Burghauser Polizist zeigt starken Einsatz für die Jugend
„Beim Unterrichten blühe ich auf“ – Einst Rapper, jetzt Polizist und Vorreiter in Sachen Prävention
Einst trat er mit seiner Band beim Chiemsee-Reggae-Festival auf – heute macht er sich als Polizist stark für die Jugend: Der Burghauser Erkut Balkan hat nun erfolgreich ein Präventionskonzept getestet, um Kinder und Jugendliche auf die Gefahren der Kinderpornografie aufmerksam zu machen.
Burghausen – Eine 13-Jährige schickt ihrem 14-jährigem Freund ein Foto von sich – leicht bekleidet – in einer aufreizenden Position: Begeht sie damit eine Straftat? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt sich der Burghauser Polizeihauptmeister Erkut Balkan tagein, tagaus. Als Jugendbeamter der Polizeiinspektion Burghausen führt er seit vielen Jahren Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche durch. Nun war er maßgeblich an der Entwicklung eines neuartigen Präventionskonzeptes beteiligt, das vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd ausgerollt und für die Schulung von Minderjährigen im Umgang mit ihren Smartphones genutzt werden soll. Die Kinder und Jugendlichen werden dabei insbesondere auf die Gefahren im Zusammenhang mit Kinderpornografie aufmerksam gemacht.
Auch Comics und Sticker Kinderpornografie
„Es ist durchaus herausfordernd, Schülern der 5. bis 7. Klassen früh genug nahezubringen und zu erklären, worum es da geht“, so Balkan. Aber auch vielen Eltern sei nicht bewusst, dass es sich auch bei Comics und Stickern um Kinderpornografie handeln kann. „Oft wird der Inhalt von Jugendlichen als ‚lustig‘ empfunden oder von jüngeren Kindern gar nicht verstanden“, sagt der Jugendbeamte. Seine Aufklärungskampagne soll sowohl bei Eltern und Lehrern, als auch bei Kindern und Jugendlichen Reaktionen zwischen Überraschung und Schock auslösen. Dass an die 90 Prozent der Anzeigen von Schulen, wegen der Verbreitung pornografischer Schriften an unter 18-Jährige gestellt werden, ist wohl den Wenigsten bekannt.
„Vom SMARTphone zum BIGproblem“
Nachdem Erkut Balkan das Präventionsprojekt nun an einer Burghauser Mittel- und Realschule testen konnte, lautet sein Fazit: „Es kommt super an!“ Weil auch die Erfahrungen anderer Dienststellen zeigen, dass Straftaten im Bereich der Sozialen Medien überhandnehmen, werde das Programm nun im ganzen Präsidialbereich ausgerollt, so Polizeihauptkommissar Andreas Hinterschwepfinger. Erst im Juli wurde „Vom SMARTphone zum BIGproblem“ im Rahmen eines Lehrgangs an andere Jugendbeamte weitergegeben. Nun soll es von diesen an möglichst vielen Schulen zwischen Burghausen und Garmisch-Partenkirchen durchgeführt werden. Nach dem deutlichen Anstieg von Delikten im Bereich Kinderpornografie im Jahr 2021 ein sinnvoller Schritt.
Prävention kam auch bei den Junglöwen gut an
Als Erkut Balkan 2018 in Burghausen seine Tätigkeit als Jugendbeamter aufnahm, war die Stelle wegen Personalmangels schon ein paar Jahre unbesetzt, und so musste er in seiner Präventionsarbeit mehr oder weniger bei Null starten. „Aus der Erfahrung im Dienst – und weil es extrem häufig vorkam, habe ich mir dann das ‚Cybermobbing-Projekt‘ erarbeitet“, erzählt Balkan. Dieses habe schnell eine sehr hohe Nachfrage erfahren, sagt Polizeihauptkommissar Hinterschwepfinger. Im Vorfeld sei es zu einem plötzlichen und massiven Anstieg von Straftaten im Bereich der Sozialen Medien gekommen. Doch nicht nur aus diesem Grund kam das Projekt so gut an.
Durch seine Liebe zum Rappen und seine türkische Herkunft hat der Burghauser Jugendbeamte einen tollen Draht zu Jugendlichen. „Er passt perfekt in dieses Thema hinein“, lobt auch Hinterschwepfinger den Kollegen. Beide freuen sich, dass das Cybermobbing-Projekt über die Grenzen des Präsidiums hinaus bekannt wurde. So durfte es der Jugendbeamte bereits auch für die Junglöwen von 1860 München durchführen. „Es ist meine Lieblingsbeschäftigung“, sagt Erkut Balkan, der für die Ausarbeitung seiner Ideen viel Freizeit opferte. „Unterrichten ist genau mein Ding – da blühe ich richtig auf.“
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