Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Verzweifelt und hilflos im Landkreis Mühldorf

Kind mit 40 Grad Fieber in der Warteschleife – Odyssee durch Notaufnahme und Arztpraxen

Sabrina und Elena Obermaier
+
Die Erstklässlerin Elena Obermaier und ihre Mama Sabrina. Nach der endlich erfolgreichen Behandlung ging es der Kleinen schnell wieder gut.

Das ist der Albtraum aller Eltern: Das Kind ist krank und niemand hilft ihm. Die Eltern der sechsjährigen Elena haben das erlebt; bei Ärzten und der Notaufnahme des InnKlinikums. Die Mutter, selbst Krankenschwester, sieht aber einen anderen Schuldigen.

Mühldorf/Altötting/Heldenstein – Es gehört wohl zu den schlimmsten Erlebnissen von Eltern, wenn ihr Kind hohes Fieber und Schmerzen hat und sie ihm weder selbst helfen können noch schnell ärztliche Hilfe bekommen. So erging es den Eltern der mittlerweile siebenjährigen Elena Obermaier aus Heldenstein. „Ich bin traurig und wütend, verzweifelt und machtlos und fühle mich von unserem System alleine gelassen“, schrieb ihre Mutter Sabrina an die Redaktion. „Wir zahlen sehr hohe Krankenkassenbeiträge und werden nicht behandelt. Armes Deutschland, armes Bayern, armer Landkreis Altötting/Mühldorf.“

40 Grad Fieber und heftige Schmerzen

Was war vorgefallen? „Meine Tochter Elena bekam an einem Sonntag hohes Fieber und heftige Kopfschmerzen“, erinnert sich die Krankenschwester in Elternzeit. „Gleich am Montag waren wir beim Kinderarzt, der wegen Verdacht auf Scharlach einen Streptokokken-Abstrich machte.“ Der Test fiel negativ aus, Elena sollte am Mittwoch noch einmal zur Sprechstunde kommen. „Sie wurde noch mal auf Streptokokken getestet. Wieder negativ.“ Nach vier Tagen mit Fieber empfahl der Arzt, der Kleinen einen Schmerz- und Fiebersaft zu geben.

In der Nacht auf Donnerstag wurde es noch schlimmer, das Fieber stieg auf 40 Grad, dazu Ohrenschmerzen. „Elena konnte nicht schlafen, saß weinend im Bett, war wie weggetreten. Ich bekam es mit der Angst. So konnte es nicht weitergehen!“, sagt die Mutter. In ihrer Not beschlossen die Eltern, die Notaufnahme am „InnKlinikum“ Altötting aufzusuchen. Das übernahm Vater Thomas, Mama Sabrina blieb daheim bei Elenas kleinen Geschwistern. „Die beiden waren um 15 Uhr im Krankenhaus und nach der Anmeldung wurde Elena ein Fiebersaft verabreicht.“

Fünf Stunden in der Notaufnahme

Danach begann das große, stundenlange Warten. „Gegen 20.15 Uhr fragte mein Mann an der Leitstelle nach, wie es ausschaut, wann Elena dran kommt“, erzählt Sabrina Obermaier. „Ihm wurde gesagt, man wisse nicht, ob sie am Donnerstag überhaupt noch behandelt werden kann, er könne entweder warten oder am nächsten Tag wiederkommen.“ Statt weitere Stunden mit der fiebrigen Elena auf einem Stuhl im Wartezimmer zu verbringen, brachte der Vater seine Tochter nach Hause. „Fünf Stunden in der Notaufnahme ist für Kinder doch nicht auszuhalten!“

HNO-Termin erst in fünf Tagen?

