Wusstet ihr das schon? Teil zwei der Artikelserie aus Mühldorf am Inn
Am Ende des Lebens „Ois gwunna!“ - Das war Georg „Schorsch“ Meier
In unserer neuen Serie „Kennt Ihr diese Frau?/Kennt Ihr diesen Mann? - Bekannte Mühldorfer Persönlichkeiten“ stellt innsalzach24.de gemeinsam mit dem Stadtarchiv Mühldorf ab sofort regelmäßig bekannte Persönlichkeiten vor.
Mühldorf am Inn - Am 19. Februar 1999 stirbt Schorsch Meier in München. „Ois gwunna!“, steht auf seinem Sterbebild, das ihn als Rennfahrer zeigt. Im zweiten Teil unserer Serie, die mit dem Filmpionier Peter Ostermayer begann (Plus-Artikel), stellen wir Rennfahrerlegende Georg „Schorsch“ Meier vor.
Am 9. November 1910 kommt er in Mühldorf am Inn zur Welt. Sein Vater Georg Meier ist Angestellter bei der königlich-bayerischen Staatsbahn. Nach Schule und Lehrzeit bei der Reparaturwerkstatt Heinrich Braun in Mühldorf steht anfangs als Sportgerät nur ein Fahrrad der Marke Mammut zur Verfügung. Erst nach dem Eintritt bei der Bayerischen Landespolizei 1929 absolviert er die Führerscheinprüfung für alle Klassen und kauft sich sein erstes eigenes Motorrad, eine Viktoria KR 35. Sein sportliches Talent bleibt seinem Vorsetzen Hauptmann Dahme nicht verborgen. „Der Meier ist ein verrückter Hund, aber Motorradfahren kann er!“.
Meier als Geländefahrer: Wertvolle Erfahrungen gesammelt
Die Wettbewerbe im Gelände werden über lange Distanzen und ständig wechselnden Untergrund gefahren und bilden damit einen soliden Grundstock für die Fahrpraxis. Das dabei erlernte Balancegefühl verschaffte Schorsch Meier später einen erheblichen Vorteil gegen über seinen Konkurrenten, die nur über Bahn- oder Straßenrennpraxis verfügten. Den Umweg über Bahnrennen will Meier nicht gehen. „I hob den Dreck net mögn“, obwohl in Mühldorf sowohl Rennbahn als auch mit seinem Lehrlingskollegen Sepp Giggenbach ein Vorbild und Ratgeber vorhanden waren.
Rennfahrerlegende Georg „Schorsch“ Meier aus Mühldorf: Sein Leben in Bildern




Zusammen mit Josef Forster, Fritz Linhard bestreitet Schorsch Meier nun im Dienstauftrag alle bedeutenden Geländefahrten in Deutschland. Ihre zahlreichen Siege, auch unter härtesten Bedingungen, bringt ihnen bald die Bezeichnung „Die drei Gusseisernen“ ein.
Meier als BMW-Werksfahrer: Erfolg folgt auf Erfolg
Beim Herbstrennen 1937 in Hockenheim belegt er auf einer Straßenrennmaschine von BMW den vierten Platz und ist seit der Saison 1938 Werksfahrer für BMW. Bei der Saisoneröffnung 1938 auf dem Eilenriede-Kurs in Hannover besiegt er die etablierten Fahrer. Im selben Jahr gewinnt er nach weiteren Siegen auf dem Sachsenring, in Assen und in Monza die Europameisterschaft und 1939 als erster nicht Brite die Senior Tourist Trophy auf der Isle of Man. Mit den vier gewonnen Meisterschaften 1948, 1949, 1959 und 1953 wird er zum populärsten deutschen Sportmann nach dem Krieg.
Bei den Motorraderfolgen 1938 und 1939 muss bei aller Würdigung der fahrerischen Überlegenheit Meiers berücksichtigt werden, dass auch das BMW-Rennmotorrad zumindest der englischen Konkurrenz deutlich überlegen war. Die Motorleistung lag, bedingt durch die Kompressor-Aufladung, etwa 10 PS höher als die der Norton-Maschine. Gegenüber der italienischen Gilera, die ebenfalls über einen aufgeladenen Motor verfügte, hatte die BMW-Maschine ein sehr leicht gehaltenes Fahrwerk mit Teleskopgabel und Hinterradfederung.
Meier als Autorennfahrer: Wechsel zur Auto-Union
Der Aufstieg zum Rennfahrer im Spitzenfahrerbescheid gelingt ohne Anlaufschwierigkeiten. Dabei ist auch Meiers körperliche Fitness von Vorteil, denn Große Preise werden zum Teil auf öffentlichen Straßen gefahren, wobei die Renndistanzen zwischen 300- und 400 km betragen. Nach dem Gewinn der Europameisterschaft 1938 wird ihn die Auto-Union (Anmerkung der Redaktion: Ein Vorgänger-Unternehmen von Audi) im Grand Prix mit über 400 PS einsetzen.
In einem internen Bericht der Auto-Union heißt es. „Von den beiden Nachwuchsfahrern, Meier und Bigalke, ist Meier zweifellos derjenige, der am meisten gefördert ist und der seiner ganzen Persönlichkeit und seinem Können nach zu großen Hoffnungen berechtigt. Es ist also wünschenswert, Meier soviel wie möglich einzusetzen, insbesondere auch auf dem Nürnbergring, da das Publikum dort den Einsatz von Meier verlangen wird. Die Rennwagen der damaligen Zeit waren unter Berücksichtigung der sehr problematischen Straßenlager eindeutig übermotorisiert und schwer beherrschbar.
Meier als Geschäftsmann: Sein Name wertet BMW-Produkte auf
Im Herbst 1948 eröffnet Schorsch Meier in einer Baracke an der Dachauer Straße in München seinen Fahrzeughandel „Meiersche Hüttenwerke“. Anfangs konnte er nur Fahrräder anbieten, es folgten aber 1949 Motorräder von Imme, Horex und Victoria. Als man ihn 1950 wieder für den neuaufgebauten Rennstall unter Vertrag nimmt, verkauft er auch BMW-Motorräder. Er baut seinen Betrieb mit über 200 Mitarbeitern zum weltweit führenden BMW-Händlerbetrieb aus, den er 1969 an die BMW AG verpachtet.
Die Bekanntheit seines Namens setzt Schorsch Meier auch beim Vertrieb eines sehr durchdachten Zubehörangebots ein. Ein BMW-Motorrad wird durch einen Schorsch Meier Tank oder ein Schorsch Meier Rennkissen erheblich aufgewertet. Aber auch Kleinwagen wie die Isetta oder das Goggomobil verkaufen sich dank der Händlerplakette mit dem berühmten Rennfahrernamen besser als anderswo.
Auch viele interessante Persönlichkeiten aus Burghausen und Rosenheim
Auch die Stadt Burghausen bietet weit mehr als nur die längste Burg der Welt. Zusammen mit dem Stadtarchiv Burghausen wollen wir euch besondere Geschichten aus der Burghauser Vergangenheit präsentieren. Im jüngsten Teil ging es um Herzogin Hedwig -Braut der Landshuter Hochzeit (Plus-Artikel). Die erste Serie dieser Art behandelte Rosenheim. Von dort war die zuletzt vorgestellte Persöhnlichkeit Marie Faber, eine der ersten Skifahrerinnen der Alpenvereinssektion Rosenheim (Plus-Artikel).
hs/Edwin Hamberger (Stadtarchiv Mühldorf am Inn)



