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Aufklärungskampagne gegen Cybermobbing

Fake-Profile, um den „Crush“ zu stalken? Burghauser Schüler über ihr soziales Mediendasein

Bei der Cybermobbing-Prävention erzählten die Schüler auch von ihren Erfahrungen mit den Sozialen Medien.
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Bei der Cybermobbing-Prävention erzählten die Schüler auch von ihren Erfahrungen mit den Sozialen Medien.

Was Kinder und Jugendliche in den sozialen Medien anstellen und erleben, erfahren die Eltern häufig erst dann, wenn es „zu spät“ ist. Auch Burghauser Schüler sind betroffen und berichten dem Jugendbeamten Erkut Balkan regelmäßig von ihren Erfahrungen.

Burghausen – Auch Burghauser Schüler nutzen Fake Profile: Beim Zocken, um ihren Crush zu stalken, oder einfach nur „um Leute zu nerven“. Für Erkut Balkan, Jugendbeamter der Polizeiinspektion Burghausen, gehört das zum Alltag. Neben seinen Einsätzen arbeitet der Polizeihauptmeister eng mit den Burghauser Schulen zusammen. Gerade erst fand eine Präventionsveranstaltung für die Eltern der Schüler vom Aventinus-Gymnasium statt – zwei Tage später war er zu Gast in einer siebten Klasse der Franz-Xaver-Gruber Mittelschule.

Der Jugendbeamte ist ein gern gesehener Gast: Auf seinem Weg durch das mit Schülern gefüllte Treppenhaus der Mittelschule grüßen ihn von allen Seiten die Schüler. Sie freuen sich aufrichtig, ihn zu sehen, denn er ist ein „cooler Typ“ und spricht authentisch ihre „Jugendsprache“. Bei manchem Schüler konnte er sogar schon das Interesse an der Polizeiarbeit wecken, sagt Ariana Weise, Jugendsozialarbeiterin an der Mittelschule. Sie ist froh um Balkan, denn sie weiß wie oft „Cybermobbing“ den Schülern Probleme bereitet.

„Ich bin voll auf der Seite der Jugend

Dass die Herzen des Polizeibeamten und der Sozialarbeiterin für ihre Schüler schlagen, spürt man im Gespräch mit ihnen sofort. „Ich bin voll auf der Seite der Jugend“, unterstreicht Balkan selbst. „Dennoch bin ich dem Legalitätsprinzip unterworfen.“ Das bedeutet also, dass er beim Verdacht einer Straftat einschreiten muss. Auch den Schülern sagt er das gleich zu Beginn – doch sie vertrauen sich ihm trotzdem an – innerhalb weniger Minuten. Spielerisch weckt er ihr Interesse, und sie erzählen von ihren Erlebnissen im Netz, beim Zocken und in den sozialen Medien.

Zuerst geht es darum, was Cybermobbing eigentlich ist, und die 13-jährigen Schüler können eine enorme Palette von Erfahrungen schildern. Fast die Hälfte der 19 Schüler nutzt Fake Profile, um Freunde oder Feinde auszuspionieren oder „einfach nur, um Leute zu nerven“. Zwar ist der Jugendbeamte mit allen Wassern gewaschen – immerhin führt er auch Präventionsangebote in Bezug auf Kinderpornografie durch – doch er ist selbst überrascht, wie stark sich die Schüler diesmal „outen“.

Erkut Balkan, Jugendbeamter der Polizei Burghausen, bei seinem Cybermobbing-Programm.

Was die Kids in den sozialen Medien machen

Die Kids geben an, vorrangig Fortnite zu zocken und bewegen sich hauptsächlich auf TikTok, Snapchat, Instagram, YouTube und WhatsApp. Ein Schüler der Klasse, der ohne das Wissen seiner Eltern schon als „Influencer“ aktiv ist, sagt, er habe etwa 800 Follower auf YouTube. Bezüglich der Inhalte spürt der Jugendbeamte ein paar rechtliche Konflikte auf – deren sich der Junge gar nicht bewusst war. Andere Schüler erzählen, dass sie Fake Profile nutzen – aber nicht, um „ihren Crush zu stalken“ – wie Balkan sich ausdrückt.

Ob beim Fortnite-Zocken, im Landwirtschafts-Simulator oder in den sozialen Medien: Stress mit Fake Profilen ist allen Schülern geläufig. Ein Mädchen gab an, mit Fake Profilen ihre Schwester zu überwachen, eine andere Schülerin sagte, dass sie pro Plattform an die 20 Fake-Profile nutze, um mehrere Personen „zu stalken.“ Beleidigungen sind in den sozialen Medien „normal“: Jede Menge Erfahrung mit Schimpfworten, rassistischen Bemerkungen oder die Verwendung von volksverhetzenden Stickern wie Hakenkreuzen oder Hitler-Darstellungen werden besprochen.

Der Anteil der Jugendlichen, denen problematische Inhalte im Internet begegnen.

Eltern „baff“ und geschockt

Aber auch pornografische Darstellungen. Gerade wenn es um das Versenden von intimen Fotos auf Snapchat geht, wird es still. Mit 13 Jahren sind die Schüler vor dem Gesetz noch Kinder – viele Mädchen haben in dem Alter aber auch schon einen Freund, der 14 Jahre alt ist. Ein Screenshot vom Snapchat-Foto im privaten Chat und am nächsten Tag kann die ganze Schule das Foto kennen. Aber auch alle anderen Siebtklässler sind betroffen, wenn es um „witzige“ Sticker geht: Gerade auf Chat-Plattformen werden oftmals Sticker mit pornografischen Inhalten in Chatgruppen versendet. Was schnell in einer Anzeige wegen „Verbreitung pornografischer Schriften an Minderjährige in 30 Fällen“ enden kann.

Erkut Balkan berichtet aus seinem Polizei-Alltag, und die Kinder lauschen gespannt. Aber auch die Eltern sind bei den Informationsveranstaltungen regelmäßig „baff und geschockt“, so der Beamte. Der Bedarf an Aufklärung sei enorm und die Fragen der Eltern zahlreich. Auch die drei Stunden in der Franz-Xaver-Gruber-Schule vergehen wie im Flug. Aktuell sorgt sich sowohl Erkut Balkan als auch die Jugendsozialarbeiterin Ariana Weise um die vielen Gewaltdarstellungen in den sozialen Medien. Sie dringen von den Fronten aus dem Ukraine-Krieg und dem Nahost-Konflikt in die sozialen Medien. Neben der Verbreitung pornografischer Inhalte wohl eines der größten Probleme derzeit.

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