Beim Spaziergang entdeckt
Grausiger Fund am Inn-Ufer in Mühldorf: Tote Königspython in der Plastiktüte
Da trauten Pamela und Bernhard Söllner fast ihren Augen nicht: Am Innufer in Mühldorf fand das Ehepaar beim Spaziergehen eine tote Königspython in einer Plastiktüte. Offenbar achtlos „entsorgt“. Jetzt ermittelt die Polizei.
Mühldorf – Der Spaziergang entlang des Inn. Für die Eheleute Pamela und Bernhard Söllner ist das tägliche Routine, wenn sie dabei auch ihren Hund Bene, einen bayerischen Gebirgsschweißhund Gassi führen. An jenem Sonntag tat der Jagdhund da, wofür er ausgebildet ist: Er schlug an, als er sich am Innufer einer Plastiktüte genähert hatte, in der sich offenbar etwas Interessantes befunden hatte. Die Söllners fackelten nicht lange und hoben die verknotete Tüte auf, bereits ahnend, dass sich eine Schlange darin befand.
Oder doch bloß Winterstarre?
Da sie nicht weit vom Inn entfernt wohnen, nahmen sie die Tüte mit nach Hause und öffneten diese. Und tatsächlich war es eine Schlange, die sie dann in einem kleinen Bottich vor sich liegen hatten. „Die war regungslos. Zunächst haben wir noch gedacht, dass sie sich in der Winterstarre befindet. Aber sie war offenbar schon tot“, so Pamela Söllner, die zugibt, dass man das Paket mit großem Respekt geöffnet habe. „Man weiß ja nicht, welche Schlange man da vor sich hat.“
Blutspuren seien erkennbar gewesen. Die beiden vermuten, dass jemand das Tier in der Natur entsorgt hat. „Wohl von der Innbrücke geworfen, nachdem es nur wenig später an das Innufer gespült wurde“, mutmaßt Pamela Söllner. „Qualvoll erstickt“, vermutet sie. Um welche Art es sich bei der Schlange handelt, war dann schnell geklärt: Ein Online-Abgleich eines Fotos mit Google Lens im Internet brachte die Erkenntnis, dass es sich um eine Königspython handelte.
Tier war offensichtlich bereits am Fundort tot
Nun hatten die Söllners ein lebloses Reptil bei sich zu Hause. Was damit tun? Das Erste, was ihnen dann am Sonntag (23. Februar) einfiel, war, damit zur Polizei zu gehen. Dort staunte man nicht schlecht über das ungewöhnliche Fundstück. „Das Reptil war wohl schon bei der Abgabe tot. Es wurde dann zur Tierverwertungsanstalt nach St. Erasmus zur Verbrennung gebracht“, teil die Polizei in Mühldorf auf Anfrage mit.
Es sei in der Tat ungewöhnlich, dass Reptilien bei der Polizei abgeben werden. Im vergangenen Jahr war es tatsächlich auch mal eine Schildkröte (wir berichteten), häufiger aber seien es Haustiere, wie Hunde und Katzen, die entweder abgegeben oder als vermisst gemeldet werden, wie es von der Polizei weiter heißt.
Operationsnarbe festgestellt
Im Falle der Königspython, die offenbar eine Operationsnarbe aufweist, wurde der Fund aufgenommen und sogar Ermittlungen aufgenommen, wie die Polizei weiter mitteilt. Schließlich könnte bei der Entsorgung des 70 Zentimeter langen Tieres ein Verstoß nach dem Tierschutzgesetz vorliegen.
Königspython ist nicht meldepflichtig
Doch die Ermittlung des Halters gestaltet sich schwierig. Denn: Nicht alle Reptilien sind meldepflichtig, eine Königspython zum Beispiel müsse nicht gemeldet werden, sagt das Landratsamt in Mühldorf auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen. Königspythons sind weder giftig noch anderweitig gefährlich. Die Haltung ist erlaubt. „Die Suche nach dem Halter obliegt grundsätzlich der zuständigen Polizei. Da Königspythons weder artenschutz- noch veterinärrechtlich meldepflichtig sind, können die zuständigen Landratsämter wenig zur Aufklärung beitragen“, heißt es dazu von der Pressestelle im Landratsamt.
Um eine Schlange zu identifizieren beziehungsweise zu kennzeichnen, nennt das Landratsamt zwei Möglichkeiten: Entweder die Fotodokumentation oder das Implantieren eines Transponders – analog zu Hunden. Vorgeschrieben sei das aber nicht. „Falls das bereits tote Tier im Inn entsorgt wurde, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Sollte das Tier lebend in den Inn geworfen worden sein, wäre das eine Straftat.“ Die Höhe der Geldbuße beziehungsweise der Geldstrafe sei dann im Einzelfall festzulegen.
Kein Verständnis für Tierbesitzer
Auch wenn die Hoffnung verschwindend gering ist: Pamela Söllner hofft, dass man den Tierbesitzer tatsächlich auffindet. Sie kann sich die Denkweise von Tierbesitzern nicht erklären, die sich ein Tier anschaffen, das dann aber, wenn es offensichtlich Probleme bereitet oder uninteressant wird, auf so grausame Weise „entsorgt“ wird.
