Fahndung nach geht weiter
Radfahrerin überfahren: Jetzt jagen Spezialisten den Unfallfahrer im roten Kastenwagen
Die Fahndung läuft: Die Polizei sucht nach dem Fahrer eines roten Kastenwagens, der eine 72-jährige Pedelec-Fahrerin am Samstag in Erharting schwer verletzt hat, bevor er sich aus dem Staub machte. Ihn erwartet eine empfindliche Strafe.
Erharting – Die Polizei sucht weiter nach dem Fahrer eines roten Kastenwagens. Er soll am Samstag, 10. Juni, auf der B299 kurz vor dem Pauliwirt eine 72-jährige E-Bikefahrerin überfahren und danach abgehauen sein. Wie diese Suche im Detail verläuft, dazu hält sich die Polizei bedeckt. Ein Polizeisprecher erklärte aber: „Um eine Verkehrsunfallflucht aufzuklären, gibt es grundsätzlich verschiedene Ermittlungsansätze wie Zeugenbefragungen, Sicherung und Auswertung von Spuren sowie gezielte Ermittlungen zum Unfallverursacher.“ Gerade in einem derart schwerwiegenden Fall würden speziell ausgebildete Verkehrsunfallfluchtfahnder die Ermittlungen unterstützen.
Gutachten soll genaue Unfallursache klären
„Des Weiteren wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft zur Klärung der genauen Unfallursache ein unfallanalytisches und technisches Gutachten in Auftrag gegeben“, sagte der Sprecher. Die Ermittlungen werden vom Fachkommissariat 1 der Kriminalpolizeistation Mühldorf geführt.
Polizei schweigt über konkrete Ermittlungsmaßnahmen
Hoffnung macht den Beamten das gesuchte Auto. Ein roter Kastenwagen ist nicht unbedingt ein Standardwagen, in seiner Häufigkeit nicht mit einem weißen Kleinlaster zu vergleichen. Die Suche nach dem Unfallflüchtigen erscheint daher einfacher. Ob die Polizei gezielt Zulassungsstellen bei den Ermittlungen mit ins Boot holt oder auch bei Werkstätten anfragt, sagt der Sprecher aus Ermittlungsgründen nicht. Fest steht, der Kastenwagen hat an der Front und am Spiegel sichtbare Schäden davon getragen. „Über die detaillierten Ermittlungsmaßnahmen können wir uns derzeit nicht äußern“, hält sich der Sprecher zurück.
Kein Unfallschwerpunkt - ein solcher befindet sich aber einige 100 Meter weiter
Handelt es sich bei dem Unfallort auf Höhe von Ödmühle um einen Unfall-Schwerpunkt? Karl-Heinz Stocker, Verkehrssachberater in der Polizeidienststelle in Mühldorf, kann dies nicht bestätigen. Obwohl dort tatsächlich der Radweg die Fahrbahn der auch von Lkws viel befahrenen Bundesstraße kreuzt, sei ihm nicht bekannt, dass es dort vermehrt zu solch schwerwiegenden Kollisionen gekommen sei.
Polizei kontrolliert regelmäßig
Der Polizeibeamte nennt dann doch noch einen Unfallschwerpunkt, doch der sei laut Stocker einige Meter davon entfernt in Richtung Mühldorf zu finden, an der Anschlussstelle der A94, nördlich der Autobahnunterführung. Regelmäßig komme es dort zu Kollissionen, deswegen gebe es auf der Bundesstraße 299 an dieser Stelle auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 Kilometer pro Stunde. Außerdem kontrolliere die Polizei dort regelmäßig, um Raser auszubremsen.
402 Personen bei Unfallfluchten verletzt
Dass ein Unfallbeteiligter Fahrerflucht begeht, noch dazu, wenn ein Verletzter am Boden liegt – das macht Stocker fassungslos. Und dennoch kommt es häufiger vor, als man glaubt. Im Jahr 2022 gab es demnach im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 7.276 Verkehrsunfälle mit Unfallflucht. „Hierbei wurden 402 Personen verletzt und eine Person getötet.“
Diese Zahlen stünden, so die Polizei weiter, seit fünf Jahren auf gleichbleibenden Niveau. Die Ausnahme bilden die Corona-Jahre, die den Bewegungsspielraum stark eingeschränkt hatten und somit in den Jahren 2020 und 2021 auch zu einem coronabedingten Rückgang bei den Verletzten geführt hätten.
Es drohen mehr als fünf Jahre Haft
Im Falle des Unfallhergangs in Erharting steht ein versuchtes Tötungsdelikt im Raum. Mit welcher Strafe der am Unfall beteiligte Fahrer rechnen muss, darüber trifft die Polizei keine Aussage. „Eine genaue Einordnung findet zu einem späteren Zeitpunkt seitens der Staatsanwaltschaft statt.“ Doch verweist die Polizei auf Paragraf 212 im Strafgesetzbuch, der für Totschlag eine Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren vorsieht.
Wie es der 72-jährigen, schwerverletzten Fahrradfahrerin geht, sagte die Polizei gestern nicht. Sie liegt noch immer im Krankenhaus.
Unterschied zwischen Pedelec und E-Bike
Pedelec ist die Abkürzung für “Pedal Electric Cycle” – also ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung. Ein Pedelec verfügt über eine zuschaltbare und automatisch regulierte Motorunterstützung und ist, solange der Motor nur eine Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern zulässt, weder führerschein- noch versicherungspflichtig, es gilt auch keine Helmpflicht, wie Johannes Hüttner, Fahrradhändler aus Massing erklärt. „Diese Räder sind es, bei denen sich der Begriff E-Bike eingebürgert hat“, erklärt Hüttner weiter. E-Bikes seien jedoch, rein auf den Begriff bezogen, Zweiräder, die am Gasgeirff bedient und ohne eigenes Treten angetrieben werden, diese sind dann auch zulassungs- und führerschinpflichtig. Es gibt auch sogenannte S-Pedelecs, die mit Trittunterstützung bis zu 45 km/h fahren können. S-Pedelecs sind ebenfalls, wie E-Bikes, rechtlich keine Fahrräder, sondern Kleinkrafträder. Das Mindestalter des Fahrers beträgt 16 Jahre. Fahrer müssen ein Versicherungskennzeichen anbringen und brauchen einen Mofa-Führerschein.