Was mich freut, was mich ärgert
Bahn sorgt für Verkehrschaos und Verdruss in Weidenbach: So lange wird es noch dauern
In Weidenbach sorgt die Bahn mit Bummelfahrten seit Wochen für Staus. Das ärgert Anwohner, Lieferanten, Mitarbeiter und Unternehmen. Von der Bahn erfahren sie dazu nichts. Aber von den OVB Heimatzeitungen.
Heldenstein/Weidenbach – Von der A94 bis zur Metallbau Hudlberger in Weidenbach ist es eigentlich nur ein Katzensprung: runter von der Autobahn und die dritte Ausfahrt im Kreisverkehr nehmen. Gleich hinter den Bäumen ist die Firma. Nur noch über die Bahngleise und schon ist das Ziel erreicht. Eigentlich. Sobald aber ein Zug kommt und die Schranken heruntergehen, kann es dauern. Dann gibt es seit ein paar Wochen Staus, Wartezeiten und keine Auskunft von der Bahn. Vor allem das ärgert Irmi und Anton Hudlberger.
„Da stehen oft zehn, zwölf Autos zehn, fünfzehn Minuten“, erzählt Anton Hudlberger. „Die Staus reichen immer wieder bis in den Kreisverkehr.“ Der Grund: Die Züge zwischen München und Mühldorf schleichen nur noch mit 20 Kilometern pro Stunde. „Der Zug fährt langsam rein, hält und wartet auf den Gegenzug, der ebenfalls vor sich hin tuckert. Wenn ich für jede Minute, die ich da gestanden bin, einen Euro bekomme, dann hätte ich schon ein schönes Geld verdient“, sagt der Unternehmer.
Der Bahnübergang: eine Geduldsprobe
Der Bahnübergang in Weidenbach: eine Geduldsprobe. „Manche können es nicht erwarten und wollen dann mit dem Auto wenden. Andere hupen, steigen aus und schauen nach“, erzählt Irmi Hudlberger. „Und andere schimpfen“, hat Anton Hudlberger schon gesehen.
Täglich kommen fünf bis zehn Lastzüge zu ihrer Firma. Die können und wollen sie nicht durch den Ort leiten. „Das wollen wir den Anwohnern nicht zumuten“, betont Irmi Hudlberger.
„Wir erfahren nichts“
Doch das Ärgerlichste sei: „Wir erfahren nichts.“ Sie hätten schon bei der Deutschen Bahn und bei der Südostbayernbahn (SOB) angefragt. Keine Auskunft. Auch ihre Töchter, die als Zugbegleiter auf der Strecke arbeiten, „wissen nichts“.
Erst eine Anfrage der OVB Heimatzeitungen bei der Deutschen Bahn bringt die ersehnte Auskunft: Eine Bahn-Sprecherin, die namentlich nicht genannt werden will, bestätigt die Langsamfahrten „seit einigen Wochen“: „Der Grund ist Sanierungsbedarf an der Eisenbahnüberführung in Weidenbach, was eine Langsamfahrt auf der Überführung notwendig macht. Dadurch muss bedauerlicherweise auch der Bahnübergang Weidenbach länger geschlossen bleiben.“
Sanierungsbedarf an Eisenbahnbrücke
Bei einer Kontrolle hätte sich im November vergangenen Jahres ergeben, dass diese Brücke am anderen Ende von Weidenbach, einen „grundsätzlichen Sanierungsbedarf“ habe. Sie werde, so die Sprecherin, voraussichtlich im Juni 2024 „umfangreich“ saniert: „Für die Arbeiten muss die Strecke voraussichtlich insgesamt 14 Tage lang gesperrt werden.“ Auch weitere nächtliche Sperrungen seien möglich. Die derzeitigen Behinderungen „werden voraussichtlich bis dahin andauern“, so die Bahn-Sprecherin.
Anton und Irmi Hudlberger haben dafür auf der einen Seite Verständnis: „Die Brücke ist von anno dazumal, da wurde nie was gemacht. Und Sicherheit geht vor.“ Können mit den Staus jetzt besser umgehen.
Kein Verständnis für Kommunikation der Bahn
Für die Kommunikation der Bahn ihnen gegenüber haben sich aber kein Verständnis. Anton Hudlberger: „Wir haben nichts bekommen.“ Die SOB habe nichts sagen können, auch nicht, wer etwas sagen könnte. „Man erfährt nichts.“ Vermeidbarer Ärger, so Hudlberger: „Kommunikation ist alles.“
Die Sprecherin der Bahn bedauert, dass Anton und Irmi Hudlberger keine Antwort erhalten haben. Die gebe es bei Anfragen bei DB Netz Süd unter dbnetz.sued@deutschebahn.com. Sie versichert: „Wir werden rechtzeitig zum Start der Baumaßnahmen informieren.“
Hoffentlich ist die Bahn pünktlich
Jetzt hoffen Irmi und Anton Hudlberger, dass der Zeitplan für die Sanierung auch tatsächlich eingehalten wird. Inzwischen haben sie gelernt, mit den Staus zu leben: Die Lieferanten sind informiert und die Mitarbeiter kommen etwas früher oder nehmen Schleichwege, um rechtzeitig in der Arbeit zu sein – weil die Bahn auf der Strecke Mühldorf – München bei Weidenbach seit Wochen nur noch mit 20 Kilometern pro Stunde schleichen kann.



