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Trauerfeier in der Allianz-Arena

„Gute Freunde kann niemand trennen“: Franz Beckenbauers innige Beziehung zu Mühldorf

Franz Beckenbauer hatte eine innige Beziehung zu Mühldorf: Seine erste Ehefrau Brigitte (oben links) war mit einem Mühldorfer verheiratet, Stadtpfarrer Georg Nunhofer (unten links) kannte ihn seit seinen Kindertagen in Giesing. Auch Altbürgermeister Günther Knoblauch (oben rechts) und FCB-Mitglied Ulrich Brukhard trafen ihn.
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Franz Beckenbauer hatte eine innige Beziehung zu Mühldorf: Seine erste Ehefrau Brigitte (oben links) war mit einem Mühldorfer verheiratet, Stadtpfarrer Georg Nunhofer (unten links) kannte ihn seit seinen Kindertagen in Giesing. Auch Altbürgermeister Günther Knoblauch (oben rechts) und FCB-Mitglied Ulrich Brukhard trafen ihn.

Am Freitag (19. Januar) findet ab 15 Uhr in der Münchner Allianz-Arena die große Trauerfeier für Franz Beckenbauer statt. Was fast niemand weiß: Mühldorf und Mühldorfer hatten in seinem Leben einen besonderen Platz.

Mühldorf – „Gute Freunde kann niemand trennen.“ Dieser Schlager von Franz Beckenbauer kann auch für Mühldorf und Franz Beckenbauer gelten. Denn Mühldorf und der Kaiser hatten eine eher wenig bekannte, aber deswegen nicht weniger innige und wichtige Beziehung – für Mühldorfer, aber auch für den Kaiser. Im Mittelpunkt: Mühldorfs ehemaliger Stadtpfarrer Georg Nunhofer und Beckenbauers erste Ehefrau Brigitte, geborene Wittmann, geschiedene Schiller.

Franz Beckenbauer hatte die gebürtige Ingolstädterin 1966 geheiratet. Sie war nicht nur seine erste Ehefrau und Mutter der gemeinsamen Söhne Michael und Stephan. Sie adoptierte auch Beckenbauers unehelichen Sohn Thomas, war Teil seines Aufstiegs zum Star und wohl die erste „Spielerfrau.“ Sie war auch nach der Scheidung im Jahr 1990 bis zu ihrem Tod 2021 weiterhin eine wichtige Freundin von Franz Beckenbauer. 

Mit Mühldorferin in die weite Welt

Vor ihrer Ehe mit Franz Beckenbauer war sie mit einem Mühldorfer Tierarzt verheiratet, erinnert sich Monika Lechertshuber, ehemalige Sekretärin der OVB Heimatzeitungen. „Die haben damals beim alten Wasserturm in einer Villa gewohnt.“ Und Altbürgermeister Günther Knoblauch weiß noch: „Es hieß damals schon, der Beckenbauer ist bei uns unterwegs.“

Brigitte Schiller, geborene Wittmann, war mit einem Mühldorfer Tierarzt verheiratet, ehe sie 1966 Franz Beckenbauer ehelichte und mit ihm die Welt eroberte.

Während Brigitte Wittmann mit Beckenbauer in die große Welt aufbrach, führte der Lebensweg einer anderen wichtigen Bezugsperson des Kaisers von Giesing nach Mühldorf. Franz Beckenbauer hatte eine nahezu lebenslange, sehr enge Beziehung zum ehemaligen Stadtpfarrer Georg Nunhofer. 

„Eine ganz enge Verbindung“

Nunhofer war als junger Pfarrer in Giesing eingesetzt. Dort war er nicht nur Beckenbauers Religionslehrer, er schaute auch sonst auf die Kinder im damaligen Glasscherben-Viertel und war einer der ersten „Teamchefs“ des jungen Franz, wie der ehemalige Lokal- und Sportjournalist des Mühldorfer Anzeigers, Josef Bauer, erzählt: Damals habe es noch eine Diözesan-Meisterschaft für Jugendliche gegeben, und Nunhofer habe eine Mannschaft betreut, in der auch der junge Franz spielte: „Die hat natürlich gewonnen.“ 

„Seit dieser Zeit hatten die eine ganz enge Verbindung. Das war etwas Besonderes“, weiß Bauer. Sie hielt ein Leben lang. Kurz vor seinem 90. Geburtstag erzählte Nunhofer 2017, dass Beckenbauer immer noch jedes Jahr zu den Treffen der ehemaligen Schüler und Jugendgruppen in Giesing komme.

