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Ausstellung in Mühldorf

Der monströse Stuhl – Wie sich Kabarettist Springer dem Rechtsextremismus entgegenstellt

Erinnerung mit starkem Bezug zur Gegenwart: Kabarettist Christian Springer erinnert in Mühldorf an den Hitler-Putsch.
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Erinnerung mit starkem Bezug zur Gegenwart: Kabarettist Christian Springer erinnert in Mühldorf an den Hitler-Putsch.

Mit einem aufsehenerregenden Riesenstuhl will der Kabarettist Christian Springer an den Hitlerputsch 1923 erinnern. Und darauf aufmerksam machen, welche Gefahren Deutschland heute durch rechtsextreme Tendenzen drohen.

Mühldorf – Der riesige Stuhl im Innenhof des Mühldorfer Haberkastens hat keine Sitzfläche. Stattdessen sind die Abdrücke zweier Schuhe zu erkennen. „Alles rief Heil“ steht auf der Lehne. Holz, Beton, durchsichtige Folie: Der Stuhl ist nicht schön. Eher eine Monstrosität, wie er in der Ecke des Haberkastens steht.

Der Hitlerputsch

Auf einen Stuhl stieg Adolf Hitler am 8. November 1923 im Münchener Bürgerbräukeller, zog eine Pistole und schoss in die Decke. So verschaffte er sich im vollen Saal Gehör. So begann der Hitlerputsch. Der monströse Stuhl, für den Initiator der Ausstellung „Alles rief Heil“, den Kabarettisten Christian Springer, Symbol für die Gewalt, Propaganda und Einschüchterung, mit der Hitler die Demokratie abschaffen wollte. „Der Stuhl ist der künstlerische Appell an die Gesellschaft, sich den rechtsextremistischen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Tendenzen der Gegenwart entschlossen entgegenzustellen“, sagte Springer bei der Vorstellung seiner Idee in Mühldorf. Zu ihr gehört auch die Ausstellung „Protokoll eines Justizversagens“ im ersten Obergeschoss des Mühldorfer Haberkastens. Sie reflektiert den Hitler-Ludendorff-Prozess und dient als eine Mahnung und Appell an die Zivilgesellschaft, sich allen antidemokratischen Tendenzen entgegenzustellen.

Bürgermeister Michael Hetzl rief daher auch bei der gut besuchten Eröffnung im Haberkasten dazu auf, den gefährlichen Strömungen der Demokratiefeindlichkeit nicht nachzugeben. „Nur durch gemeinsames Handeln können wir sicherstellen, dass die Demokratie auch in Zukunft Bestand hat“. Springer beleuchtete den zeithistorischen Hintergrund: Wie gelang es den Nationalsozialisten, die damalige Gesellschaft zu destabilisieren? Wie genau vergifteten übersteigerter Nationalismus, Demokratiefeindlichkeit und Antisemitismus die Herzen und Köpfe der Gesellschaft?

Christian Springer bei der Lesung im Kornkasten.

Machtübernahme im Gefängnis vorbereitet

Diese Frage will die Ausstellung mit ihren deformierten Stühlen und Schautafeln aufmerksam beantworten. Sie zeigt auch, wie wenig die deutsche Gesellschaft, Justiz und Politik bereit war, sich dem Putschisten Hitler ernsthaft entgegenzustellen. Der landete zwar nach dem Scheitern des Putsches und seiner Festnahme im Gefängnis der Feste Landsberg. Dort konnte er aber nicht nur „Mein Kampf“ verfassen, sondern durch zahlreiche Kontakte und Besuche die spätere Machtübernahme vorbereiten.

Christian Springer

Die Außeninstallation ist eine Kooperation der Initiative Schulterschluss mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum und weiteren Partnern. Zuerst war sie vor dem Valentin-Karlstadt-Musäum in München ausgestellt, seitdem wandert sie durch Bayern.

Bei einer Lesung in der ausverkauften Stadtbücherei im Kornkasten lasen Springer und Kerstin Schweiger aus dem Buch „Bayerischer Mob“, das Texte von Kabarett-Kollegen und anderen Autoren enthält. Die Texte thematisieren die Erosion der Demokratie und die zunehmende verbale Gewalt im politischen Alltag. Organisiert wurden die Veranstaltungen vom Stadtarchiv Mühldorf in Kooperation mit der Stadtbücherei, dem Kulturamt, dem Verein für das Erinnern, dem Verein Mühldorf ist bunt und dem Kreisbildungswerk.

Der Stuhl im Haberkasten-Innenhof und die Ausstellung im Haberkasten sind noch bis Sonntag, 27. April, zu sehen.

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