Carsharing-Projekt Mümo
Ein Auto für alle – Carsharing bald auch in der Stadt Mühldorf?
Auf dem Land ist das eigene Auto nach wie vor das Hauptverkehrsmittel. Der öffentliche Personennahverkehr ist überschaubar. Deshalb gibt es im Landkreis ein Carsharing-Projekt. Ist vielleicht bald die Stadt Mühldorf mit dabei?
Mühldorf – Gerade auf dem Land kommt der individuellen Mobilität eine große Bedeutung zu, da das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs mit Bus und Bahn eher überschaubar ist. Der Landkreis Mühldorf hat deshalb 2019 ein dreistufiges ÖPNV-Gesamtkonzept erarbeitet. Dazu gehört auch ein passgenaues Carsharing-Angebot. Sieben Gemeinden – Neumarkt-St. Veit, Schönberg, Oberbergkirchen, Schwindegg, Ampfing, Buchbach und Haag – haben das Carsharing-Projekt von 2020 bis 2022 ausprobiert. Dabei profitierten sie von dem Förderprojekt „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“, das vom bayerischen Verkehrsministerium aufgelegt wurde, und traten dem Verein „Landmobile e.V.“ bei.
Carsharing-Angebot hat sich bewährt
Und alle waren sich nach dem Ablauf des Förderzeitraumes einig, dass sich das Carsharing-Angebot, nach einer gewissen Anlaufphase, tatsächlich bewährt hat und eine sinnvolle Ergänzung ist. So wusste beispielsweise Markus Huber von der Stadt Neumarkt-St. Veit zu berichten, dass ihr Fahrzeug beim letzten Bahnstreik pausenlos im Einsatz war. Schwindeggs Bürgermeister Roland Kamhuber sieht von seinem Büro auf den Stellplatz, an dem das Carsharing-Auto abgestellt ist. „Meistens ist es an mindestens drei Tagen in der Woche unterwegs“, ist seine Erfahrung. Deshalb bieten auch alle sieben Gemeinden nach wie vor unterschiedliche Carsharing-Fahrzeuge an; jetzt unter dem Namen „Mümo“ (Mühldorf mobil).
In Kürze sollen die sieben Gemeinden aus dem Landkreis sogar noch Zuwachs bekommen. Die Stadt Mühldorf hat beschlossen, sich ebenfalls Mümo anzuschließen. Wann genau das sein wird, hängt noch von Detailfragen ab, wie der Zahl der Fahrzeuge, Standorte und Ähnlichem. An diesen Themen arbeitet die Verwaltung aktuell, wie Werner Kurzlechner, Pressesprecher der Stadt Mühldorf, auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen erläutert.
Stadt Mühldorf möchte auch bei Mümo einsteigen
Mühldorf hat bereits 2017 eine Kooperation mit der dem Carsharing-Anbieter E-Wald gestartet und sieht sich deshalb durchaus als Vorreiter in der Region in Sachen Carsharing. Allerdings hatte das Projekt nicht den erhofften Erfolg, sodass es wieder eingestellt wurde. Kurzlechner betont, dass das nichts mit dem Kooperationspartner E-Wald zu tun hatte. „Stattdessen mussten wir lernen, dass Carsharing in Mühldorf auf die praktizierte Weise schlichtweg nicht funktioniert. Konkret heißt das: Wir hatten zeitweise zwei Elektroautos im Einsatz und das an zwei Standorten, nämlich Bahnhof und Zentralparkplatz. In dieser Konstellation ist das Angebot leider nicht so angenommen worden, wie gedacht und benötigt“, heißt es in der Pressemitteilung. Mühldorf schwebt hier ein flexibleres System vor, das nicht an zwei Standorte gebunden ist, sondern freie Einstiegs- und Abstellmöglichkeiten bietet.
Das ist allerdings derzeit auch mit Mümo noch Zukunftsmusik. Markus Huber von der Stadt Neumarkt-St. Veit sagt dazu, dass es nach wie vor so ist, dass die Fahrzeuge immer an ihren Hauptsitz zurückgebracht werden müssen. Wenn man sich ein Fahrzeug ausleihen will, muss man zuerst die App „MOQO“ herunterladen und sich dort einen Account anlegen. Dann hat man Zugriff auf den Nutzungskalender und kann nachschauen, wann ein Fahrzeug verfügbar ist. Dabei kann man auf jedes Fahrzeug der teilnehmenden Gemeinden zugreifen. Wenn man einen Termin gebucht hat, kann man das reservierte Fahrzeug per Handy öffnen und losfahren.
