Peter Haberger und sein Damwild-Gehege in Erharting
Roy Black hätte seine helle Freude: Was weiße Hirschen und schwarze Schafe damit zu tun haben
Der 57-jährige Peter Haberger hat sich bei Erharting eine Damwild-Herde zugelegt: mit sehr ungewöhnlichen Bewohnern. Um manche Tiere ranken sich sogar Mythen und Sagen.
Erharting/Günzkofen – Wäre Roy Black noch am Leben, dann müsste er mit seinem legendären Schlager „Ganz in Weiß“ unbedingt in Günzkofen auftreten. Die weißen Damtiere im Gehege von Peter Haberger würden ihre Köpfe recken und sich wahrscheinlich sehr geschmeichelt fühlen. Immerhin sind sie der große Hingucker unter all dem anderen Damwild. Obwohl die weiße Farbgebung beim Damwild öfters vorkommt, gehören sie in unserer Region auf alle Fälle zu den Exoten. Sie sind keine Albinos.
Auch ein „schwarzes Schaf“ ist in der Damwild-Herde dabei
Und mitten unter den weißen und gefleckten Damhirschen stolziert in Günzkofen doch glatt auch ein „schwarzes Schaf“ daher. Peter Haberger lacht und gesteht: „Das schwarze Tier ist etwas ganz Besonderes für mich. Es landet auf keinen Fall in der Bratpfanne, sondern darf so lange leben, bis es von selber stirbt“.
Vor knapp einem Jahr übernahm Haberger das Gelände in Günzkofen. Für den 57-Jährigen gab es jede Menge zu tun, denn das Gehege befand sich in einem beklagenswerten Zustand. Jetzt aber ist alles picobello und die 36 Tiere fühlen sich wohl. Zwei prächtige Hirschen sorgen für den Nachwuchs.
Die weißen Tiere und auch die schwarze Gesellin befanden sich bereits im Bestand, als Haberger das Gehege pachtete. Wie Dr. Andreas Zahn vom Bund Naturschutz erläutert, ist das Damwild seit Ende der letzten Eiszeit in Mitteleuropa ausgestorben. Die Römer führten vor rund 2000 Jahren die Tiere wieder ein und haben diese in Gattern gehalten oder auch ausgesetzt. „In halbdomestizierter Haltung wurde die Farbanomalie teilweise bewusst gezüchtet“, erklärt Dr. Zahn. Außerdem, so der Biologe, gäbe es bei fast allen Arten sporadisch weiße Tiere, die der Mensch dann gezielt weiter züchte.
Jedenfalls sind die weißen, aber auch die braunen Wildtiere, die sich momentan mit ihrem gefleckten Sommerhaarkleid präsentieren, für viele Radfahrer und Spaziergänger ein Grund, um am Gehege eine Pause einzulegen. „Rund um die Einzäunung ist manchmal ein richtiger Trampelpfad zu erkennen, weil sich die Leute meine Tiere näher anschauen wollen. Gerade die Kinder sind recht begeistert“, weiß der Pächter.
Damwild beruhigt die Nerven
Für ihn ist das Halten von Damwild ein Hobby. „Ich schätze die ruhige Art der Tiere“, betont der 57-Jährige und verrät außerdem: „Das schwarze Damtier hat erst unlängst wieder ein Junges abgesetzt. Die genaue Farbgebung stellt sich noch heraus, ich hoffe aber, es wird auch so schwarz wie seine Mutter“.
Mythen ranken sich um weiße Rehe
„Damwild ist eine Hirschart. In unseren Wäldern ist jedoch das Rehwild beheimatet“, klärt Franz Pfaffeneder auf, seit über 50 Jahren Jäger in Mühldorf. Während seiner langen Laufbahn ist ihm noch nie ein weißes Reh begegnet. Ob er es schießen würde? Da schmunzelt Pfaffeneder, denn er weiß selbstverständlich auch von den Mythen und Sagen, die sich um weiße Rehe und Hirschen ranken.
Obwohl sich ein weißes Tier einem Jäger wie auf einem Präsentierteller zeigen würde, hätte er wahrscheinlich Scheu, den tödlichen Schuss abzugeben. Angeblich liegt ein Fluch auf diesen Tieren, denn es heißt: „Wer ein weißes Reh erlegt, stirbt noch im selben Jahr“.
Weißes Damwild wird auch geschlachtet
Dem weißen Damwild von Peter Haberger geht es allerdings durchaus an den Kragen. „Die Tiere dienen natürlich zur Fleischgewinnung“, sagt er und ergänzt, „die Vermarktung findet am Hof statt“. Weißes Damwild werde genauso erlegt wie seine braunen Artgenossen, Aberglaube hin oder her.
