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Versorgungsnetz in anderen Händen

Stromnetz-Betreiber Grandl in Erharting gibt auf: Das sind die Gründe, so geht es weiter

Georg Grandl vor den Leistungsschchlatern, die mittlerweile ins Eigentum von Bayernwerk übergegangen sind. Das Bild stammt aus der Zeit vor der Übergabe, wurde im Oktober 2023 aufgenommen.
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Georg Grandl vor den Leistungsschaltern, die mittlerweile ins Eigentum von Bayernwerk übergegangen sind. Das Bild stammt aus der Zeit vor der Übergabe, wurde im Oktober 2023 aufgenommen.

Das Stromnetz in Erharting, Pleiskirchen, Niedertaufkirchen und Niederbergkirchen wird nicht mehr von Georg Grandl betrieben. Was das Familienunternehmen zum Aufgeben zwang.

Erharting Ab sofort liegt das Stromnetz in Erharting, Pleiskirchen, Niedertaufkirchen und Niederbergkirchen in anderen Händen. Zum 1. Januar 2024 gingen rund 174 Kilometer Nieder- und Mittelspannungskabel sowie 62 Trafostationen an die Bayernwerk Netz GmbH über. Im Versorgungsgebiet leben etwa 7.000 Personen, zum Netzbereich gehören rund 1.022 Hausanschlüsse. Netzbetreiber war bisher das Familienunternehmen von Georg Grandl aus Erharting. Grandl nennt gute Gründe, warum er jetzt das Stromnetz in andere Hände gegeben hat.

Zu hohe Kosten, nicht mehr wirtschaftlich

Der Netzbetrieb ist für kleine lokale Stromversorger unter den derzeitigen Rahmenbedingungen oft unrentabel, wie Grandl feststellen musste. Der Geschäftsführer der Elektrizitätswerk Georg Grandl e. K. (EW Grandl) nennt hohe Investitionen, geringe Netznutzungsentgelte, ausufernde Bürokratie und zunehmende Netzkomplexität als die Herausforderungen der Gegenwart. „Zu hohe Herausforderungen für eine Familie. Zu hohe Kosten, um den Netzbetrieb wirtschaftlich zu betreiben“, begründet Grandl den Schritt, das Stromnetz für die Gemeinden rund um Erharting an das Bayernwerk abgegeben zu haben.

Wechsel erfolgte zum Jahreswechsel

„Aufgrund der enorm steigenden technischen, regulatorischen und finanziellen Anforderungen, sehen wir den Netzbetrieb mit unkalkulierbaren wirtschaftlichen Risiken behaftet“, teilte Georg Grandl zum Jahreswechsel offiziell mit. Die Umsetzung der „Energiewende“ bei dem sehr ländlich geprägten Netzgebiet stelle das Familienunternehmen vor wirtschaftliche Herausforderungen, die für ein Unternehmen dieser Größe eine existenzielle Bedrohung darstellen. „Nicht ohne Wehmut haben wir uns entschlossen, den Netzbetrieb an die Bayernwerk Netz GmbH abzugeben.“

Wehmut auch deswegen, weil damit eine Familientradition endet. Vor circa 100 Jahren hatte Georg Schachtner Mühle, Säge und Wasserrecht in Ödmühle erstanden, war aus der Chiemseer Gegend nach Erharting gezogen, um das Stromnetz zu erweitern. „Die umliegende Gegend wurde damals schon mit Wechselstrom und einer 20-KV-Leitung versorgt“, erzählt Georg Grandl.

Schnurrt geschmeidig dahin, und das schon seit vielen Jahrzehnten: die Turbine im Wasserkraftwerk in Ödmühle.

Junior kehrte nicht mehr aus Polen zurück

Georg Schachtner junior sollte das Unternehmen des Vaters weiterführen, wurde allerdings 1944 zu den Waffen gerufen und kehrte nicht mehr aus Polen zurück. Die Mutter wollte diesen Verlust nie wahrhaben, berichtet Grandl weiter, also sollte ihr Neffe, der Vater von Georg Grandl, den Betrieb kommissarisch weiterführen.

Im Jahr 2022 rund 390.000 Kilowattstunden Strom erzeugt

Seitdem ist das Elektrizitätswerk in den Händen der Grandls. Und das bleibt es auch, wie Georg Grandl betont. Man habe lediglich die Verantwortung für das Stromnetz an das Bayernwerk übergeben. Das Wasserwerk, das im Jahr 2022 rund 390.000 Kilowattstunden Strom erzeugt hat, bleibt weiter Familiensache. Auch am Stromvertrieb werde sich nichts ändern, erklärt Grandl, der durchaus überlegt, Geld in die Hand zu nehmen, um die Effizienz des Wasserkraftwerkes zu verbessern. Zehn Prozent mehr Stromertrag seien möglich, sagt Grandl, doch auch diese Investition will gut überlegt sein.

Wie das Bayernwerk zur Netzwerkübernahme mitteilt, könne es als erfahrener, starker und kompetenter Partner in das Netzgeschäft einsteigen und übernehmen, um eine nachhaltige und sichere Entwicklung der Netzinfrastruktur im Interesse der Kunden und Kommunen zu gewährleisten.

Integration des bestehenden Netzes

Das Bayernwerk integriert das bestehende Netz des EW Grandl vollständig in die eigene Netzinfrastruktur. Die Übernahme des Netzbetriebs habe für Kunden keine Auswirkungen auf die bestehenden Verträge mit den jeweiligen Stromlieferanten, vertrieblich ergeben sich mit dem Netzbetreiberwechsel keine Änderungen. Das Netzgebiet liegt ab sofort im Zuständigkeitsbereich des Bayernwerk-Kundencenters Eggenfelden.

Energiezukunft ist Gemeinschaftsaufgabe – Netze sind Schlüssel

„Wir danken der EW Grandl für die partnerschaftlichen und zielorientierten Gespräche. Sehr gerne und mit großem Respekt führen wir die verantwortungsvolle Aufgabe als Netzbetreiber vor Ort fort“, betont Anja Reinhardt, Leiterin Steuerung Kommunalmanagement und Kooperationen bei der Bayernwerk Netz GmbH. Die Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft sei eine große Gemeinschaftsaufgabe.

Stärkung strategischer Ausrichtung

Für das Bayernwerk bedeute die geplante Übernahme eine Stärkung in strategischen Handlungsfeldern zur Umsetzung der Energiezukunft in Bayern. Die Energienetze seien der Schlüssel für eine nachhaltige Energiezukunft.

Vier lokale Elektrizitätswerke übernommen

Insgesamt übernahm die Bayernwerk Netz zum Jahreswechsel vier lokale Elektrizitätswerke. Neben Erharting mit den Teilgebieten Pleiskirchen, Niederbergkirchen und Niedertaufkirchen wird das Bayernwerk in Mamming, Röttenbach und Pottenstein den Netzbetrieb übernehmen. Insgesamt wächst das Bayernwerk-Netz zum Jahreswechsel um knapp 400 Kilometer Leitungslänge mit rund 16.000 versorgten Einwohnern.

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