Fahrzeuge werden meistens gut genutzt
Und die Nachfrage ist deutlich besser, als man es erwartet hat, sagt Huber. „Unser Renault Zoe, der auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude Stadtplatz 30 abgestellt ist, wird überraschend gut genutzt.“ Das bestätigt auch Buchbachs Bürgermeister Thomas Einwang: „Die Nutzung wird immer besser und hat im Jahr 2023 deutlich zugelegt.“ Für ihn ist das Carsharing eine günstige Möglichkeit, um zum Einkaufen, zum Arzt oder zu Freizeitmöglichkeiten zu kommen, wenn man kein eigenes Auto hat.
Schönbergs Bürgermeister ist skeptisch
Schwindeggs Bürgermeister Roland Kamhuber sagt, dass bei ihnen das Fahrzeug beispielsweise dem Helferkreis zur Verfügung gestellt werde. So können Geflüchtete beispielsweise zu Behörden oder Ärzten gefahren werden. Auch in der Gemeinde Schönberg können die Ehrenamtlichen das Mümo-Auto kostenlos nutzen, was auch intensiv gemacht werde, wie Bürgermeister Alfred Lantenhammer bestätigt. Die Nutzung durch Gemeindebürger „könnte besser sein“, macht er keinen Hehl daraus. Er sagt auch, dass der Vertrag Ende des Jahres ausläuft und ist skeptisch, ob man in der aktuellen Form weitermache. Das Carsharing-Modell ist auch für ihn „grundsätzlich eine gute Sache, allerdings ist es für die Gemeinde in der aktuellen Form zu teuer.“ Rund 10.000 bis 12.000 Euro müssten sie jährlich zuschießen. Lantenhammer sagt aber auch, dass der Siebensitzer, der auf dem Kirchenparkplatz abgestellt ist, nur eine Reichweite von etwa 200 Kilometer habe. Das sei nicht optimal.
Auch der Landkreis ist bei Mümo dabei
In der Gemeinde Ampfing steht ein Renault Zoe und Bürgermeister Josef Grundner hat gemischte Erfahrungen gemacht. Beim Auto sagt er: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft.“ Die Gemeinde hatte in den ersten beiden Jahren aber auch ein Lastenfahrrad, das sei „praktisch nicht genutzt worden.“ Deshalb wird es auch nicht weiter angeboten. Wie in allen anderen Gemeinden wird das Fahrzeug auch von Mitarbeitern der Gemeinde genutzt. Wenn es gerade frei ist
Auch der Landkreis ist Teil des Carsharing-Projektes. „Anders als in Ballungszentren, in denen der Öffentliche Personennahverkehr breiter ausgebaut und enger getaktet ist, ist für Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Regionen das Auto das Hauptverkehrsmittel“, weiß Landrat Max Heimerl. Dabei sei festzustellen, dass Carsharing auch das Mobilitätsverhalten der Nutzer verändert. Kurzstrecken werden häufiger mit dem Fahrrad gefahren, längere Strecken mit Bus oder Bahn. Manche Mümo-Teilnehmer besitzen aufgrund des Angebots keinen Zweitwagen mehr.
Zudem wurden im vergangenen Jahr bereits über 90.000 Kilometer mit den Mümo-Fahrzeugen zurückgelegt. „Deshalb haben wir uns gemeinsam mit den beteiligten Kommunen auch entschieden, dass das Projekt über den Förderzeitraum hinaus auch bestehen bleibt. Weil es gerade im ländlichen Raum an der richtigen Stelle ansetzt“, so Heimerl.
Mümo-Auto ist bereits 35.000 Kilometer gefahren
Auch Oberbergkirchens Bürgermeister Michael Hausperger bestätigt, dass das Mümo-Projekt bei ihnen gut funktioniert. „Das Fahrzeug ist täglich unterwegs.“ So werden beispielsweise Schüler transportiert, deren Schulweg nicht mit den Schulbuslinien konform ist. Die Gemeinde nützt das Fahrzeug ebenso und Vereine können es kostenlos nützen. Ihr siebensitziger Nissan hat bereits 35.000 Kilometer zurückgelegt. Zudem hat die Gemeinde zwei E-Bikes, die „ebenfalls intensiv genutzt werden.“