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Waldbesitzer Mühldorf setzen weiter auf Holz-Heizung

Dem Habeck-Gesetz gerade noch zuvorgekommen: Niederschweiberers schwören auf Hackschnitzel

Niederschweiberer Ulrich Tina Michael Hannes
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Ulrich Niederschweiberer (links) und die Hofnachfolger Tina und Michael Niederschweiberer mit Söhnchen Hannes – neben ihnen der Hackschnitzel-Bunker und dahinter das neue Wohnhaus im Rohbau.

Heizen mit eigenem Holz – für Waldbesitzer eine logische Sache. Wäre da nicht das neue Heizungsgesetz, dass neue Hackschnitzelheizungen nicht mehr zulassen will. Eine Mühldorfer Familie sieht die Pläne mit Sorge.

Mühldorf/Mößling – Ulrich Niederschweiberer, vielen im Landkreis als Kreisobmann des Bauernverbandes und Stadtrat von Mühldorf bekannt, lebt mit seiner Familie auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Mößling. Er schwört bereits seit über 30 Jahren auf das Heizen mit Hackschnitzeln aus eigenem Holz.

Schon seit 1991 Hackschnitzel

„Die Hackschnitzelheizung habe ich 1991 eingebaut, damit war ich damals ein Pionier auf diesem Gebiet“, erinnert er sich. Und auch, dass sein Vater von dieser Idee gar nicht begeistert war. „Eine vergleichbare Ölheizung hätte 1991 rund 10.000 D-Mark gekostet, die mit Hackschnitzeln 22.000 D-Mark. Aber ich war davon überzeugt.“

Hackschnitzel seien eine tolle Sache, ist der Landwirt sicher. Vor allem, wenn man wie er eigenen Wald besitzt. „Wir mussten für die Heizung noch nie Hackschnitzel zukaufen“, kann er zufrieden mit seiner Entscheidung feststellen. „Das Holz, dass bei uns quasi als Abfall beim Durchforsten oder Holz machen anfällt, hat immer ausgereicht und hat uns keine zusätzlichen Kosten verursacht.“ Die Mehrheit der Waldbesitzer heize seit Jahren mit eigenen Hackschnitzeln. Den Vorwurf, Hackschnitzelheizungen seien Dreckschleudern, kann Niederschweiberer auch nicht nachvollziehen: „Bei jeder Abgasuntersuchung lagen wir unter den Grenzwerten und könnten mit der alten Anlage auch die neu festgelegten Werte fast noch einhalten.“

Neue Anlage schon 2022 geplant

Vor rund drei Wochen hat er eine neue Heizung in Betrieb genommen – wieder mit Hackschnitzeln. Und das mitten in der hitzigen Diskussion um das Gebäude-Energie-Gesetz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, das am Heizen mit Holz kaum ein gutes Haar lässt. Die über 30 Jahre alte Heizung musste ersetzt werden, wegen der Abnutzung, aber auch, weil mehr Leistung hermusste. Denn das neu gebaute Wohnhaus des Hofnachfolgers Michael und seiner kleinen Familie soll künftig mitgeheizt werden.

Auf dem neuesten Stand der Technik ist die gerade in Betrieb gegangene Hackschnitzelheizung auf Niederschweibereres Hof.

„Habeck macht Purzelbaum rückwärts“

Im vergangenen Jahr hat der Mößlinger die Heizung mit einer 40-prozentigen Förderung durch den Bund geplant. „Da waren Hackschnitzelheizungen noch gewollt und heuer macht Habeck den Purzelbaum rückwärts“, sagt er kopfschüttelnd. Zwar sieht es so aus, dass auch mit dem neuen GEG Holzheizungen im Bestand sicher sind. Aber seit der aufgeregten Diskussion treibt ihn die Sorge um, dass er diese neue Heizanlage nach Ablauf ihrer Lebensdauer doch komplett austauschen muss. Keine ungetrübten Aussichten nach der Investition einer hohen fünfstelligen Summe für die Anlage mit allem Drum und Dran. „Ich hoffe, dass Holz möglich bleibt.“

Kein Verbot für Kamin- oder Kachelöfen ab 2024

Im Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sind keine Verbote oder speziellen Auflage für die Installation einer klassischen Einzelraumfeuerstätte enthalten. Darauf weist der HKI Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V. in einer aktuellen Presseaussendung hin. Es gibt ab 2024 kein Verbot für den Betrieb und Einbau moderner Kamin- oder Kachelöfen und Heizkamine. Diese Geräte dürfen auch nach 2024 betrieben werden, sofern sie den verschärften Anforderungen der 2. Stufe der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) entsprechen. Das GEG bezieht sich nach aktuellem Stand nur auf Heizungsanlagen. Wichtig zu wissen: Klassische Einzelraumfeuerstätten gelten nicht als Heizungsanlagen.

