Emotionales Treffen mit Mehringer Bürgerinitiative
Aiwanger trotzt Gegenwind: „Versuche möglichst viel vom Windpark zu retten...“
München/Mehring/Altötting – Im Streit über Bayerns größten Windpark im Altöttinger Staatsforst ist keine Kompromisslösung in Sicht. Das haben Gespräche am Rosenmontag in München gezeigt.
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) sagte nach einem Treffen mit Vertretern der Bürgerinitiative Gegenwind am Montag (12. Februar) in München, die Menschen dort seien ihrem Wald emotional sehr verbunden. Das Gespräch sei sehr offen verlaufen. „Ich versuche möglichst viel von dem Windpark retten“, sagte Aiwanger. Gegenwind-Sprecher Wolfgang Peiska sagte nach dem Treffen im Wirtschaftsministerium, der betroffene Wald sei für die Region in der Nähe der Chemieindustrie Erholungsgebiet und grüne Lunge: „Wir sind gegen Windkraftanlagen in diesem Wald.“ Sie sollten eher an Autobahnen und in Industriegebieten aufgestellt werden, statt Natur zu zerstören.
Das Energieunternehmen Qair will im Altöttinger Forst 40 gut 200 Meter hohe Windräder errichten und in drei Jahren in Betrieb nehmen. Aiwanger sagte, diese Anlagen sollten zehn Prozent des von der Industrie in der Region benötigten Stroms erzeugen. „Darauf können wir nicht einfach so fingerschnipsend verzichten“, so der Minister. Zehn dieser 40 Windräder sollten eigentlich auf dem Gebiet der Gemeinde Mehring errichtet werden. Aber die Bürger dort lehnten das bei einem Bürgerentscheid im Januar mit Zwei-Drittel-Mehrheit ab. innsalzach24.de hatte darüber berichtet.
Nach der Ablehnung in Mehring sollen bald weitere Bürgerentscheide folgen. Aiwanger will dazu vor Ort das Gespräch mit den Bürgern und Bürgermeistern suchen, betonte jedoch auch: Am Ende würden Windräder gebaut, „ob die Bürger und Bürgermeister wollen oder nicht“. Der Bund gebe das vor. Er werde auch nach Mehring fahren und Kompromissmöglichkeiten verhandeln: „Ich sehe hier keine Totalverweigerung, ich sehe besorgte Bürger.“ Peiska sagte, die Bürgerinitiative sei für weitere Gespräche offen, wolle aber die weiteren Bürgerentscheide abwarten.
„Oberfranken zeigt, wie es geht...“
Dass es auch anders geht, zeigen jetzt Beispiele aus Oberfranken: Dort hat der Regierungsbezirk nun sechs neue Vorranggebiete für Windenergieanlagen ausgewiesen. Aiwanger: „Oberfranken zeigt, wie es geht. Die sehr zügige Ausweisung von Vorranggebieten für Windkraft ist vorbildlich für ganz Bayern.“ Die sechs Vorranggebiete in Oberfranken liegen bei Ebermannstadt und Eggolsheim im Landkreis Forchheim sowie am Rennsteig im Landkreis Kronach.
Der regionale Planungsverband hat innerhalb von nur sieben Monaten sämtliche Belange intensiv beleuchtet und sorgfältig abgewogen – von Natur- und Immissionsschutz über ausreichende Windhöffigkeit und Landschaftsbild bis hin zu Anliegen der Luftfahrt an den ausgewählten Standorten. Aiwanger: „Damit wurde in diesen Räumen ein starkes Fundament für den Windenergieausbau geschaffen. Ich danke allen Beteiligten für diesen Kraftakt.“ Durch die Steuerung im Regionalplan können nah an den Bedürfnissen vor Ort geeignete Standorte für Windenergie gesichert werden. Auf diesem Weg könnten nun aufgrund der Vorprüfung Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigt erfolgen, hieß es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums hierzu.
mw (teilweise mit Material von dpa)