Vor 80 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit
Holocaust-Gedenktag am KZ-Friedhof Mühldorf: „Wir müssen Zivilcourage zeigen“
Am KZ-Friedhof mitten in der Stadt Mühldorf wurde der Opfer des Holocausts gedacht. Landrat Max Heimerl und Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl sprechen mahnende Worte. Wie eine Gruppe von Schülern gegen das Vergessen ankämpft.
Mühldorf – Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, hat die russische Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Dort, im heutigen Polen, wurden über eine Million Menschen getötet, die meisten davon Juden. 2005 führten die Vereinten Nationen den „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ ein.
Auf dem Mühldorfer KZ-Friedhof ruhen 480 Menschen
Auch am Mühldorfer KZ-Friedhof wurde am Montag, 27. Januar, dieser Gedenktag abgehalten. Viele Persönlichkeiten haben sich dazu eingefunden: Dekan Klaus Vogl und der evangelische Pfarrer Simon Stritar aus Neuötting, die beiden Landtagsabgeordneten Sascha Schnürer und Markus Saller, Claudia Hausberger vom Bezirkstag, der ehemalige bayerische Minister Dr. Marcel Huber sowie zahlreiche Bürgermeister, Kreis- und Stadträte. Eine Abordnung der Blaskapelle Altmühldorf gestaltete die Feier musikalisch.
„Auschwitz ist ein Synonym für Massenmord und Rassenwahn, der Ort ist ein Kainsmal der deutschen Geschichte“, führte Landrat Max Heimerl in seiner Eröffnungsrede unter anderem aus. „Der 27. Januar ist ein ‚Denktag‘ – gedenken und nachdenken ist eine Versicherung für die Zukunft – gegen Rassenwahn und Nationalismus.“
„Rassismus von damals darf sich nicht wiederholen“
Auf dem Mühldorfer KZ-Friedhof ruhen die sterblichen Überreste von 480 Menschen aus dem Außenlager des KZ Dachau im Mühldorfer Hart. „Dieser Ort mitten in der Stadt erinnert uns daran, dass sich der Rassismus von damals nicht wiederholen darf“, betonte Heimerl. Dabei gebe es laut einer Umfrage der Jewish Claims Conference erschütternde Zahlen: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen wissen 40 Prozent nichts von den sechs Millionen Opfern des Holocaust. 15 Prozent glauben, die Nationalsozialisten hätten weniger als zwei Millionen Juden ermordet und zwei Prozent glauben, dass es den Holocaust gar nicht gab.
Toten aus KZ-Außenlager wieder einen Namen gegeben
Es gebe aber auch Beispiele, die aktiv gegen dieses Vergessen ankämpfen. Der Landrat nannte hier das Mühldorfer Ruperti-Gymnasium: „Eine Gruppe des Gymnasiums ist gerade auf dem Weg nach Berlin, um einen Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung entgegenzunehmen. Zusammen mit ihrem Lehrer Stefan Wolf haben sie beim Wettbewerb ‚Denktag‘ mitgemacht und dabei den namenlosen Toten aus dem Mühldorfer KZ-Außenlager Namen gegeben. Dies ist ein lebendiges Beispiel, wie die Verantwortung für die Erinnerung lebendig bleibt.“ Unterstützt wurden die Schüler vom Stadtarchivar Edwin Hamberger, vom Geschichtszentrum mit Korbinian Engelmann und Daniel Baumgartner und vom Verein „Für das Erinnern“ mit Vorstand Franz Langstein.
„Auch in Mühldorf haben NS-Verbrechen stattgefunden. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden die sterblichen Überreste von 480 Häftlingen aus dem KZ-Außenlager im Mühldorfer Hart umgebettet und im KZ-Friedhof an der Ahamer Straße beigesetzt – mitten in unserer Stadt, nicht irgendwo“, wandte sich Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl an die Gedenkenden.
Demokratie gibt es nicht umsonst
„Aktuell ist die Situation für die Juden in Deutschland beschämend, jüdisches Leben ist in Deutschland nicht mehr sicher, jüdische Mitbürger überlegen, Deutschland zu verlassen“, so Hetzl. Dazu komme der Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober 2024. „In unserem Land gibt es einen giftigen Mix aus Antisemitismus von links, von rechts und von Islamisten. Das ‚Nie wieder!‘ ist die Lehre aus dem Holocaust, wir müssen Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass zeigen. Wir müssen etwas für unsere Demokratie tun, es gibt sie nicht umsonst“.
Beten für die Gejagten, Geschlagenen und Getöteten
Stadtpfarrer Klaus Vogl und sein evangelischer Kollege Simon Stritar beteten für die Gejagten, Geschlagenen und Getöteten, für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland und in Europa. Die beiden Geistlichen zitierten Franz von Assisi: ‚Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit.“ Zum Abschluss der Gedenkfeier legten Max Heimerl und Michael Hetzl einen Kranz nieder.
