Corona und Kliniken
Erstaunliche Zahlen in Mühldorf: Nur die Hälfte der Covid-Patienten kommt wegen Corona ins Hospital
50 Prozent der Coronapatienten in den Krankenhäusern Mühldorf und Altötting kamen nicht ins Krankenhaus, weil sie einen schweren Verlauf haben. Sie leiden unter Blinddarmentzündung oder Hüftbeschwerden. Corona wurde erst bei der Aufnahme entdeckt.
Mühdorf – 47 Patienten lagen gestern in den heimischen Krankenhäusern, die mit Corona infiziert sind. Allerdings kam nur die Hälfte von ihnen als Corona-Kranke in eines der drei Akuthäuser.
Nur eine Nebendiagnose
Bei den anderen gilt Corona nur als Nebendiagnose, die bei der Aufnahme entdeckt wurde. Ins Krankenhaus kamen diese Menschen wegen einer anderen Krankheit.
Das ergab eine Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen bei der Leitung des „InnKlinikums“. „Auf der Normalstation beträgt der Anteil von Patienten mit dem akuten Behandlungsbild einer Corona-Infektion etwa 50 Prozent“, sagt Dr. Gregor Zimmermann, Chefarzt der Lungenheilkunde im Krankenhaus Mühldorf.
Nur auf der Intensivstation sieht es anders aus
„Die anderen haben den Nachweis einer Corona-Infektion als Nebenbefund.“ Anders sieht es nach seinen Angaben aber auf der Intensivstation aus. Die dort liegenden Patienten müssten wegen den Folgen der Corona-Erkrankung behandelt werden und nicht aus anderen Gründen.
Die Belastung ist weiterhin hoch
Das Phänomen, dass die Corona-Infektion nur eine Nebendiagnose ist, ist nicht auf den Landkreis beschränkt. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) räumte nach einer Kabinettssitzung vergangene Woche ein, dass bei der Erfassung der Kranken und der damit verbundenen sogenannten Hospitalisierung nicht unterschieden werde: „Mit welcher Diagnose man sozusagen ins Krankenhaus kommt – mit oder wegen Corona –, ist tatsächlich ein Problem in der Meldefrage“, sagte Holetschek.
Der Gesundheitsminister betonte aber auch, dass die Infizierung der Patienten mit dem Virus den Krankenhäusern einen höheren Aufwand beschere. Und der könne, so Holetschek, durchaus dazu führen, dass das Gesundheitssystem überlastet werde.
Großer Aufwand auf der Normalstation
Die größere Belastung bestätigt auch der Mühldorfer Lungenspezialist Zimmermann, weil die infizierten Menschen natürlich einen höheren Aufwand im Klinikalltag bedeuten. „Wir müssen immer noch an drei Standorten Isolationsstationen betreiben, um die Patienten bedarfsgerecht zu versorgen, und natürlich stehen auch auf den Intensivstationen weniger Betten für Patienten mit anderen Krankheitsbildern zur Verfügung“, sagt er. Acht Corona-Kranke wurden dort gestern behandelt.
Und: „Wir befürchten einen weiteren Anstieg bei den COVID-Patienten in den nächsten Wochen.“
Patienten, die wegen einer anderen Erkrankung in die Klinik kommen, werden bei der Aufnahme getestet und im Falle eines positiven Ergebnisses isoliert. Und danach weiterbehandelt. „Wir wollen keine Verzögerungen bei der Diagnostik oder Therapie provozieren. Aber natürlich wollen wir auch nicht, dass ein Patient, der mit einer Blinddarmentzündung kommt und positiv ist, Mitpatienten oder das Personal infiziert.“
Virus gehört zum Krankenhausalltag
Das behindert den Krankenhausbetrieb laut Zimmermann natürlich. „Aber mittlerweile haben wir sehr viel Routine, die es ermöglicht, den Betrieb gut organisiert zu bewältigen.“ Es liefen weiterhin alle wichtigen Untersuchungen und Behandlungen inklusive dringender Operationen. „Wir müssen aber immer auf Sicht fahren und, wenn die Fälle zunehmen oder ein Ausbruchsgeschehen auftritt, darauf reagieren.“
Nur eine Momentaufnahme
In den beiden Krankenhäusern Altötting und Burghausen gibt es nach Angaben der Klinikleitung aktuell 56 Ausfälle von Mitarbeitern aufgrund einer Corona-Infektion oder einer Quarantäne. In den Häusern in Mühldorf und Haag sind es derzeit 46. Die Klinikleitung weist aber darauf hin, dass weitere Ausfälle zu befürchten sind. Die Kliniken haben 2730 Mitarbeiter.
