In der Amateur-Szene zuhause
Finafoxy (27): Die unerwartet erotische Seite einer neugierigen Nachbarin von nebenan
Sie sieht aus wie eine normale Nachbarin vom Lande im Landkreis Mühldorf, doch hinter ihrer Fassade verbirgt sich eine andere Realität. Als Finafoxy verdient sie ihr Geld im Internet mit erotischen Dienstleistungen. Was steckt hinter dieser ungewöhnlichen Karriere?
Mühldorf – Irgendwo im hügeligen nördlichen Landkreises Mühldorf, in einem beschaulichen, adretten Dorf steht in einer unauffälligen Neubausiedlung eine Doppelhaushälfte. Vor dem Vorgarten ist ein kleiner Zaun, der Garten ist fein säuberlich aufgeräumt. Ein Haus wie viele andere in dem Dorf und im Landkreis.
Auf das Klingeln hin öffnet eine 27-jährige Frau: Jeans, T-Shirt, offene Jacke; lange rote Haare, Brille, dezent geschminkt. Eine junge Frau, die nicht besonders auffällt; eine Nachbarin von nebenan. Dennoch möchte sie weder ihren richtigen Namen, noch ihren Wohnort in der Zeitung lesen. Denn die Frau verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Sex im Internet.
Selbstgedrehte Pornos, gebrauchte Slips, T-Shirts und Tassen
Als Finafoxy erfüllt sie im Internet die erotischen Wünsche ihrer meist männlichen Kunden zwischen Anfang 20 und Mitte 60. Für diese hat sie alleine oder mit Männern und Frauen Sex vor der Kamera – live in Webchats oder auf Videos. In ihrem Webshop verkauft sie neben Tassen und T-Shirts mit ihrem Logo auch gebrauchte Slips.
„Meine Nachbarn wissen alle Bescheid“, erzählt Finafoxy am Esstisch bei einem Kaffee. Sex, „das macht doch jeder“. Auch ihre Freunde, Bekannten und Eltern kennen ihren Beruf. Ihr Vater gehe damit locker um, ihre Mutter weniger. „Aber da gibt es auch andere Probleme.“
Nach einer Zeit sind alle neugierig
Wie reagieren die Leute auf ihren Beruf? Anfangs würden sie nur sagen: „Ok.“ Mit der Zeit kämen dann aber die Fragen: „Wie ist das? Was machst Du genau? Dann sind sie neugierig.“
Manche gingen noch einen Schritt weiter. „Die kommen zu mir und sagen: Wir haben Probleme im Bett. Kannst Du uns Tipps geben?“ Kann sie? Die junge Frau lacht: „Ich denke schon.“
Aus dem katholischen Elternhaus in die Welt der Erotik
Sie komme aus einem verklemmten, katholischen Elternhaus, erzählt Finafoxy. Sie sei nicht aufgeklärt worden, sei aber immer neugierig gewesen. Als sie mit 18 auszog, machte sie sich auf die Suche, um auch diese Seite zu erforschen.
Doch zunächst standen die Ausbildungen zur Ernährungsberaterin und Hauswirtschaftsleiterin sowie die Arbeit im Vordergrund. Bis Corona kam.
Corona gab den Anstoß
„Man saß zu Hause rum und es gab nichts zu tun – und ein bisschen Geld dazuverdienen, ist ja auch ganz toll.“ Da habe sie sich gedacht: „Ich probiere das einfach mal aus. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich es ja wieder löschen.“
Der erste Webchat sollte eigentlich nur zehn Minuten dauern. Daraus wurde dann aber fast eine dreiviertel Stunde, „weil es echt Spaß gemacht hat und die Leute super nett waren.“
„Es ist das echte Leben“
Seit dieser Zeit ist Finafoxy im sogenannten Amateur-Erotik-Geschäft tätig. Amateur, weil sie keine hochprofessionelle Technik-Ausstattung verwendet, weil es kein Drehbuch, keine großen Schnitte gebe. „Ich filme das, was passiert. Da ist nichts groß gestellt. Es ist das echte Leben.“
Anfangs war sie nur am Wochenende online, später dann auch unter der Woche. Im Dezember 2022 lief ihr befristeter Arbeitsvertrag aus; seitdem ist sie selbständig.
Jede Woche ein neues Video
Pro Woche gebe es von ihr in der Regel ein neues Video, „entweder mit einem Drehpartner oder allein“; täglich zeige sie sich vor der Webcam. Hinzu kommt das Marketing auf Twitch, Instagram und Youtube.
Von dem Sexbusiness ist in ihrem Wohn- und Esszimmer nichts zu sehen. Auf dem Esstisch liegen Platzdeckchen. Im Wohnbereich stehen ein großer Fernseher und eine Couch; in der Ecke ist das Körbchen ihres Hundes. Ein ganz normaler Haushalt.
Im Keller erfüllt sie die Wünsche ihrer Kunden
Bis auf den Keller. Dort hat sie, wo andere einen Hobbyraum haben, ihr Studio mit Couch, Kamera, Lampen und Monitor; in einem Schrank befinden sich diverse Utensilien. Hier erfüllt sie die Wünsche und Fantasien ihrer Kunden, folgt auch ihrer eigenen Leidenschaft und Neugier.
Sie mache nur das, was ihr gefalle, betont die 27-Jährige. Verbotenes, Strafbares, Abartiges oder Gesundheitsgefährdendes lehne sie ab, da sei die Grenze. Auch habe sie nur mit Männern und Frauen Sex, die ihr sympathisch seien. „Ich kann keinen Sex mit jemandem haben, ohne dass ich gewisse Gefühle habe. Man hat eine gute Zeit miteinander“, die „zu 80 Prozent“ auch für sie „befriedigend“ sei. „Ich nehme kein Geld dafür, dass ich Sex habe. Ich verdiene mit den Videos.“
Sie wurde selbstbewusster und lernte „Nein“ zu sagen
Die Arbeit habe sie verändert, meint Finafoxy. „Sie hat mich selbstbewusster gemacht. Ich habe meinen Körper besser kennengelernt und ich lerne ‚Nein‘ zu sagen“, nicht jeden Wunsch zu erfüllen.
„Aktuell“ hat sie keine feste Beziehung. „Feste Partnerschaft und Beruf funktionieren nicht so gut.“ Sie sei bisexuell und bezeichnet sich selber als polyamor: „Ich habe mehrere Partnerinnen.“
Ihr Beruf mache ihr nicht nur Spaß, er lohne sich auch, erzählt die junge Frau. In guten Monaten seien durchaus 10.000 Euro Umsatz möglich. Davon gehen dann Steuern, Versicherungen und so weiter weg.
Finafoxy bleibt eine Kunstfigur
Auch wenn sie im Internet von sich viel Intimes preisgebe, Finafoxy ist eine Kunstfigur. „Es gibt auch noch einen privaten Teil, den ich im Internet nicht zeige“, der weder den bürgerlichen Namen noch den Wohnort öffentlich machen möchte.
Über ihre Zukunft mache sie sich keine Gedanken, sagt die 27-Jährige. „Ich habe meine größten Ziele erreicht. Ich habe mein Haus, meinen Hund und kann gut damit leben, was ich mache. Mehr will ich nicht.“


