Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Er soll Kinder verschleppt und sexuell missbraucht haben

Flucht von Mühldorf nach Indien: Über welche Zufälle Bernd W. der Polizei ins Netz ging

Ein Mühldorfer (58) steht vor Gericht.
+
Ein Ex-Mühldorfer (58) steht vor Gericht.

Traunstein/Mühldorf - Szenen wie aus einem Horrorfilm, die man einem Mühldorfer vorwirft: Ein elfjähriges Mädchen soll der Mann in eine Holzkiste im Kofferraum gesteckt, entführt und in einem tschechischen Wald gefesselt „abgeladen“ haben - wobei das noch nicht alles sein soll. Am heutigen Donnerstag beginnt der Prozess.

Update, 12.45 Uhr - Über welche Zufälle Bernd W. der Polizei ins Netz ging

Nach Verlesung der Anklageschrift wird klar: Der Angeklagte wird sich vorerst nicht äußern. Womöglich aber beim nächsten Verhandlungstag am 5. März – dann soll auch die Tschechin in Traunstein aussagen, die 2014 von Bernd W. wohl verschleppt wurde.

Dass all die mutmaßlichen Taten des Ex-Mühldorfers aufflogen, ist wohl mehreren Zufällen zu verdanken. Denn ein Zeuge der Kripo Mühldorf berichtet jetzt, wie man dem 58-Jährigen Schritt für Schritt auf die Spur kam. Los ging es, als die Universität Regensburg 2013 turnusmäßig alle Spinde räumen ließ. Bernd W. war damals immatrikuliert und an der Uni auch angestellt. Doch seinen Spind ließ er verschlossen...

„Bei der Öffnung tauchten dann mehrere Spindeln mit CDs auf. Schon die Dateinamen deuteten auf Kinderpornos hin“, so der Kriminalpolizist - über 20.000 Fotos und Videos wurden schließlich gezählt. Was man auf den CDs auch fand: Fotos von den beiden Regensburger Kindern von 2003. So konnten die Beamten ermitteln, dass er eines der Mädchen, damals vier Jahre alt, sexuell missbrauchte.

Auch in seiner Landshuter Wohnung wurden dann Kinderpornos gefunden – und 2015 zog Bernd W. nach Mühldorf. In Waldkraiburg fand er eine Arbeitsstelle als Diplom-Psychologe. Als die Polizei in Mühldorf anrückte, war der 58-Jährige über alle Berge. Aber: Man fand sein Auto. Und über das Nummernschild fand man heraus, dass auch die tschechische Polizei schon auf der Suche nach dem VW Golf war. Denn bei der angeklagten Kindesentführung 2014 in Tschechien konnte auf einer Überwachungskamera das Nummernschild festgehalten werden. 

Bernd W. selbst aber blieb unauffindbar. Bis zum Juni 2020. Da wurde er in Indien festgenommen, es gab Probleme wegen seiner Aufenthaltsgenehmigung. Es stellte sich heraus, dass er genau in jenen Tagen, in der seine Wohnung in Mühldorf durchsucht wurde, in den Flieger nach Bengalore in Indien stieg – auf der Flucht? Zum Zeitpunkt seiner Festnahme in Indien gab es jedenfalls bereits einen internationalen Haftbefehl des Bayerischen Landeskriminalamts. 2023 wurde Bernd W. dann nach Deutschland ausgeliefert. Und jetzt der Prozess am Landgericht Traunstein.  

Für heute ist die Verhandlung unterbrochen. Fortgesetzt wird am 5. März ab 9 Uhr.

Update, 10.25 Uhr - Bernd W. soll ein Kind in einer Holzkiste entführt haben

Jetzt geht es an die Verlesung der Anklageschrift. Zentral darin: Ein Fall aus dem Jahr 2014. Bernd W. soll damals eine Elfjährige in Obrnice in Tschechien gewaltsam in eine Holzkiste gesperrt haben, die er bereits im Kofferraum seines VW-Golfs hatte, so die Staatsanwaltschaft. „Er hatte zuvor abgewartet, bis das Mädchen auf dem Heimweg unbeobachtet an einem menschenleeren Parkplatz vorbeiging“, so Staatsanwältin Neumeier. 

