Kulinarik trifft Leidenschaft
Michelin-Stern bleibt in Burghausen: Dominik Lobentanzer blickt auf ein bewegtes Jahr zurück
Ein Jahr nach dem Michelin-Stern zieht Dominik Lobentanzer Bilanz – und bleibt dabei seinem Stil treu: Er liefert weiterhin Spitzenküche ohne steifen Kragen im „restaurant|271“.
Burghausen – Über ein Jahr ist es nun her, dass Dominik Lobentanzer mit seinem „restaurant|271“ in der Altstadt von Burghausen einen Michelin-Stern erhielt. Für den 36-Jährigen war das ein Meilenstein – und zugleich der Beginn eines neuen Kapitels voller Herausforderungen, Entscheidungen und Emotionen. Noch immer wirkt der Moment nach, als der gebürtige Altöttinger den Stern in Hamburg entgegennahm – als erster Burghauser Gastronom überhaupt. Doch die Auszeichnung brachte nicht nur Ruhm und Anerkennung – er fordert auch Kraft, Geduld und stetige Selbstreflexion.
Schwellenangst trotz Stern: Warum Gäste zögern
„Das erste Jahr mit einem Michelin-Stern war natürlich aufregend. Es ist viel passiert, aber wir haben trotz dieser tollen Auszeichnung das Wichtigste nie aus den Augen verloren“, sagt Lobentanzer im Gespräch. „Wir wollen in unseren Menüs immer kreative und vor allem qualitative Küche anbieten, welche aufgrund unseres Nose-to-Tail Ansatzes immer noch zu den ‚günstigsten‘ deutschlandweit zählt.“ Und doch: Leicht ist es nicht, das Haus vier Abende pro Woche voll zu bekommen.
„Seit wir den Stern verliehen bekommen haben, ist es für uns sogar noch schwerer, dass Gäste zu uns kommen, da vermutlich immer noch eine gewisse Schwellenangst da ist“, erklärt der Küchenchef. Manch einer assoziiert Sterneküche mit Steifheit, mit Dresscode und unnahbarem Luxus. Doch wer das „271“ kennt, weiß: Hier wird herzlich gelacht, unkompliziert bestellt und mit Freude gegessen. „Bei uns ist alles erlaubt – Spaß haben, laut lachen, nur ein Hauptgericht bestellen. Wir kümmern uns um gutes Essen und guten Service.“
Sommerliches Pop-up-Konzept bringt frischen Wind
Trotz der Erfolge blickt Lobentanzer auch kritisch auf die letzten Jahre zurück. Mitten in der Corona-Zeit wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, baute sich sein Restaurant mit zwei Gault-Millau-Hauben und schließlich einem Michelin-Stern auf – und opferte dabei nicht selten persönliche Freiräume. „Die erste Selbständigkeit über fünf Jahre mit Corona-Start und diesen diversen tollen Auszeichnungen – das ist schon alles sehr schnell gegangen und es ist auch alles sehr viel“, reflektiert er. Umso wichtiger sei es ihm nun, sich weiterzuentwickeln – nicht nur als Koch, sondern auch als Mensch. „Ich möchte mir mehr Freiräume für Privates schaffen und echte Leidenschaft an der Gastronomie weitergeben.“
Diese Leidenschaft zeigt sich derzeit auch im „restaurant|271 The Summer Pop Up“ – ein neues, bewusst legeres Konzept, das den Sommer über mit unkomplizierter À-la-carte-Küche begeistert. Gemeinsam teilen, nachbestellen, genießen – so lautet die Devise. „Das ist wirklich ein lässiges, unkompliziertes Sommerkonzept voller Spaß, Genuss und Freude“, so Lobentanzer. Mit dem klassischen Menüabend im „271“ sei das zwar nicht zu vergleichen, doch der Ansatz bringt frischen Wind in die Burghauser Gastroszene. Ein lauer Sommerabend im lauschigen Altstadt-Innenhof bei weiterhin sehr stark reduzierte Küche und asiatischen Aromen aber auch ganz traditionell verwurzelter Heimatküche: So wird Fine Dining neu gedacht – nahbar und ungezwungen.
Casual Fine Dining – ein „lässiges“ Konzept
Die Philosophie des Hauses bleibt klar: Qualität vor allem, Authentizität statt Show. „Wir stehen für casual fine dining – also für Essen in lockerer und lässiger Atmosphäre“, sagt der Sternekoch. Der Michelin habe inzwischen verstanden, dass auch entspanntere Konzepte Finesse und Spitzenqualität bieten können. Genau darin liegt Lobentanzers Stärke: die Verbindung aus Handwerk und Leichtigkeit, aus Bodenständigkeit und Innovation. Während andere Spitzenrestaurants auf Etikette setzen, lädt das „271“ zum Ankommen und Wohlfühlen ein – für Burghauser wie für Gäste von auswärts.