Neujahrskonzert der Blaskapelle Altmühldorf
Beim Braun-Wirt hat alles begonnen: Wie sich das Neujahrskonzert in 50 Jahren gewandelt hat
Es war ein Weihnachtskonzert, zu dem die Blaskapelle Altmühldorf im Dezember 1972 geladen hatte. Was damals mit einem besinnlichen Konzert vor Heiligabend beim Braun-Wirt begann, hat bis heute Fortbestand. Am Freitag (5. Januar) lädt die Kapelle nun zur 50. Auflage ihres Traditions-Konzertes ein.
Altmühldorf – Längst ist es nicht mehr nur ein Weihnachtskonzert, das damals die Dirigenten Karl Kraus und Fritz Waldinger geleitet haben. Beim Braun-Wirt war das an der Münchener Straße, ein Gasthaus, das in den 80er Jahren dem Wohnungsbau weichen musste. Bereits nach vier Gastspielen im Gasthaus Braun verlagerte man die Konzerte, wie der aktuelle Vorsitzende der Kapelle, Josef Bernhart erzählt. „Das erste Neujahrskonzert fand dann am 2. Januar 1977 in der damals neuen Schulturnhalle statt“, berichtet er nach einem Blick in die Vereinschronik.
Der Termin Anfang Januar ist gesetzt
Es gab Frühjahrskonzerte, Jahresabschlusskonzerte, doch fest etabliert im Altmühldorfer Terminkalender hat sich schließlich das Neujahrskonzert. „An Neujahr haben die Leute am besten Zeit“, begründet Vorsitzender Bernhart das Festhalten an diesem Termin, kurz nach Jahreswechsel. Das allerdings setzt fleißiges Proben voraus, viele Termine zur Weihnachtszeit, die bis zu seinem Todesjahr 1988 Fritz Waldinger als Dirigent geleitet hat. Danach übernahm Franz Reichenberger als Musikalischer Leiter den Dirigentenstab.
Aufwendige Aufbauten waren notwendig, um die Turnhalle in all den Jahren in einen Konzertsaal zu verwandeln. Josef Bernhart kann sich noch gut erinnern, wie viel Herzblut sein Vorgänger Alois Wilhelm darin investiert hatte, damit die Schulturnhalle endlich einen Bühnenanbau erhielt. Am 6. Januar 1996 war es so weit. Erstmals präsentierte sich der Klangkörper auf der großen Bühne. Als CSU-Stadtrat hatte Wilhelm sich dafür eingesetzt, dass auch ein zusätzlicher Kellerraum entstehen konnte, dazu eine Küche und Toiletten.
Wilhelm war nicht nur der Strippenzieher im Hintergrund. Legendär sind die Auftritte des ehemaligen Vorsitzenden bei den Konzerten selbst, ob als halbnackter Feuerwehrmann in Aktion oder als Postillion, der über bekannten Dorfgrößen einiges zu berichten wusste. Man ließ Musiker in Kamelkostümen mit Haremsdame auf dem Buckel einlaufen, imitierte einen Stierkampf oder es wurde auf der Bühne geplattelt. Bernhart muss herzhaft lachen, wenn er sich an die großartigen Auftritte im Laufe der Jahre erinnert. Jahre, in denen die Musiker Glanzleistungen vollbrachten.
Mit Ambros Seelos auf der Bühne
Nicht zuletzt deswegen, weil Bandleader Ambros Seelos in den Jahren von 1995 bis 2001 immer wieder mit auf der Bühne stand. Oder Konzertmeister Herbert Knobel, der von 1995 bis zur Jahrtausendwende selbst im Alter von knapp 90 Jahren wochenlang mit den Musikern anspruchsvolle Operetten von Paul Lincke über Franz von Suppè bis hin zu Johann Strauss einstudiert hatte.
Franz Reichenberger, der die Kapelle bis 2001 bei den Neujahrskonzerten begleitet hatte, spricht davon, dass die Qualität der musikalischen Darbietung mehr und mehr zugenommen hatte. „Am besten aufgestellt waren wir 1991, das war das Jahr, als wir ins Tonstudio gegangen sind, um eine CD aufzunehmen!“, meint Reichenberger, der zehn Jahre später ebenso kürzertreten wollte.
Erfolgstandem Terre und Eibelsgruber
Seitdem ist es der Neumarkt-St. Veiter Musemoaster Sepp Eibelsgruber, der die Kapelle durch das Neujahrskonzert führt. Das tat er in den vergangenen Jahren Seite an Seite mit Josef Terre: Terre war für die getragenen, konzertanten, klassischen Elemente zuständig. Eibelsgruber verpasste den Konzerten seine ganz eigene Handschrift, moderne Bigband-Arrangements, Popsongs, dazu viel Gesang. Eine Zeitenwende.
Dabei war Eibelsgruber ursprünglich nur als Aushilfe eingesprungen. „Ein paar Proben, bis ihr einen neuen gefunden habt!“, hatte er im Jahr 2001 vereinbart. Plötzlich habe es geheißen: „Du könntest das Konzert auch gleich mitmachen“, erzählt er heute lachend. Denn seitdem sind es 21 Konzerte unter seiner Federführung geworden. Stets mit einem bunt gemischten Programm, sagt Eibelsgruber, der bei den Konzerten auch mal E-Gitarristen eingesetzt hat. „Das Jahr 2003 war fast etwas zu modern“, sagt er heute etwas selbstkritisch und verweist mit Blick auf das Programm von diesem Jahr auf den alten Notenschrank der Blaskapelle: „Der gibt einiges her!“
Man wird anders als zu früheren Konzerten kein Piano mehr auf der Bühne finden, keinen E-Bass. „Eine Klavier-Stimme kann man auch in einen herrlichen vierstimmigen Hornsatz umschreiben. Das macht zwar viel Arbeit, aber es klingt sehr gut“, sagt er bezüglich eines Stückes im diesjährigen Konzert, dessen Titel er aber noch nicht verraten will. Nur soviel: Aus jedem Jahrzehnt seit den 70ern wird eine Nummer im Programm auftauchen.
Immer im Blick bei der Blaskapelle: Die Jugendausbildung. „Von Anfang an habe ich diese mit aufgebaut, darauf bin ich besonders stolz!“, sagt Vorsitzender Bernhart zu den aktuellen Nachwuchskräften. Anfangs seien es noch kleine Gruppen gewesen. Unter Christoph Feuerer haben diese in den 70er Jahren gespielt, danach unter Fritz Waldinger und Franz Reichenberger, zwischendurch hatte sich Gottfried Kirmeier der Jugendlichen angenommen.
40 Jungmusiker auf der Bühne
Seit 1997 aber ist Josef Terre Ausbildungsleiter der Jugendkapelle. Er hat es geschafft, immer wieder nicht nur Jungmusiker an die Aktiven heranzuführen, sondern auch einen exzellenten Klangkörper zu schaffen, der mittlerweile mühelos die Hälfte des Programms am Neujahrskonzert gestalten kann. „Auch Corona hat dem Ganzen nicht geschadet“, sagt Bernhart. Terre habe während des Kontaktverbots Online-Unterricht angeboten. Davon profitiere jetzt die Jugendkapelle, die am Samstag knapp 40 Musiker auf die Bühne bringen wird.
Das Konzert am Freitag, 5. Januar beginnt um 19.30 Uhr in der Schulturnhalle. Karten gibt es im Vorverkauf bei Sepp Bernhart (08631/14341) und bei allen Musikern sowie an der Abendkasse.




