Diskussionsthema auf Bürgerversammlung in Burgkirchen
Windräder im Staatsforst: „Ganz ehrlich, gefallen tun sie mir auch nicht“
Das derzeit teils hitzig diskutierte Projekt eines Windparks im Staatsforst war auch Thema auf der Bürgerversammlung in Burgkirchen. Bürgermeister Johann Krichenbauer (Freie Wähler) erläuterte den Standpunkt der Gemeinde und seine Sicht auf die Dinge.
Burgkirchen - „Ganz ehrlich, gefallen tun sie mir auch nicht“, räumte Bürgermeister Johann Krichenbauer (Freie Wähler) auf der Bürgerversammlung am Donnerstagabend ein, „Aber werden wir ohne sie auskommen? Das ist die große Frage! Ob sie wirtschaftlich sind oder nicht, wurde immer wieder gefragt. Leute, ich sage euch eins: Das müssen nicht wir beantworten, sondern der Bauherr. Und keine Bank der Welt wird Geld für so ein Projekt geben, wenn es das nicht ist. Wie schaut es mit der Rolle für den Industriestandort aus? Wenn wir auf die Industrie hören sagt diese, dass sie einen möglichst breiten Mix an Energiequellen benötigen. Und um den zu bekommen, werden wir auch beim Wind einsteigen müssen.“
Windkraft im Staatsforst Diskussionsthema auf Bürgerversammlung in Burgkirchen
Das Chemiedreieck soll einen der größten Onshore-Windparks Deutschlands bekommen mit bis zu 40 Windrädern im Staatsforst. Die heimische Industrie des Chemiedreiecks betont, dass sie dringend auf mehr Strom und Energie aus erneuerbaren Energien angewiesen sein wird. Dies wurde auch bei einem Spitzentreffen von Industrievertretern, Lokalpolitikern und Vertretern der Staatsforsten mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im September betont. Auch in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags wurde dies in Form einer ersten Vorstellung des Ist-Bedarfs und -Zustands hervorgehoben. Seit Dezember des vergangenen Jahres laufen bereits die Abstimmungen in den betroffenen Gemeinden. Bei einer Informationsveranstaltung der Bayerischen Staatsforsten und des Landratsamtes Altötting wurden Lokalpolitiker über den Sachstand ins Bild gesetzt.
Auf seiner Sitzung Ende Februar sprach sich der Gemeinderat von Burgkirchen bereits grundsätzlich für das Projekt aus. „Heute geht es nur darum, ob wir uns Windenergie grundsätzlich auf unserer Gemeindefläche vorstellen können, oder nicht“, betonte Krichenbauer damals. Das betonte er auch vor der versammelten Bürgerschaft am Donnerstagabend: „Wichtig zu wissen ist hierbei: Wir sind nicht der Entscheidungsträger! Das wird das Landratsamt sein. Wir werden, sofern ein entsprechendes Projekt auf den Weg gebracht wird, dann im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit und Träger öffentlicher Belange eingebunden werden. Dann werden wir natürlich auch alle Aspekte, vom Lärmschutz über den Umweltschutz und so weiter behandeln.“
Kritische Fragen zu Windkraft aus dem Publikum
Er könne verstehen, dass sich manche überrumpelt vorkommen würden. „Wenn das nicht im Staatsforst und damit auf öffentlichem Grund passieren sollte, hätten wir alle das auch nie mit diesem Vorlauf erfahren“, bemerkte Krichenbauer weiter, „Wenn das ein Privatunternehmen auf Privatgrund machen würde, hätte da niemand vor der Behandlung des entsprechenden Bauantrags was erfahren.“ Gleichzeitig sei er skeptisch, wie schnell es nun weitergehen würde und vor allem, was letztlich dabei herauskommen wird. „Die Potenzialfläche bei uns im Gemeindebereich ist ja relativ klein, im Vergleich zu denen bei Burghausen oder Altötting. Zumal angesichts der vielen Hürden, die ein solches Projekt dann noch nehmen werden wird, sollte man meiner Ansicht nach abwarten, ob und was am Ende dabei rauskommt.“
„Ich bin keine Extremistin, ich habe grundsätzlich nichts gegen Projekte für Erneuerbare Energien. Mein Mann arbeitet selbst hier im Werk und mir ist an der Standortsicherung gelegen“, berichtete eine Anwohnerin, „Aber ich will auch, dass die Natur geschützt wird.“ - „Ich kann Ihnen zusichern, dass wir unseren Beitrag leisten werden, damit das der Fall ist. Aber Entscheidungsträger ist, wie gesagt, das Landratsamt.“ Warum es in diesem Fall keine Bauleitplanung brauche, wollte ein weiterer Zuhörer wissen. „Sonst braucht es das doch bei jedem kleinen Projekt?“ Grund sei, dass es sich um ein sogenanntes „BImSchG-Verfahren“ handle, erwiderte das Gemeindeoberhaupt. „Wie gesagt, ich persönlich bezweifle ja ohnehin, dass in unserem Gemeindegebiet bald etwas passiert, wenn hier überhaupt etwas draus wird.“
hs