Höhenkontrolle auf der A94
Warnung, die keinen interessiert: Wie lassen sich Sperrungen des Ampfinger A94-Tunnels verhindern?
Schon wieder! Hunderte Autofahrer standen auf der A94 vor dem Ampfinger Tunnel im Stau. Weil ein Lastwagen am Donnerstag (10. Oktober) erneut die Höhenkontrolle ausgelöst hat. Diesmal war es ein besonders spektakulärer Fall. Warum lässt sich das nicht verhindern?
Mühldorf/Ampfing – Es sind Gedanken, die vermutlich viele haben, die in einer Vollsperrung auf der A94 vor dem Ampfinger Tunnel stehen und die eine OVB-Leserin auf Facebook so formuliert: „Weiß man als Lastwagenfahrer nicht, wie hoch der Kübel ist?“ Oder: Warum macht man den LKW-Fahrer nicht auf einen nahenden Tunnel aufmerksam?“
Autobahntunnel knapp eine Stunde gesperrt
Diese Fragen stellten sich Autofahrer einmal mehr am Donnerstag, 10. Oktober. Wie so oft standen sie auf der A94 vor dem Ampfinger Tunnel, der korrekt Einhausung Wimpasing heißt. Knapp eine Stunde lang mussten sie ausharren, bevor der Tunnel wieder frei war. „Höhenkontrolle ausgelöst“, hieß es, nicht zum ersten Mal in diesem Jahr.
Dabei war der Fall diesmal besonders spektakulär. Denn der Lastwagen war mit knapp 4,90 Metern so hoch wie keiner zuvor, weiß Thomas Oberbauer von der Autobahnpolizei Mühldorf. „Das ist unser Spitzenreiter.“ Der österreichische Sattelzug hatte LKW-Zugmaschinen geladen, die weit über das Führerhaus hinausragten. Weil die vor Ort nicht abgeladen werden konnten und eine Durchfahrt durch den Tunnel auch nicht möglich war, griffen die Beamten der Autobahnpolizei zu einer außergewöhnlichen Maßnahme. Sie ließen den Sattelzug wenden und begleiteten ihn als Geisterfahrer zurück zur Ausfahrt Heldenstein.
Auf mehr als 70 Sperrungen jährlich beziffern die Autobahnpolizei Mühldorf und der Autobahnbetreiber, die Autobahn GmbH Südbayern, die Zahl der Tunnelsperrungen. Für Autofahrer heißt es dann bis zu einer Stunde warten, wie am Donnerstag.
Flatternde Planen und Schneehaufen
Denn die Beamten müssen genau nachmessen, wie hoch der Lastwagen wirklich ist und ergründen, warum die Höhenkontrolle ausgelöst wurde. Zu hohe Fahrzeuge, flatternde Planen oder eine Schneeschicht auf dem LKW nennt Oberbauer als häufigste Gründe. Nach Angaben der Autobahn GmbH ragen oft SUVs auf Autotransportern zu hoch hinaus, das Gleiche gelte für Bagger. Manchmal, sagt Polizist Oberbauer, würden Lastwagen bewusst zu hoch bepackt, manchmal sei es ein Versehen. Das Ergebnis ist aber stets das gleiche: Höhenalarm vor dem Tunnel Ampfing.
Dann heißt es: Ladung abbauen, Planen befestigen, als Geisterfahrer zurückfahren oder unter Vollsperrung auf die Gegenfahrbahn wenden und zur nächsten Ausfahrt fahren.
Damit zurück zur Frage der Leserin: Warum werden Lastwagenfahrer nicht frühzeitig gewarnt, wenn ihr Fahrzeug zu hoch ist? Das weiß Josef Seebacher von der Autobahn GmbH Südbayern.
Schwere Beschädigungen des Tunnels verhindern
Er betont vor allem eins: „Es geht darum, dass der Tunnel nicht beschädigt wird.“ Zu hohe Lastwagen können so schwere Schäden am Tunnel und der Tunneltechnik verursachen, dass die Durchfahrt auf Tage oder Wochen unmöglich wird.
Deshalb betont Seebacher die absolute Notwendigkeit, eine Einfahrt zu hoher LKW zu verhindern. Deshalb gibt es vor den Tunneleinfahrten die rote Ampel und ausreichend Platz, auf denen Lastwagen anhalten und auf die Polizei warten können.
Eine zusätzliche, frühere Warnung, so die Fachleute, bringe wenig. Sollten die Lastwagenfahrer bewusst die vorgeschriebene Höhe überschreiten, sei ihnen auch der Tunnel egal. Wüssten sie nichts davon, könnten sich auch nicht reagieren.
Die Alternative zur Methode der Sperrung kennen Oberbauer und Seebacher: Zu hohe Lastwagen weit vor dem Tunnel kontrollieren und aus dem Verkehr ziehen. „Das tun wir auch“, sagt Autobahnpolizist Oberbauer. „Aber wir können natürlich nie alle erwischen.“
Seebacher von der Autobahn GmbH bestätigt. „Der Aufwand wäre riesig und nicht zu leisten.“ Schließlich müssten alle Autobahnauffahrten in die Kontrollen einbezogen werden, bei dem hohen Verkehrsaufkommen sei das nicht möglich. Es bleibt also dabei, sagt Seebacher: „Wenn einer gegen die Vorschriften verstößt, müssen viele leiden.“ Denn die rote Ampel vor dem Tunnel darf laut Verkehrsrecht nur die Polizei wieder auf Grün schalten. Automatisch oder ferngesteuert, sobald der Lastwagen anhalte, gehe das nicht. „Denn dann hat ja auch der Lastwagen wieder grün und kann weiter fahren.“
Den Lastwagenfahrer vom Donnerstag kommt die Sperrungsaktion übrigens nicht sehr teuer. „Es handelt sich um eine Verkehrsordnungswidrigkeit“, sagt Polizist Oberbauer. Und die kostet 200 Euro. Sofern die Polizisten bei der Kontrolle keine weiteren Verstöße gegen Ladungssicherung, Lenkzeiten oder Verkehrssicherheit des Fahrzeugs feststellen.
