Premiere beim Volksfest
Mit der zehn Kilo Tuba in der Gluthitze: Altmühldorfs Blasmusik-Nachwuchs erlebt Feuertaufe
Da herrscht Aufregung pur vor dem Mühldorfer Rathaus. Erst spielen die Großen der Blaskapelle Altmühldorf ein Standkonzert, dann kommen die „Kleinen“, die Jungmusiker dazu, als sich der Festzug zum Volksfestzug in Bewegung setzt. So erlebten die Jungmusiker ihre Feuertaufe.
Mühldorf – Nie marschierten mehr Musiker mit dem Verein mit, der auf 160 Jahre zurückblicken kann. „Da waren 37 Musiker am Start. So viele wie noch nie. Ein Beweis dafür, dass sich bei uns in der Kapelle ganz viel richtig gemacht wird!“, erklärt ein zufriedener Tenorhornist und 2. Vorsitzender, Michael Woidich. Denn die Hälfte der Musiker sind Jungmusiker, optisch nicht nur durch ihre Jugendlichkeit von den alten Hasen der Kapelle zu unterscheiden, sondern auch daran, dass die meisten noch keine Tracht tragen. Schwarze Hose oder Lederhose und schwarzes Poloshirt vorne links das Wappen der Blaskapelle.
Einige der Jungen haben sich extra neu eingekleidet haben, sich ein schwarzes Dirndl besorgt, die passende grüne Schürze dazu. Schon sind sie von den Großen nicht mehr zu unterscheiden. Wie Querflötistin Hannah Ring, die die Ferien dazu genutzt hatte, die Märsche einzustudieren und auch die Generalprobe mit den Erwachsenen nicht verpasst hat. War sie aufgeregt? „Nicht so sehr. Ich bin in den vergangenen Jahren, mindestens sechsmal, vorne mit dem Taferl mitgegangen. Ich kannte also den Ablauf bereits“
Die Oma aus Harthausen an der Nähmaschine
Die Oma aus Harthausen hat der 13-Jährigen die passende Schürze genäht, damit sie in der gleichen Tracht wie ihre Kolleginnen mitgehen konnte. Mit Alexander Ring, Anna Guggenberger und Andrea Stadler musiziert die Verwandtschaft mit. Cousin, Cousine und Tante. „Das war schon cool. Und mit der Tracht fühlt man sich gleich umso mehr zugehörig!“
Jonas Hallhuber (17), spielt Flügelhorn, stand in diesem Jahr zum ersten Mal auch auf der Bühne beim Bieranstich. „Das war für mich schon etwas Besonderes“, sagt er nach sechs Stunden Bierzeltmusik, erschöpft, von Hitze und Musizieren.
Ohne Notenheft geht es noch nicht
Aber er ist glücklich, „mit den Großen gespielt zu haben“. Den Gleichschritt halten und gleichzeitig Noten lesen, das sei schon eine Herausforderung gewesen. Und sämtliche Märsche für den Umzug auswendig zu lernen. „Doch das haut noch nicht hin.“
Philipp Umschlag (16) hat sich zum Auszug ebenfalls in Schale geworfen. Eine Lederne, dazu Polohemd und schmucker Hut. Und schon ging es los auf den knapp 1,2 Kilometer langen Marsch zum Volksfestplatz.
Umschlag muss dabei Schwerstarbeit verrichten. Denn der 16-Jährige spielt die Tuba. Immerhin knapp über zehn Kilogramm, für die lediglich ein Gurt um die Schulter für etwas Tragekomfort sorgt. „Das Marschieren ist an sich kein Problem, macht auch Spaß. Aber es war ziemlich heiß, ich hab ziemlich geschwitzt, bin mit den Fingern von den Ventilen abgerutscht!“
Beeindruckt von den langjährigen Musikerkollegen
Natürlich versucht er, die Musikstücke auswendig zu lernen, denn dann marschiert es sich entspannter, meint er. „Ein oder zwei kann ich schon ganz gut, aber sicherheitshalber lese ich dann doch die Noten mit.“ Tief beeindruckt zeigt er sich von Musikerkollegen wie Arnold Hein, einem der Ältesten in der Runde. Er kann alles auswendig. „Ziemlich stark, ziemlich beeindruckend“, Umschlag zieht seinen Hut.
Apropos Noten. Die gibt es in der Trommelfraktion nicht. Wo sollte man schließlich auch die Notengabel befestigen, um darin die Liedersammlung einzuklemmen? Die vier Burschen, zwei alte Hasen und zwei Neulinge, raufen sich zusammen. Lukas Kafurke (17) wechselt sich mit dem 30 Volksfestjahre erfahrenen Kollegen an der Marschtrommel beim Feldschritt ab. So sorgt er dafür, dass zwischen den Musikstücken alle im Gleichschritt bleiben. Bis zum Erreichen des Volksfestplatzes klingt das auch schon ziemlich synchron. Stefan Reichenberger – eigentlich ein Ziacherer – haut schon seit Jahren auf die große Trommel. Doch Felix Rauscher (17) feiert sein Volksfest-Debüt an den Becken. Die haben zwar nur zwei Kilogramm. Doch das Gewicht geht auf die Arme, wenn er sie drei Minuten ohne Pause aufeinander schlägt.
Von der Kraftanstrengung einmal abgesehen: Gefallen hat es ihnen allen. Man setzt sich nach getaner Arbeit zusammen, genießt ausgelassen die Freigetränke. Und ist sich einig, dass das miteinander Musizieren zusammenschweißt, ein wichtiger Teil ist für die Gemeinschaft. Und so bleibt kein Zweifel: Beim Schützen- und Trachtenzug am kommenden Sonntag – da sind sie natürlich wieder mit dabei!
Großer Schützen- und Trachtenzug
Der Internationale Schützen- und Trachtenzug findet am Sonntag, 3. September, statt. Er beginnt um 14 Uhr auf dem Stadtplatz und bringt 70 Fußgruppen und zehn Musikkapellen aufs Volksfest. Morgens um 10.30 Uhr empfängt die Stadt die auswärtigen Gruppen vor dem Rathaus.