Die Nacht auf Freitag konnte die Erstklässlerin zwar durchschlafen, dafür aber nach dem Aufwachen auf einem Ohr nichts mehr hören. „Ich hab sofort beim Hals-, Nasen-, Ohrenarzt angerufen, um Elena untersuchen zu lassen“, die Mutter war aufs höchste besorgt. Nachdem sie am Telefon die Beschwerden der Kleinen geschildert hatte, wurde ihr ein Termin angeboten. „Für Mittwoch! Noch einmal fünf Tage warten und das Kind unbehandelt lassen? Das ging auf keinen Fall.“ Sie schaffte es, dass Elena noch am selben Tag in die Praxis kommen konnte. Dort stellte der Arzt eine Mittelohrentzündung und einen Paukenerguss fest und leitete die Behandlung mit Globuli, Schmerzsaft und Zwiebelwickeln ein. „Das verschriebene Antibiotikum aufzutreiben war schwierig“, schildert Sabrina. „Die Arzthelferin hat mindestens 20 Minuten in Mühldorf rumtelefoniert bis sie in einer Apotheke fündig wurde.“

In den nächsten Tagen ging es Elena immer besser. Fünf Tage nach Beginn der Behandlung sitzt sie putzmunter beim Gespräch mit dem OVB mit am Tisch. „Wir waren so hilflos in dieser Situation, es war so erschreckend“, das Erlebte steckt der jungen Mutter noch in den Knochen. „Mir liegt nicht daran, die Ärzte oder die Notaufnahme anzuklagen, ich möchte auf die unzumutbaren Umstände in unserem Gesundheitssystem hinweisen. Ich weiß, es wurde schon oft darüber berichtet. Aber ich hoffe, dass sich etwas ändert, wenn mehr Menschen den Mund aufmachen.“

„Vollstes Verständnis für Eltern“

Die Verantwortlichen in der Notaufnahme verteidigen das Vorgehen des „InnKlinikums“. „Bereits zwei Minuten nach Ankunft erfolgte die Erstsichtung, in ihrem Fall bestand keine akute vitale Gefährdung, wodurch sie in eine Kategorie mit niedriger Dringlichkeit eingestuft wurde“, erklären Dr. Matthias Pfersdorff, Chefarzt Notaufnahme Altötting und Dr. Stefan Vlaho, Chefarzt im Zentrum für Kinder und Jugendmedizin. „Selbstverständlich ist die Situation sowohl für das erkrankte Kind, als auch für Eltern nicht leicht. Als erste Maßnahme wurde ein fiebersenkender und schmerzlindernder Saft verabreicht.“

Schwerere Fälle haben Vorrang

Zur niedrigen Behandlungsdringlichkeit sei hinzugekommen, dass es in diesem Zeitraum ein sehr hohes Aufkommen an jungen Patientinnen und Patienten geherrscht habe. „Darunter weit über die Hälfte an Fällen mit einer hohen Behandlungsdringlichkeit“, so die Mediziner. „Beispielsweise Kinder mit einer akuten allergischen Reaktion, Erkrankungen bei denen eine Sauerstoffbehandlung notwendig war, sowie eine Patientin mit plötzlichen neurologischen Auffälligkeiten.“ All diese Fälle seien aufgrund der höheren Dringlichkeit vor Elena behandelt worden.

Notaufnahme oft unnötig überlastet

„Wir haben vollstes Verständnis für die Besorgnis von Eltern, deren Kind erkrankt ist“, betonen Pfersdorff und Vlaho in einer schriftlichen Stellungnahme. „Aufgrund der Symptome und der Tageszeit wäre aber ein erneuter Besuch beim Haus- oder Kinderarzt die richtige Anlaufstelle für eine Behandlung gewesen.“ Allgemein macht das „InnKlinikum“ darauf aufmerksam, dass es durch eine Fehl-Inanspruchnahme der Notaufnahme immer wieder zu einer unnötigen Überlastung der Notaufnahme komme. Dies könnte durch Inanspruchnahme der richtigen Anlaufstellen verhindert werden

Die Notaufnahme für Kinder

Am „InnKlinikum“ Altötting gibt es eine pädiatrische Notaufnahme. Das bedeutet, eine Notaufnahme in der sich ausgebildete Kinderärzte ausschließlich um die jungen Patientinnen und Patienten kümmern. Hier werden Kinder, genau wie in der Notaufnahme für Erwachsene, nach ihrer Einstufung der Dringlichkeit behandelt.

Kommentare