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Gewalttätige Auseinandersetzung

Sechs Faustschläge auf dem Mühldorfer Volksfest: Videobeweis überführt Security-Mitarbeiter

Videobeweis: Vor dem Amtsgericht ging es um Faustschläge während des Mühldorfer Volksfests.
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Vor dem Amtsgericht ging es um Faustschläge während des Mühldorfer Volksfests.

Ein Security-Mitarbeiter schlägt bei einem Streit am Mühldorfer Volksfest zu. Ein Video zeigt die Szene. Vor dem Amtsgericht Mühldorf wird es emotional und laut.

Mühldorf – Die Panorama-Kamera hängt hoch über dem Eingang zum Mühldorfer Volksfestplatz. Tief unter ihr stehen zwei mannshohe Betonbierkrüge, die das Fest vor Anschlägen schützen sollen. Eine Gruppe von Menschen in Tracht ratscht in der Nähe eines Begrenzungszauns. Das alles ist auf einem kurzen Video zu sehen, dass sich Richter und Angeklagter, Staatsanwältin, Rechtsbeistand und Zuschauer im Gerichtssaal auf einem großen Bildschirm anschauen.

Security-Mann in Schlägerei verwickelt

Es ist der zweite Volksfestsonntag kurz nach Mitternacht, der Platz ist nicht mehr besonders voll. Plötzlich kommt Bewegung in die Szenerie. Von unten links, also aus Richtung Volksfesteingang, rennt eine Gruppe Menschen ins Bild, ein gutes halbes Dutzend. Unter ihnen ist Achmed. T, gut zu erkennen an der Jacke, die ihn als Security-Mitarbeiter ausweist, und an den langen, zum Zopf gebundenen Haaren. Sein Name wurde von der Redaktion geändert.

Den Zopf trägt er auch vor Gericht, wo er sich gegen einen Strafbefehl wehrt. In dem steht, dass er an diesem Abend um 0.17 Uhr Heinz K. (Name geändert) sechsmal mit der rechten Faust ins Gesicht geschlagen haben soll, obwohl K. bereits auf dem Boden lag. Er habe ihn getreten, auf ihm gesessen, wobei sich K. nicht mehr gewehrt habe. Schließlich löst sich die Situation auf. K, steht auf und geht. Achmed T. steckt sich die Haare zusammen, der Zopf hatte sich gelöst. K. trägt Kratzer im Gesicht davon, erleidet Schmerzen, heißt es in der Anklage.

Auf dem Mühldorfer Volksfestplatz ereignete sich die Schlägerei, in die der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma verwickelt war.

Als Achmed T. vor dem Mühldorfer Amtsgericht aussagt, kennt er das kurze Video noch nicht. Er spricht von einer längeren Auseinandersetzung, die sich offensichtlich außerhalb des Beobachtungsfeldes der Kamera abgespielt hat. Dabei habe Heinz K. andere Menschen angeschrien, bedroht, angerempelt. „Ich habe ihm gesagt, das ist die letzte Warnung“, berichtet T. von dem Konflikt. Mehrfach sei es so hin und her gegangen, als Heinz K. sich plötzlich und unvermittelt auf T. stürzt.

„Er ist hochgesprungen und hat mir mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen“, sagt T. Er geht zu Boden, ein anderer Sicherheitsmann habe auf K. eingeschlagen. Auch K. fällt hin, irgendwann vorher aber zieht er Achmet T. noch an den langen Haaren. „Das waren viele Schmerzen“, klagt T. „Ich war wie blind.“ So fällt er schließlich auf Heinz K., will ihn am Boden festhalten, bis die Polizei kommt. Irgendwann befreit sich K. und rennt weg.

Video zeigt Schlägerei

Richter Dr. Christoph Warga unterbricht Achmet T. mehrmals, fordert ihn auf, das Geschehene detailliert zu beschreibt. Dann sagt Warga : „Es gibt ein Video.“ Der Richter macht eine Pause und sieht T. an. „Überlegen Sie sich, ob sich das Video mit dem decken wird, was sie sagen.“

T. antwortet: „Ich weiß, dass ich unschuldig bin.“

Warga lässt das Video abspielen. Die Gruppe Menschen rennt ins Bild, unter ihnen Heinz K. und Achmed T. K. geht zu Boden, T. stürzt sich auf ihn. Und schlägt zu. Mit der rechten Faust, mindestens sechsmal, das ist genau zu erkennen.

Das Video ist zu Ende, Rechtsanwalt Axel Reiter und sein Mandant gehen vor die Tür. Die Stimmung im Gerichtssaal ist entspannt, alle sind sich einig, ansgesichts der Bilder ist es schnell vorbei. Dann kommen Reiter und Achmed T. zurück und der Rechtsanwalt spricht von einer pragmatischen Lösung. T., sagt Reiter, ziehe den Strafbefehl in Teilen zurück, nur den Widerspruch gegen die Strafe behalte er aufrecht: „Mir geht es hauptsächlich um den Bewährungsbeschluss“. Denn die sechs Monate Gefängnis sollen auf vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden, laut Reiter eine zu lange Zeit. Dazu 1000 Euro Geldstrafe und Übernahme der Prozesskosten. Vor allem die damit verbundene Entschädigung für das Opfer von nochmal 800 Euro ist Reiter ein Dorn im Auge: „Die 800 Euro halte ich für überzogen.“

Das Amtsgericht Mühldorf.

Der Ton im Gerichtssaal verschärft sich. Warga wirkt ungehalten. Schon zweimal habe das Gericht eine Bewährungsstrafe gegen T. wegen gefährlicher Körperverletzung verlängern müssen, immer wieder sei er als Gewalttäter aufgefallen. „Nein, die 800 Euro sind angemessen, auch 1000 Euro wären angemessen. Und vom vollständigen Geständnis sind wir weit weg. Es ist sein Recht, sich so zu verteidigen, aber dann muss er auch die Konsequenzen aushalten. Und besser wird es nicht.“

Achmed T. kann kaum mehr an sich halten. Er unterbricht Warga mehrmals, wird laut: „Bei dem anderen Fall war ich nur dabei, habe nichts getan.“ Warga sagt: „Jetzt rede ich.“ Achmed sagt: „Aber bitte schreien Sie nicht, sie schreien die ganze Zeit.“ Er wird laut. Warga sagt: „Es ist nicht der beste Zeitpunkt, sich mit mir anzulegen.“

Der Konflikt setzt sich fort

Der Konflikt setzt sich zwischen Anwalt Reiter und Richter Warga fort. Er würde, sagt Reiter, sichtlich erregt, diese Entscheidung des Gerichts nicht akzeptieren und vor das Landgericht in die zweite Instanz gehen.

Als sich Reiter und T. erneut zur Beratung zurückziehen, bleibt es im Gerichtssaal sehr still. Die Spannung fällt nicht ab, diesmal plaudert keiner.

Dann kommen T. und Reiter wieder in den Gerichtssaal. Sie nehmen den Einspruch zurück und erkennen die Strafe an.

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