Transport nach Weiding
Firma will noch in diesem Jahr erste Erdwärme-Rohre verlegen – doch Polling zögert
Die Bohrungen haben optimale Ergebnisse geliefert. Das Erdwärme-Projekt in Polling geht in die nächste Phase: Die Gewächshäuser der Firma Reichenspurner mit Wärme zu versorgen. Auch der Gemeinderat Polling hat sich wieder mit dem Thema beschäftigt.
Polling – Um später einmal die Tiefenwärme von der Bohrstelle in Polling bis ins knapp drei Kilometer entfernte Gewächshaus der Firma Reichenspurner zu bringen, sind Leitungen nötig. Und die sollen unterirdisch entlang der Weidinger Straße verlegt werden. „Wir machen die Straße auf, verlegen die Leitungen und machen wieder zu“, erklärt Markus Hellweg, der als kaufmännischer Leiter die Gesamtprojektleitung innehat. „Die Frage ist, ob wir nur einen Teil der Straße aufreißen. Oder ob wir die Gemeinde mit ins Boot holen, damit auch die schon ihre Leitungen verlegt und im Anschluss der Asphalt über die komplette Breite aufgezogen wird“, so Hellweg weiter.
Betreiberfirma hat 2025 als Realziel auserkoren
Die ausführende Firma drückt zumindest schon ganz fest auf die Tube, damit das Erdwärmeprojekt bald schon die konventionelle Beheizung der Gewächshäuser ersetzt. „Die Ausschreibungen sollen jetzt dann erfolgen. Ich hoffe, dass wir im Herbst bereits anfangen können, die Straße aufzureißen und die Fernwärmeleitungen zu verlegen.“ Bis es so weit ist, dass Erdbeeren, Paprika oder Tomaten von der wohligen Wärme auf dem Erdinneren profitieren können, werde nach Auskunft von Hellweg aber noch ein knappes Jahr ins Land ziehen. Ende des Jahres 2025 habe man als realistisches Ziel anvisiert, sagt Hellweg.
Gemeinderat will eine Grundsatzbestätigung
So weit ist man mit den Planungen in der Gemeinde Polling nicht. Aber man möchte mit aufs Boot springen, wenn es darum geht, Kosten zu sparen, um die Wärme auch in Privathaushalte zu liefern, etwa mit der Verlegung entsprechender Leitungen. In der Juni-Sitzung des Pollinger Gemeinderates stand deswegen zur Debatte, ob man eine Grundsatzentscheidung treffen möchte „über eine komplette (Neu-)Herstellung der Weidinger Straße und eines Teilstücks der Haydnstraße nach Verlegung von Fernwärmeleitungen“.
Die Gemeinde lieferte die Zahlen dazu: Wie aus den Unterlagen der Verwaltung hervorgeht, die für Gemeinderatsmitglieder und Zuschauer an die Wand geworfen wurden, würde eine finanzielle Beteiligung an der Neuherstellung der Weidinger Straße die Gemeinde rund 195.000 Euro kosten. Ein Teilstück der Haydnstraße, das ebenfalls im Rahmen der Erschließung durch Fernwärmeleitungen zur Diskussion stand, käme die Gemeinde auf rund 54.000 Euro.
Erst unter der Straße, dann durch die Wiese
Erklärend fügte Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) hinzu, dass die Leitungen entlang der Weidinger Straße von Polling bis nach dem Ende des Waldstücks verlegt werden würden. Im Anschluss gehe es „quer rüber zum Gewächshaus vom Reichenspurner“. Er ergänzte dabei, dass die Straße nicht so schlecht sei. Wenn man sich aber schon jetzt für einen Grundsatzbeschluss zur Beteiligung an einer kompletten Neuherstellung der Straße entscheide, „dann wird das für uns als Gemeinde billiger!“
„Wenn wir jede Straße neu bauen, dann wird uns irgendwann das Hemd zu kurz“
Reinhard Oberstarr (CSU) sah das skeptisch: „Wenn wir jede Straße neu bauen, dann wird uns irgendwann das Hemd zu kurz“, spielte er auf die finanzielle Belastung an. Wolfgang Schweiger (parteilos) fand, man sollte nur ein einziges Mal die Straße aufreißen, dann aber erst zum Schluss.
Oswald Brandstetter (CSU) fragte sich, warum man dies überhaupt im Gemeinderat diskutiere. Es liege schließlich noch kein Ergebnis der Machbarkeitsstudie für die Fernwärmeversorgung der Gemeinde Polling vor. Auch Thomas Jobst (CSU) ging das alles zu schnell. „Die geben jetzt Vollgas, wir aber haben noch keine Machbarkeitsstudie!“ Für ihn klinge das überstürzt, „ich finde die Straße nicht schlecht“.
Sondersitzung für Machbarkeitsstudie
„Es geht ja auch zunächst nur um einen Grundsatzbeschluss“, erwiderte Kronberger gegenüber Brandstetter. Zur Machbarkeitsstudie meinte er, dass die Vorbereitungen so weit beendet seien. Im Rahmen einer Sondersitzung könne man über die Vergabe der Machbarkeitsstudie entscheiden.
Willi Skudlik (FW) fragte sich, warum auch die Haydnstraße ausgebaut werden soll. „Die würde ich eh nicht vorschlagen“, war auch Kronberger zurückhaltend, was einen Ausbau dort betrifft. Und Wolfgang Schweiger brachte gleich eine Umgehungsstraße ins Spiel.
Jobst kann keine Haushaltsstelle etdecken
Jobst hakte nach, wann denn ein Bau relevant wäre. Denn im aktuellen Haushaltsplan sei keine Kostenstelle dafür vorgesehen. „Heuer wird nichts mehr passieren“, meinte dazu der Bürgermeister, der erneut betonte, dass es sich lediglich um einen Grundsatzbeschluss handele.
Wimmer empfahl schließlich, den Tagesordnungspunkt zu verschieben. Und zwar bis zum Termin für eine Sondersitzung, wenn man wisse, ob die Fernwärme realistisch in die Tat umzusetzen sei. Und auch Kronberger sah ein, dass es durchaus sinnvoll sei, darüber nachzudenken, wenn erst einmal die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie beziehungsweise der Wirtschaftlichkeitsprüfung vorlägen.
Wer stellt denn nun den Beschluss vor?
Jobst stellte dann einen Antrag zur Geschäftsordnung, den Tagesordnungspunkt zu vertagen. Darin war man sich dann auch tatsächlich einig.
