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Weniger Unterrichtsstunden als vor 30 Jahren

„Teilweise mehr Betreuung als Unterricht“ – Die Lage an Burghauser Grund- und Mittelschulen

Für mehr Pausenhof sollen sogar die Parkplätze vor der Hans-Kammerer-Grundschule verschwinden.
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Die Hans-Kammerer-Grundschule soll einen neuen Pausenhof bekommen.

Immer mehr Kinder bleiben auch nachmittags in der Schule – doch insgesamt haben Schüler heute weniger Unterricht als vor 30 Jahren. Der Burghauser Schulreferent Norbert Englisch sieht mögliche Zusammenhänge mit den Resultaten der PISA-Studie.

Burghausen – „Die prognostizierten Zahlen überholen sich“ – so lautet das Fazit des Schulreferent Norbert Englisch zur Lage der Grund- und Mittelschulen in Burghausen. Nicht nur die Zahl betreuter Schüler steige, sondern auch die gesamte Schüleranzahl: vor allem an der Hans-Kammerer-Grundschule und der Franz-Xaver-Gruber-Mittelschule. Die Entwicklung sei laut Englisch sogar so rasant, dass er für letztere den Bedarf von Containern voraussagte

Allein seit Oktober hat die Mittelschule 20 Zugänge zu verzeichnen, doch die Klassenzimmer sind jetzt schon knapp. Weil aktuell die Schülerzahlen an Burghauser Grundschulen steigen, wird es nächstes Jahr aber auch mehr Mittelschüler geben. „Es kommt noch hinzu, dass im kommenden Schuljahr die Brückenklassen für Ukrainer aufgelöst werden“ so Englisch. In Burghausen werden die ukrainischen Schüler derzeit in zwei Klassen am Aventinus-Gymnasium unterrichtet.

70 Prozent der Grundschüler in Betreuung

Zwar habe die Stadt in Bezug auf die Betreuungsangebote ihre Hausaufgaben gemacht – doch weil ab August 2026 bundesweit ein Rechtsanspruch für Grundschüler auf Ganztagsbetreuung eingeführt wird, ist diesbezüglich auch keine Zeit zu verlieren. Aktuell befinden sich laut dem Schulreferenten 70 Prozent der Burghauser Grundschüler in nachschulischer Betreuung – und Englisch ist sich sicher, dass der Anspruch weiter zunimmt.

In Burghausen werden aktuell drei Betreuungsmodelle angeboten: Zum einen die Mittagsbetreuung an der Johannes-Hess und der Stethaimer Grundschule (inklusive der Raitenhaslacher Zweigstelle). Für diese Betreuungsform fallen für Kommunen erhebliche Kosten an, da seitens des Staates nur geringe Zuschüsse fließen. So kündigte Englisch an, dass die betroffenen Schulen (außer der Zweigstelle in Raitenhaslach) künftig auf eine Offene Ganztagsschule (OGTS) umgestellt werden sollen.

Die OGTS, die es aktuell nur an der Hans-Kammerer-Grundschule gibt, richtet sich nach einem pädagogischen Konzept für feste Betreuungsgruppen. Bei der Gebundenen Ganztagsschule (GGTS) werden die Kinder dagegen im Klassenverband unterrichtet. Dieses Modell wird aktuell nur an der Johannes-Hess und FXG-Mittelschule angeboten. Während Eltern bei OGTS und GGTS nur das Mittagessen ihrer Kinder zahlen müssen, fallen bei der Mittagsbetreuung und der Unterbringung in Horten teilweise erhebliche Gebühren für Eltern an.

Die Klassen der Hans-Stethaimer-Schule in der Altstadt müssen im kommenden Jahr auf die Burg umziehen.

„Unsere Kinder haben zu wenig Unterricht“

Bei Betrachtung der Stundenpläne zog der Schulreferent das Fazit, dass Kinder teilweise zu wenig unterrichtet würden. „Von staatlicher Seite wurde viel Unterricht gekürzt“, erklärte er. „Wir hatten in den 80er Jahren in allen Klassen mehr grundlegenden Unterricht – also in Deutsch, Lesen und Rechnen. Und in den 3. und 4. Klassen hatten wir jeweils eine Deutschstunde mehr“, so Englisch. Diese Stunden seien in den 90er Jahren wegen Lehrermangels gekürzt, aber zum Teil nicht mehr „zurückgegeben“ worden, so der Schulreferent. Umgerechnet fehlten den Kindern somit 38 Unterrichtsstunden pro Jahr.

„Es macht sich irgendwann bemerkbar, wenn unsere Kinder weniger unterrichtet und mehr betreut werden“, so Englisch. Gerade bei Erstklässlern, die nur zwischen 8 und 11.30 Uhr unterrichtet werden, falle dies auf, denn im Gegensatz zu lediglich drei Stunden Unterricht (Pause nicht mit eingerechnet) werden die Kinder täglich vier Stunden lang betreut. Insgesamt 61 Kräfte seien aktuell für die Betreuung an den Burghauser Schulen abgestellt – und trotz staatlicher Zuschüsse fielen dadurch im Schuljahr 2022/23 für die Stadt Burghausen 585.000 Euro Kosten an.

Bildung und Chancengleichheit großes Thema

„Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Bildung und Chancengleichheit als Thema ganz oben stehen müssen“, schloss Bürgermeister Florian Schneider (SPD) „Es sollte Ziel sein und bleiben, dass jeder einen guten Start ins Leben bekommt.“ Dritter Bürgermeister Stefan Angstl (Grüne) fügte hinzu, dass man die Stadt für die Betreuung eines Kindes etwa 50 Cent pro Tag zahle. „Diese Investition in pädagogische Betreuung ist eine sehr wertvolle und wichtige Investition.“

UWB-Stadtrat Stefan Niedermeier regte an, den Elternanteil anzuheben. Er bezweifelte, dass jede Familie das Angebot wirklich benötige. Englisch betonte aber, dass immer mehr Frauen arbeiten wollen und müssen und die Betreuung gerade für Kinder aus Migrationsfamilien eine wichtige Rolle für deren Integration spiele. Außerdem sei die Kostenfreiheit staatlich vorgegeben. SPD-Stadträtin Christa Seeman zeigte sich betroffen, dass an den Kommunen „so erhebliche Anteile hängenbleiben.“ Ihrer Meinung nach sollte der Staat mehr Kosten übernehmen: „Vor allem, wenn 2026 ein rechtlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung kommt.“

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