Besuch zum 80. Geburtstag beim Kreuzer-Wirt in Mettenheim

Der Kaiser war 2007 auch bei der Feier von Nunhofers 80. Geburtstag beim Kreuzer-Wirt in Mettenheim. „Das war eine Freude“, sagte Nunhofer noch Jahre später. Nunhofer starb 2019.

2007 waren Franz Beckenbauer und seine Frau Heidi Gäste der Feier zum 80. Geburtstag von Stadtpfarrer Georg Nunhofer (rechts) beim Kreuzer-Wirt in Mettenheim.

Unter den Gästen war damals auch Josef Bauer: „Der war ganz normal. Er hatte keine Allüren, gar nichts. Der war nett und unterhaltsam.“ Er sei hereingekommen, habe sich zu seinen alten Schulkameraden gesetzt und gefragt, ob sie schon gegessen haben.

„Er soll eine gescheite Messe halten“

Als Beckenbauers Mutter Antonie Hupfauf 2006 starb, habe er Nunhofer angerufen. „Er muss unbedingt die Beerdigung machen“, berichtet Bauer. Als Nunhofer fragte, ob er einen Wortgottesdienst machen solle, habe der Kaiser nur gemeint: „Wir sind Katholiken. Er soll eine gescheite Messe halten.“

Bei dem 80. Geburtstag Nunhofers war auch der damalige Mühldorfer Bürgermeister Günther Knoblauch unter den Gästen. Das war seine einzige persönliche Begegnung mit Beckenbauer. Dennoch ist sein Tod auch für ihn einschneidend: „Da ist eine Legende nicht mehr da. Er war Teil des Lebens, er war immer da.“

„Er hat immer nach Lösungen gesucht“

Knoblauch lobt Beckenbauers positive Einstellung: „Er hat immer nach Lösungen gesucht. Ich sage: Wenn du was erreichen willst, brauchst du eine Vision. Wenn du dagegen bist, brauchst du nur einen Grund. So war der Beckenbauer.“

Der ehemalige Fußballer erhielt von Knoblauch natürlich die damals übliche 3-Liter-Flasche Mühldorfer Weißbier. Augenzeugen berichten, Beckenbauer habe das Geschenk unauffällig auf einem Fensterbrett hinter einem Vorhang verschwinden und dort stehen lassen.

Altbürgermeister Günther Knoblauch (rechts) traf beim 80. Geburtstag von Georg Nunhofer ebenfalls den Kaiser.

Als Lokal- und Sportreporter, Bayern-Fan und Fußball-Funktionär hat auch Josef Bauer die Karriere von Beckenbauer verfolgt. Die Todesnachricht war „erschütternd“, gesteht er.

Beckenbauer erstmals 1967 live gesehen

Ähnlich erging es dem Mühldorfer Unternehmer Ulrich Burkhard (65): „Die Nachricht hat mich unwahrscheinlich berührt und betroffen, weil für mich der Franz Beckenbauer einfach, eine Lichtgestalt war.“ 

Burkhard ist seit 54 Jahren Mitglied des FC Bayern München, hat die Mitgliedsnummer 394. Sein erstes Bundesliga-Spiel des FCB hat er 1967 gesehen. „Ich war damals neun, da sind mein Vater und ich alle zwei Wochen ins Grünwalder Stadion gefahren.“ Und auf dem Rasen: Franz Beckenbauer.

Treffen in Salzburg

Das FCB-Urgestein traf den Kaiser dreimal in seinem Leben: bei den Ehrungen zu 25 und 50 Jahre Mitgliedschaft sowie einmal zufällig in Salzburg.

„Das war am 9. November 2013.“ Nach einem Essen meinte seine Frau beim Verlassen des Lokals: „Da sitzt ja der Franz Beckenbauer.“

Ulrich Burkhard (links) ist seit 54 Jahren Mitglied des FC Bayern München. 1967 sah er die Bayern und Beckenbauer erstmals live im Grünwalder Stadion, 2013 traf er de Kaiser spontan in Salzburg.

Also habe er ihn angesprochen, „weil er als Jugendlicher mein Idol war. Ich habe gesagt: ‚Entschuldigung, Herr Beckenbauer, darf ich Sie ansprechen?‘ Und er in seiner vollkommen natürlichen Art: ‚Ja selbstverständlich.‘“

Einer der ganz Großen

Sie hätten dann ein paar Minuten miteinander gesprochen: „Er war total natürlich und normal. Er hatte überhaupt nichts Aufgesetztes, nichts Abgehobenes. Es war ein nettes Gespräch über die alten Zeiten, über die Spieler von damals, die heute kein Mensch mehr kennt. Zu allem wusste er Anekdoten und das war wirklich wahnsinnig nett.“

Für Burkhard steht fest: „Der Beckenbauer war absolut ein Vorbild.“ Einer der ganz Großen.

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