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Aiwanger bei Siltronic-Betriebsversammlung in Burghausen

Deutschland „nicht Nabel der Welt“: Aiwanger warnt Siltronic vor zu viel Vertrauen in Politik

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zu Besuch bei der Siltronic in Burghausen. Neben ihm Klaus Buchwald (l)., COO des Unternehmens, und Oliver Haunreiter, freigestellter Betriebsrat.
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Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zu Besuch bei der Siltronic in Burghausen. Neben ihm Klaus Buchwald (l)., COO des Unternehmens, und Oliver Haunreiter, freigestellter Betriebsrat.

Wie viele andere deutsche Unternehmen steht auch die Siltronic AG vor großen Herausforderungen: Hohe Energiekosten, bürokratische Hürden und hohe Lohnkosten machen es der Industrie am Standort Deutschland schwer im globalen Wettbewerb. Hubert Aiwanger betonte bei der Betriebsversammlung in Burghausen, wie wichtig der „einzige Waferhersteller im Westen“ für Europa ist.

Burghausen – Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger war am 17. September Gastredner bei der Betriebsversammlung der Siltronic AG am Standort Burghausen. Mit über 4.500 Mitarbeitenden und einem beeindruckenden Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 steht das Unternehmen für 50 Jahre Erfahrung in der Halbleiterbranche. Als einziger Wafer-Produzent in der westlichen Hemisphäre spielt die Siltronic AG eine zentrale Rolle in der Halbleiterindustrie. Die Silizium-Wafer aus Burghausen sind Grundlage für die Herstellung von Mikrochips und fast allem, was Strom benötigt oder für Stromproduktion notwendig ist – gerade im Bereich der erneuerbaren Energien und E-Mobilität. Wie viele andere deutsche Unternehmen steht die Siltronic AG aktuell vor großen Herausforderungen, die durch den globalen Wettbewerb bedingt sind. Aiwanger sprach sich deswegen vehement dafür aus, dass die Bundespolitik den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähiger machen muss.

Betriebsversammlung bei Siltronic in Burghausen: Zwischen Innovation und Standortfrage

Sowohl der COO der Siltronic, Klaus Buchwald, als auch Oliver Haunreiter, freigestellter Betriebsrat, betonten die Notwendigkeit weiterer Investitionen, um im harten internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Vor allem die massiv gestiegenen Energiekosten – eine Verdoppelung seit 2019 – belasten das Unternehmen schwer, weswegen sich Wirtschaftsminister deutlich für einen Industriestrompreis unter vier Cent aussprach. Neben diesem Kostenfaktor beschäftigen das Unternehmen aber auch die angestrebte CO2-Neutralität und die mangelnde Subvention: Im Vergleich zur Konkurrenz in Asien und den USA hat der Standort Deutschland deutlich weniger zu bieten.

Haunreiter betonte jedoch, dass es in Burghausen keine Standortdiskussion gebe. „Wir wollen, dass das ein Produktions- und Entwicklungsstandort bleibt“, betonte auch COO Buchwald. „Hier entstehen Innovationen, die dann weltweit ausgerollt werden.“ Zwar soll die Produktion kleiner Wafer bis Ende 2025 eingestellt werden, doch dies sei bereits seit 2018 überlegt und vorbereitet worden, so Personalchef Klaus Angermaier. Man habe sich vorgenommen, einen sozialverträglichen Stellenabbau über Demografie und interne Versetzungen vorzunehmen und dies habe man auch geschafft: „Es wurde keine einzige Stelle gekündigt“, so Angermaier.

Aiwanger fordert mehr politschen Rückenwind

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hob hervor, dass die Politik an der Seite der Industrie stehen müsse: „In letzter Zeit ist vermehrt der Eindruck entstanden, dass die Deindustrialisierung schulterzuckend hingenommen wird“, sagte Aiwanger vor der Belegschaft. „Doch wir brauchen eine sehr starke Industrie, um unseren Wohlstand zu erhalten“, warnte der Minister. Man müsse im Auge behalten, dass der internationale Wettbewerb hart und Deutschland als Wirtschaftsstandort nicht mehr so toll sei. Abgesehen davon, dass es billigerer Energie bedürfe, müsse dringend auch das Thema „grüner Wasserstoff“ weiter vorangetrieben werden.

Aiwanger warnte auch davor, dass die EU-Regulatorien in Bezug auf Chemikalien überdacht werden müssen. Daneben würden auch das EU-Nachhaltigkeits- oder das Lieferkettensorgfältigkeitsgesetz zu immer höheren Belastungen von Unternehmen beitragen. „Manche Unternehmen sagen: Meine Neuinvestitionen mache ich woanders“, so Aiwanger. Ihm zufolge sollen zehnmal so viele Investitionsmittel von Deutschland ins Ausland gehen, als in der Heimat investiert werden. Zudem solle die Steuerbelastung für Unternehmen auf maximal 25 Prozent reduziert werden.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (m.) mit Klaus Buchwald (l.), COO der Siltronic AG, und Oliver Haureinter, freigestellter Betriebsrat der Siltronic Burghausen.

„Zuwanderer und Asylbewerber schneller zu Steuerzahlern machen“

Auch die hohen Personalkosten würden Unternehmen in Deutschland zunehmend belasten, dennoch bleibe den Arbeitnehmern vom Bruttolohn viel zu wenig. „Wir müssen eine Leistungsgesellschaft bleiben“, so der Minister. „Wir können es uns nicht leisten, dass wir Bürgergeld zahlen an arbeitsfähige junge Leute oder an Ukrainer mit Hochschulausbildung, die nicht arbeiten, weil im Vergleich zum Bürgergeld zu wenig übrigbleibt.“ Man stehe sich selbst im Weg und müsse Zuwanderer und Asylbewerber sehr viel schneller vom Steuergeldempfänger zum Steuerzahler machen.

In Bezug auf die Bundesregierung sprach Aiwanger klare Worte: „Vertrauen Sie nicht zu sehr der Politik“, warnte er. „Die ideologischen Vorhaben hören sich zwar schön an, aber man muss schauen, ob die Welt da mitspielt.“ Berlin sei „so abgebrannt“, dass nicht mal mehr Geld für E-Mobilität da wäre. „Deutschland ist nicht der Nabel der Welt“, so Aiwanger. Der Standort sei von links und rechts von Mitwettbewerbern überholt. Dass die Siltronic der einzige Wafer-Hersteller westlichen Gedankens sei, müsse auch der EU klar bewusst werden, wenn man verhindern wolle, dass man wie in Pandemie-Zeiten „so abgebrannt“ sei, dass den OP-Teams die Gummihandschuhe ausgehen.“

„Wenn wir weiterhin gemeinsam an einem Strang ziehen, hat Siltronic beste Zukunftschancen“, betonte Aiwanger und richtete sein Wort am Ende noch einmal an die Belegschaft. Die Firma sei weltführend und habe spitze Arbeitskräfte„Ich würde mir wünschen, dass Ihre Kinder und Enkel bei diesem Unternehmen eine Zukunft finden.“

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