Etwa 30 Kilometer später habe Bernd W. dann auf einem Waldweg im tschechischen Hrusovany gehalten, das Mädchen aus der Kiste gezogen und sie mit Kabelbindern gefesselt. So habe er sie im Wald liegen gelassen und sei davongefahren. Für die Elfjährige habe Lebensgefahr bestanden. Damals wohnte der Mann noch in Landshut. 

Doch die Vorwürfe gehen noch viel weiter. Bereits 2003 habe der Angeklagte in Regensburg zwei spielende Mädchen angesprochen, vier und sechs Jahre alt. „Er sagte zu ihnen, sie seien zwei so bildhübsche Mädchen und behauptete, er sei Fotograf und mache Fotos für eine Zeitschrift“, so die Staatsanwältin. Mit etwas Geld habe er die Vierjährige dazu gebracht, ihre Hose hinunterzuziehen – Bernd W. habe sie dann im Intimbereich berührt und fotografiert.

Außerdem fand man bei dem heute 58-Jährigen jede Menge Kinderpornos der übelsten Sorte – insgesamt über 21.600 Dateien. Die Mädchen und Buben, deren Vergewaltigungen auf den Fotos und Videos zu sehen sind, waren zum Teil gerade mal zwei Jahre alt. Der eine Teil der Kinderpornos tauchte 2013 auf CDs in seinem Spind der Universität Regensburg auf, den anderen Teil fand man 2015 bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Landshut.

Update, 9.39 Uhr - Menschenraub und Kindesmissbrauch? Prozess gegen Mühldorfer Bernd W. eröffnet

Mit seiner olivgrünen Jacke über den Kopf gezogen, wird ein stattlicher Mann in den großen Verhandlungssaal des Traunsteiner Landgerichts geführt. Es ist Bernd W., 58 Jahre alt. Er will sein Gesicht vor den Fotoapparaten der Pressevertreter schützen. Denn es geht um viel: Bernd W. ist angeklagt wegen Menschenraubs, Kindesmissbrauchs, Kinderpornos und Körperverletzung. Zuletzt lebte er in Indien, davor in Mühldorf. 

Als Richterin Jacqueline Aßbichler den Prozess eröffnet, kann er die Jacke abnehmen, sieht zum ersten Mal die Szenerie. Der Mann mit den langen blonden Haaren, zum Dutt zusammengebunden, und dem Rauschebart hört jetzt von Staatsanwältin Helena Neumeier nochmal all die Vorwürfe – unter anderem soll er eine Elfjährige in einer Holzkiste entführt und in Tschechien in einem Wald gefesselt abgelegt haben. Gleich werden die Vorwürfe im Detail bekannt.  

Erstmeldung

Ein 58 Jahre alter Mann, zuletzt wohnhaft in Mühldorf, steht ab dem heutigen Donnerstag (22. Februar, ab 9 Uhr) vor dem Traunsteiner Landgericht: Im September 2014 soll er ein Mädchen, das damals elf Jahre alt war, entführt haben. In Obrnice in Tschechien, nahe der sächsischen Grenze, hat er das Mädchen gepackt und in eine Holzkiste in seinem Kofferraum gesperrt, so die Staatsanwaltschaft. Nach einer halben Stunde Fahrzeit habe er sie dann gefesselt in einem Wald abgeladen und sei verschwunden.

Nicht nur Kind entführt, sondern andere auch noch missbraucht?

Im Nachhinein sei man dem Mühldorfer aber auf weitere mutmaßliche Taten gekommen: 2003 habe er in Regensburg zwei Mädchen angesprochen. Vier und sechs Jahre alt seien die beiden damals gewesen und in seinen Augen „bildhübsch“. Er forderte sie auf, sich im Intimbereich zu berühren, machte dann Fotos von den Kindern, so die Traunsteiner Staatsanwaltschaft. Und als 2013 sein Spind in der Regensburger Universität geöffnet wurde, seien an die 50 CDs und DVDs mit Kinderpornos aufgetaucht.

Angeklagt ist der 58-Jährige jetzt wegen Menschenraubs, sexuellem Missbrauchs von Kindern, Körperverletzung und Kinderpornos. Insgesamt sind sieben Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil wird am 30. April gerechnet.

innsalzach24.de wird aktuell vom Prozess berichten.

xe

Kommentare