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Kann das überall passieren?

Brückeneinsturz von Dresden – droht so eine Katastrophe auch im Landkreis Mühldorf?

Brücke Grünbach MÜ
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Die Brücke auf der alten B12 bei Ehring musste heuer vom Staatlichen Bauamt Rosenheim komplett erneuert werden.

Seit dem Einsturz einer Brücke in Dresden sind diese Bauwerke über Flüsse, Straßen und Gleise nicht mehr jedem geheuer. Das OVB hat nachgefragt, wer im Landkreis Mühldorf für sichere Brücken sorgt und wie das gemacht wird.

Mühldorf – Für die Sicherheit aller Brücken der Kreisstraßen, die Straßen, Bahnlinien, Flüsse oder kleinere Gewässer überqueren, ist das Landratsamt Mühldorf verantwortlich. Die Spanne reicht von 15 Durchlässen mit einem Durchmesser kleiner als 2,0 Meter, über 29 Durchlässe über 2,0 Meter bis hin zu 39 großen Brückenbauwerken. Die größte und längste Flussbrücke des Landkreises ist die Innbrücke bei Kraiburg.

Brücken werden jährlich überprüft

Sämtliche Brücken werden regelmäßig überprüft. Verpflichtend sind, laut Landratsamt, jährliche Sichtprüfungen zur Erfassung oberflächlicher Schäden wie Risse, Abplatzungen oder offensichtliche strukturelle Mängel. Pressesprecherin Karin Huber: „Durchgeführt werden sie von dafür speziell geschulten Mitarbeitern des Kreisbauhofes oder der Tiefbauverwaltung des Landratsamtes.“

Alle drei Jahre erfolgt eine „Einfache Prüfung“, alle sechs Jahre eine Hauptprüfung, die den Zustand der Brücke umfassend untersucht. Unter anderem mit Prüfgeräten, die verdeckte Schäden oder Materialermüdung erfassen können. Für diese Prüfungen beauftragt der Landkreis spezialisierte Ingenieurbüros oder Sachverständige. Zusätzlich können Sonderprüfungen erforderlich sein, wenn es nach Verkehrsunfällen, etwa mit einem Anprall an die Brücke, oder Extremwetterereignissen, wie Hochwasser, Hinweise auf akute Schäden gibt.

Zustand im Landkreis ist „befriedigend“

„Der Bauwerkszustand aller Brückenbauwerke im Kreisstraßennetz des Landkreises Mühldorf ist als befriedigend einzustufen“, stellt Huber fest. Dafür werden wie in der Schule Noten vergeben. Sie reichen in 0,5er-Schritten von 1,0 „sehr gut“ bis 4,0 „ungenügend“. „Befriedigend“ entspricht demnach einer 2,0 bis 2,4.

„Ältere Brücken, die vor mehreren Jahrzehnten gebaut wurden, zeigen häufig Alterserscheinungen wie Risse, Korrosion an Stahlteilen oder Betonabplatzungen, was die Verkehrssicherheit beeinträchtigen kann. Dies wird bei den Prüfungen eng überwacht“, betont die Pressesprecherin. Einige Brücken wurden deshalb in der Vergangenheit auf deutlich geringere Traglasten heruntergestuft als sie nach dem Stand der Technik eigentlich tragen müssten.

Risse, Korrosion, Beton platzt ab

Als aktuelles Beispiel dafür nennt Huber die Hirschbachbrücke in Polling: „Sie wurde bei der letzten Hauptprüfung mit einem nicht ausreichenden Bauwerkszustand (Note 3,0 bis 3,4) bewertet. Alle Bauteile weisen Beton- und Korrosionsschäden auf.“ Die Sanierungsarbeiten an der Brücke haben Mitte September begonnen, sie sollen bis Ende August 2025 dauern.

In den vergangenen acht Jahren wurden im Landkreis für rund neun Millionen Euro sieben Brücken neu gebaut, drei weitere instandgesetzt. Neu gebaut wurden: Isenbrücke bei Isenmühle (Ampfing); Mühlbachbrücke bei Moos (Polling); Isenbrücke Stenging (Mettenheim); Viehdurchlass (Aschau am Inn); Brücke über den Schandelbach (Mettenheim); Isenbrücke Wörth (Schwindegg) und der Wellstahldurchlass Gaisbach (Mettenheim). Instandgesetzt wurden: Howaschenbrücke (Ampfing) sowie die Innbrücken Kraiburg und Jettenbach.

Für das Haushaltsjahr 2026 ist der Ersatzneubau der Nasenbachbrücke bei Rechtmehring mit circa 1,2 Millionen Euro geplant. Für 2027/28 die Sanierung der Isenbrücke Zollbruck mit rund 350.000 Euro und der Ersatzneubau der Brücke bei Isenmühle. Auch die Übergangskonstruktionen der Innbrücken in Kraiburg und Jettenbach sollen ertüchtigt werden.

Brückenerhalt geht ins Geld

„Ein wesentlicher Teil der Finanzierung erfolgt durch Fördermittel des Freistaates“, erläutert Karin Huber zu den Kosten. „Dennoch muss der Landkreis einen erheblichen Teil der Kosten tragen, was langfristige Planungen und Priorisierungen erfordert.“ So fiel zum Beispiel die schon für letztes Jahr geplante Sanierung der Isenbrücke Zollbruck dem Spardiktat für den Krisen-Haushalt 2023 zum Opfer.

Für Brücken, die Teil einer Staats- oder Bundesstraße im Landkreis Mühldorf sind, ist das Staatliche Bauamt Rosenheim zuständig. „Diese Brücken werden alle drei Jahre abwechselnd einer Hauptprüfung und einer einfachen Prüfung unterzogen“, teilt Bauamts-Pressesprecherin Ursula Lampe mit. „Zusätzlich werden die Bauwerke engmaschig durch die Straßenmeistereien beobachtet.“

Nach 50 bis 60 Jahren wird saniert

Geprüft wird mit Brückenuntersichtgeräten. „Das sind ausfahrbare, mobile Arbeitsplattformen, mit denen die Brückenuntersicht inspiziert werden kann“, erklärt Lampe das Prozedere. „Bei Anzeichen auf substanzielle Schäden werden Bauteilöffnungen hergestellt, Materialproben genommen und untersucht.“ Nach circa 50 bis 60 Jahren müssen Brücken meist generalsaniert werden. Moderne Straßenbrücken sind auf eine Nutzungsdauer von 80 bis 100 Jahren ausgelegt.

Im Landkreis Mühldorf wurde heuer von April bis September an der Staatsstraße 2550/alte B12 die Stahlbetonbrücke über den Grünbach bei Ehring neu gebaut. Rund 90 Jahre hat diese Brücke ihren Dienst getan. Die Kosten von rund einer Million Euro trägt der Freistaat Bayern. In 2026 ist die Generalsanierung der Brücke über den Innkanal in Mühldorf-West (Ecksberg) vorgesehen.

Oft sind unter Brücken Rinnsale aus Beton oder Rost zu sehen. Ein Grund zur Sorge? Die Pressesprecherin beruhigt: „Werden bei einer Prüfung Korrosionsschäden festgestellt, werden diese detailliert im Prüfbericht vermerkt und ihr Verlauf genau beobachtet.“

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