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Zehn Jahre „1 zu 1 für Nepal“

Spontane Nothilfe aus Buchbach entwickelt sich zur nachhaltigen Hilfe für Kinder in Nepal

Vorher, nachher: Jörg Hofer 2015 mit Dodge Tamang vor dessen zerstörtem Haus (rechts). Mit Unterstützung der Nepalhilfe konnte sich der Tourguide in Nepal ein neues Haus errichten.
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Vorher, nachher: Jörg Hofer 2015 mit Dodge Tamang vor dessen zerstörtem Haus (rechts). Mit Unterstützung der Nepalhilfe konnte sich der Tourguide in Nepal ein neues Haus errichten.

Für die Ärmsten da sein, wenn die Hilfe am nötigsten ist: 2015 war das der Fall, als ein verheerendes Erdbeben ganze Dörfer in Nepal dem Erdboden gleich machte. Ein Buchbacher hat daraufhin eine Initiative gestartet. Und die trägt immer noch reiche Früchte.

Buchbach – Am 25. April 2015 ereignete sich eine verheerende Katastrophe in Nepal. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschütterte weite Flächen der Himalaya-Region. Insbesondere Nepal war davon betroffen. Zwei weitere Beben ähnlicher Stärke ereigneten sich innerhalb der nächsten drei Wochen. Etwa 9.000 Menschen verloren durch diese Beben ihr Leben, über 22.000 wurden verletzt. Mehr als 3,5 Millionen Nepalesen wurden obdachlos oder verloren ihre Existenz.

Viele Opfer durch das Erdbeben

Wenige Wochen vor den Beben war der Buchbacher Wolfgang Bauer zusammen mit dem nepalesischen Tourguide Dodge Tamang auf einer Trekking-Tour im Annapurnagebiet unterwegs. Auch dem Tourguide versetzte das Beben einen schweren Schicksalsschlag. Die Mutter von Dodge Tamang und mehrere seiner Verwandten und Bekannten starben.

Sämtliche Häuser seines kleinen Bergdorfs Old Syaphru am Eingang zum Langtang-Tal wurden zerstört. Murenabgänge und Steinlawinen versperrten die Versorgungswege. Um Dodge Tamang den Wiederaufbau und die Rückkehr in sein Haus zu ermöglichen, wandte sich Wolfgang Bauer mit dem Spendenaufruf „1 zu 1 für Nepal“ an seine Freunde und Bekannte und an die Buchbacher Bevölkerung. Schnell fand der Aufruf über Buchbach und auch die Landkreisgrenze hinaus Gehör und innerhalb von wenigen Wochen sammelten sich über 75.000 Euro im Spendentopf an.

Kinder spenden ihr Taschengeld

„Angefangen bei Kindern, die ihm im Supermarkt 2 Euro aus ihrem Taschengeld zusteckten, über Initiativen von Schulklassen, Vereinen, Firmen, und vielen Freunden und Bekannten sowie unzählige bis dato Unbekannten trugen zu diesem großartigen Ergebnis bei“, erinnert sich Bauer.

Aufgrund der chaotischen Zustände im Krisengebiet und innerpolitischer Machtkämpfe in Nepal war es anfangs schwer, eine koordinierte Hilfe zu leisten, berichtet Bauer. An einen Wiederaufbau der völlig zerstörten Häuser war in den ersten Monaten nach dem Beben nicht zu denken. Immerhin: „Einige Sofortmaßnahmen konnten trotz der widrigen Umstände umgesetzt werden“, so Bauer.

Was konnte „1 zu1 für Nepal“ erreichen?

Als Beispiel nennt er die Internatsbetten, die man für eine völlig zerstörte Internats-Schule besorgen konnte, „damit die Kinder nicht auf dem nackten Boden der Behelfsunterkunft schlafen mussten“. Einzelnen Familien, die durch das Beben alles verloren haben, hat die Initiative aus Buchbach finanziell unter die Arme gegriffen, damit sie den bevorstehenden Winter in den Bergen überleben konnten.

Buchbacher packen selbst mit an

Bei einer seiner Reisen wurde Wolfgang Bauer und sein Freund Jörg Hofer, der sich der Initiative anschloss, von sieben weiteren Helfern begleitet, die vor Ort anpackten und die Menschen im Langtang-Tal tatkräftig unterstützten. Die Materialbeschaffungen für den Wiederaufbau im Tal kamen mittlerweile gut voran. Insbesondere Wellbleche und Holzplatten waren die wichtigsten Baustoffe, die beschafft werden konnten und von den Bewohnern der zerstörten Häuser zu Fuß bis auf 4.000 Metern Höhe transportiert werden mussten.