Gerade noch rechtzeitig neu gebaut

Froh ist Ulrich Niederschweiberer darüber, dass es mit dem Anschluss des Rohbaus von Sohn Michael und Schwiegertochter Tina noch geklappt hat: „Sie sind gerade noch mit reingerutscht.“ Ab 1. Januar 2024 hätte das Probleme geben können, denn in Neubauten sollen Holzheizungen nicht mehr erlaubt sein. „Dann hätte es für das neue Haus eine andere, eigene Wärmequelle gebraucht.“ Und das, obwohl gleich nebenan eine Heizung auf dem technisch neuesten Niveau bereitstünde. So würden Häuslbauer und Hausbesitzer in finanzielle Nöte gebracht, die entweder gar nicht mehr bauen können oder jetzt überlegen müssen, wie sie eine Wärmepumpe finanzieren sollen.

Eine Bunkerfüllung Hackschnitzel reicht über den ganzen Winter.

Für ihn läuft beim angestrebten Klimawandel einiges falsch: „Für ältere Häuser ist die Wärmepumpe oft nicht die richtige Lösung. Unser Haus ist aus 1907, mit einer Wärmepumpe würden wir hier drin erfrieren.“ Die geforderte Dämmung seines Hauses mit 50er-Mauern sei „tödlich für die Vollziegelmauer“, Schimmel vorprogrammiert.

Heizungen sollen überwachbar werden

Überhaupt sei die Stromversorgung für Habecks Pläne gar nicht gewährleistet: „Wenn alle Häuser nur noch Wärmepumpen haben, dann wird es mit dem Strom knapp. Vor allem im Winter, wenn die Pumpen die meiste Effizienz brauchen!“ Er vermutet, dass deswegen nach dem neuen Gesetz alle neuen Heizungen mit Datenübertragung ausgestattet sein sollen, zur Fernüberwachung und um über Fernsteuerung auf sie zugreifen zu können. Das schaffe auch die Möglichkeit, aus der Ferne zentral gesteuert den Strom zeitweise abzudrehen, wenn er nicht mehr für alle reicht.

Auf der anderen Seite könne zusätzlicher Strom vom Dach gar nicht mehr geliefert werden. „Viele Landwirte im Landkreis, die momentan eine Photovoltaik-Anlage auf ihren Dächern wollen und zusätzlichen Strom liefern würden, kriegen sie nicht genehmigt, weil die gewonnene Energie gar nicht mehr ins Netz eingespeist werden kann.“ Er selbst konnte eine Anlage mit 30 kW gerade noch in Betrieb nehmen, mehr würde der Trafo aber nicht mehr hergeben.

„Die Leute haben Angst“

An seinem Verkaufsstand am freitäglichen Bauernmarkt in Mühldorf bekommt Ulrich Niederschweiberer die Sorgen vieler Menschen mit: „Die Inflation und jetzt die Heizdiskussion. Die Leute haben Angst und machen sich Sorgen. Kein Hausbesitzer weiß, welche Kosten für sein Haus auf ihn zukommen. Wer noch eine alte Heizung hat, dessen Haus wurde mit dem GEG ja bereits entwertet.“

Biomasse erst hui, jetzt pfui – das sagt die Waldbesitzervereinigung Mühldorf

„Holzheizungen und Hackschnitzel sind eine sinnvolle Methode zur Restholzverwertung“, sagt Michael Erber, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Mühldorf. „Es ist CO₂-neutral, regional und nachhaltig, also eine wunderbare Geschichte.“ Viele der Waldbesitzer im Landkreis heizen mit Holz aus eigenen Wäldern. Seit Habecks Heizungspläne auf dem Tisch sind, herrscht bei ihnen große Verunsicherung darüber, wie es weitergehen soll. Vor allem, weil „in den letzten Jahren Holz und überhaupt Biomasse vom Bund stark favorisiert wurde“, stellt Erber fest. Für das Heizmaterial würden auch nicht ganze Bäume gefällt, sondern bei der Waldpflege „schwache Sortimente“ aussortiert und dann thermisch verwertet, statt sie ungenutzt verrotten zu lassen. Diese Nutzung dient auch der Abwehr des Borkenkäfers. Gerade in Bayern und auch im Landkreis sei das Heizen mit Holz weit verbreitet und viele Hausbesitzer von den Überlegungen des Bundes betroffen.

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