Kein schwacher Wind im Landkreis Altötting
Erste Windmessungen vielversprechend: Gute Voraussetzungen für 27 Windräder im Staatsforst
Die ersten Ergebnisse der Windmessungen im Landkreis Altötting sind da und die Voraussetzungen für einen Windpark sehen vielversprechend aus. Parallel wird in der Politik jedoch diskutiert, ob die Zustimmung von Kommunen für den Bau von Windrädern noch nötig sein wird, und ob Bürgerentscheide diesbezüglich erschwert werden sollen.
Landkreis Altötting – Bereits seit mehr als sechs Monaten laufen inzwischen die Windmessungen für den geplanten Windpark im Landkreis Altötting. Nun liegen erste Zwischenergebnisse vor, die ein recht positives Bild zeichnen: Mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 5,61 Meter pro Sekunde auf 199 Metern Nabenhöhe sind die Prognosedaten des Energie-Atlas Bayern bestätigt worden. Der Bürgerinitiative „Gegenwind“, welche im Vorfeld Bürgerbegehren gegen den Windpark beantragt hatte, fällt somit ein weiteres Argument weg: Sie hatte unter anderem die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens in Frage gestellt. Parallel wurde von Ministerpräsident Markus Söder eine Diskussion angestoßen, ob Bürgerentscheide in Bayern erschwert werden sollen.
Standortplanung ab Ende Juli
Das unabhängige Gutachterbüro EWS Consulting GmbH, beauftragt von Qair, dem Windpark-Projektanten, führte die Messungen durch. Die Ergebnisse basieren auf rund 3.800 Stundenwerte an zwei Messpunkten im Burghauser und Altöttinger Forst. Die gemessene Windgeschwindigkeit zeigt, dass die geplanten Windenergieanlagen (WEA) in der Lage sein werden, auch in Schwachwindgebieten eine nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten. „Die Kombination aus den vorläufigen Standorten der geplanten Windenergieanlagen und aktueller Anlagentechnik ermöglicht eine klimafreundliche und nachhaltige Energieversorgung durch Windenergie“, so Qair in einer Pressemitteilung.
Die Ergebnisse der Windmessungen und naturschutzfachlichen Kartierungen werden die Basis für die Standortplanung der Windräder bilden, die bereits Ende Juli, Anfang August finalisiert werden sollen, damit die weiteren Gutachten und das Genehmigungsverfahren beginnen können. Neben den Windmessungen werden aktuell auch umfangreiche naturschutzfachliche Kartierungen durchgeführt. Diese Untersuchungen sind notwendig, um festzustellen, welche Tier- und Pflanzenarten im betroffenen Gebiet vorkommen. So werden beispielsweise Fledermäuse, Amphibien, Reptilien und die vorkommenden Vogelarten erfasst, um mögliche Auswirkungen auf ihre Lebensräume zu minimieren.
Aktuell nur 27 von 40 angedachten Windrädern in Planung
Anstatt der ursprünglich angedachten 40 Windräder, die im Öttinger und Burghauser Forst erbaut werden sollten, werden aktuell nur noch 27 Anlagen geplant. Nachdem nur sieben von neun betroffenen Gemeinden ihr Einvernehmen für Windräder auf dem Gebiet ihrer Kommune erteilt hatten, fiel wegen eines negativen Ergebnisses bei einem Bürgerentscheid im Februar auch das Gebiet der Gemeinde Mehring aus der Planung. Im Vorfeld eines weiteren Bürgerentscheids in Marktl, kam es dann zu intensiven Verhandlungen wegen Windrädern um den Ort Schützing (Gem. Marktl).
Der Bürgermeister von Marktl, Benedikt Dittmann (CSU) konnte jedoch zusammen mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) und den Bewohnern des Dorfes einen Kompromiss ausarbeiten, der den Wegfall weiterer Anlagen vorsah. Anschließend stimmten 60 Prozent der Marktler Wähler für Windräder auf eigenem Gemeindegebiet, was einen Rückschlag für die Windpark-Gegner der Bürgerinitiative „Gegenwind“ bedeutete. Sie hatten erst kürzlich die Durchführung eines weiteren Bürgerbegehrens in der Gemeinde Haiming beantragt, was wegen formeller und materieller Fehler im Antrag abgelehnt werden musste.
Bürgerentscheide als Blockade für Gemeinwohl?
Im Vorfeld des Bürgerentscheids in Marktl hatte Aiwanger in einer Videobotschaft angekündigt, dass die Kommunalklausel bei den Bayerischen Staatsforsten voraussichtlich geändert werde. Der Passus besagt, dass Windräder nur mit der Zustimmung der Gemeinden erbaut werden können. Man könne und werde sich dann eben nicht mehr von einer Bürgerinitiative aufhalten lassen, so Aiwanger. Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte angeregt, Bürgerentscheide in Bayern zu erschweren. Söder hatte beklagt, dass Bürgerentscheide zunehmend „als Blockade“ gegen den Bau von Windrädern eingesetzt würden und es eine Balance „zwischen Allgemeinwohl und Partikularinteressen“ geben solle. Ein „Runder Tisch zur Weiterentwicklung von Bürgerentscheiden“ soll nun diesbezüglich bis zum Jahresende Vorschläge erarbeiten.