In der Zwischenzeit entwickelte sich auch ein intensiver Austausch mit dem Altöttinger Hilfsverein „Sano Madad“, der auch in dieser Zeit vor Ort tätig war. Dieser Verein hat sich als Schwerpunkt die Förderung hilfsbedürftiger Kinder in Nepal, insbesondere im Langtang-Tal, auf die Fahnen geschrieben. Anfang März 2015 konnten sie hierfür sogar eine eigene kleine Schule für ihre Patenkinder eröffnen. Wenige Wochen später wurde das gesamte Dorf Langtang, in dem sich unter anderem die Schule befand, komplett durch eine Geröll-, Schnee- und Schlammlawine verschüttet, die das Erdbeben ausgelöst hatte. Viele Patenkinder des Vereins starben, andere wurden zu Waisen und verloren ihr Zuhause sowie Hab und Gut.

In zwei Jahren alle 20 Häuser wieder aufgebaut

Mit vereinten Kräften von „1 zu 1 für Nepal“ und dem Verein Sano Madad, war es möglich, vielen Obdachlosen die Rückkehr in ihre Dörfer zu ermöglichen und ihnen beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu helfen. Bei einer Reise im März 2017, zwei Jahre nach dem Beben, konnte sich Wolfgang Bauer dann endlich ein Bild über den erfolgreichen Aufbau der Häuser machen. Alle 20 Häuser des völlig zerstörten Dorfes waren wieder hergestellt.

Jörg Hofer 2015 mit Kindern aus Langtang in einer provisorisch aufgebauten Schule.

Verein unterstützt Familien auch finanziell

Der Spendentopf war danach so gut wie geleert. Doch das Ziel des Spendenaufrufs konnte nicht nur erreicht, sondern weit übertroffen werden, wie Wolfgang Bauer heute mehr als zufrieden feststellt. Neben dem Wiederaufbau der Häuser, wurden auch immer wieder einzelne Familien finanziell unterstützt, die um das nackte Überleben kämpften.

Es entwickelte sich eine nachhaltige Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder. Inzwischen hat sich „1 zu 1 für Nepal“ in den Verein Sano Madad integriert. Wolfgang Bauer ist inzwischen in der Vorstandschaft des Vereins tätig und auch Jörg Hofer unterstützt den Verein weiterhin.

Neue Schule in über 3.000 Meter Höhe

Und die Arbeit des rührigen Vereins macht sich bezahlt: Sano Madad konnte vor drei Jahren wieder eine neue Schule in Langtang eröffnen, in der bis zu 25 Kinder im Alter von 3 bis 7 Jahren unterrichtet werden. Ziel dieser Schule ist, die Kinder möglichst lange bei ihren Familien im Langtang-Tal zu halten und die Voraussetzungen für einen fundierten Schulbesuch zu erlangen.

Erst im Oktober war er wieder mit den beiden Vorständen Herbert Nennhuber und Vorstandsmitglied Dieter Prenninger-Hackl und weiteren Mitgliedern des Vereins in Nepal, um die Patenkinder und deren Familien zu besuchen und nach der Entwicklung im Tal zu sehen.

Besuch im Internat in Kathmandu, das von Sano Madad mitfinanziert wird: Theresa Enzinger (Dritte von links) inmitten der Schülerinnen.

Für weitere 50 Kinder ab 8 Jahren finanziert der Verein (überwiegend durch Patenschaften) den Besuch eines Internats in Kathmandu. Die beiden Mühldorfer Studenten Theresa Enzinger und Elias Auer besuchten Ende November dieses Schulprojekt in Kathmandu, das von Sano Madad unterstützt wird und nicht nur den Zugang zu Bildung ermöglicht, sondern den Schülern auch ein Dach über dem Kopf bietet.

Zugang zur Bildung ist wichtigstes Gebot

Somit werden aktuell 75 Kinder und Jugendliche dauerhaft durch den Verein unterstützt. „Kinder, die ohne diese Unterstützung keinen Zugang zur Bildung hätten“, betont Bauer. „Sie erhalten somit die Chance, ihr Leben später selbst zu gestalten – ein Gut, das in Nepal alles andere als selbstverständlich ist!“

Der Verein Sano Madad finanziert sich zu 100 Prozent aus Spenden und Patenschaften. Wie viele Kinder Sano Madad weiterhin unterstützen kann, ist ausschließlich von den eingehenden Geldern abhängig. Mehr Infos zu Sano Madad gibt es im Internet unter www.sanomadad.de

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