenen zehn Jahre zusammen.
Gutachterausschüsse sorgen für Transparenz
Die Gutachterausschüsse wurden 1960 eingeführt, sie sollen am Grundstücksmarkt für Transparenz sorgen und Spekulationsblasen entgegenwirken. Auf Basis von tatsächlichen Kaufverträgen ermitteln sie alle zwei Jahre Bodenrichtwerte und Marktberichte. Die Gutachterausschüsse sind selbständige, unabhängige und nicht an Weisungen gebundene Gremien; ihre Mitglieder wirken bis auf den Vorsitzenden und dessen Stellvertreter als ehrenamtliche Sachverständige aus verschiedensten Fachgebieten im Bereich der Immobilienwertermittlung.
Gleichzeitig gingen nicht nur die Durchschnittspreise nach oben, auch die Bandbreite der Kaufpreise spreizte sich deutlich auf. „Über lange Zeit war das Preisniveau relativ identisch. Aber die Schere geht auseinander und das Niveau insgesamt sehr stark nach oben“, so Heimerl.
Der Druck aus München ist da
Mehr als eine Verschnaufpause scheint die aktuelle Preisentwicklung nicht zu sein. Durch die A 94 kommt weiter Druck aus München. „Wir rücken zeitlich immer näher an München heran“, so Heimerl. Das werde sich noch einmal verstärken, wenn die Bahn zweigleisig ausgebaut sei und es über die Walpertskirchner Spange eine direkte Zuganbindung an den Münchner Flughafen gibt. Das mache den Landkreis noch attraktiver.
Heimerl fordert mehr Entscheidungsfreiheit
Die Politik stehe daher beim bezahlbaren Wohnen, bei neuen Arbeitsplätzen und in der Infrastruktur, zum Beispiel bei Kitas und Schulen, vor „großen Herausforderungen“, betonte Heimerl. „Wir haben den Anspruch, die Entwicklung nicht nur geschehen zu lassen, sondern versuchen ihn im Rahmen unserer Möglichkeiten zu managen.“ Dazu brauche es aber auch mehr Freiheiten vor Ort: „Das einzige, was gegen überbordende Bürokratie hilft, ist Vertrauen in die Entscheidungsträger vor Ort.”


