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400 Mitarbeiter am Standort Burghausen betroffen

Siltronic beendet Produktion kleiner Wafer: Betriebsrat und Gewerkschaft zum Personalabbau

Der Siltronik Standort in Burghausen: Hier werden seit mehr 65 Jahren Wafer produziert.
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Der Siltronik Standort in Burghausen: Hier werden seit mehr 65 Jahren Wafer produziert.

Die deutsche Chemieindustrie steckt inmitten gewaltiger Transformationsprozesse: Spätestens mit dem Aus der Dyneon GmbH, wurde klar, dass der Wandel auch das bayerische Chemiedreieck betrifft. Erst kürzlich teilte nun die Siltronic mit, dass die Produktion „kleiner Wafer“ am Standort Burghausen eingestellt werde. Wie das zu bewerten ist, und was es für Mitarbeiter bedeutet? Nachgefragt bei Siltronic, Betriebsrat und Gewerkschaft.

Burghausen – Bereits Mitte Januar ging mit den ersten Kündigungsschreiben der Dyneon GmbH eine Sorgewelle durch die Region. Bis Ende 2025 sollen alle Arbeitsverträge mit den 680 Mitarbeiter des Chemie-Unternehmens beendet sein. Als nun auch die Siltronic AG mitteilte, dass am Standort Burghausen 400 Beschäftigte von der Beendigung der Produktion „kleiner Wafer“ betroffen seien, war ein weiterer Schlag.

„Sozialverträglicher“ Abbau: Was heißt das?

Zwar soll die Belegschaft „sozialverträglich“ abgebaut werden, doch was bedeutet das genau? In der Pressemitteilung der Siltronic heißt es, man wolle keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen: „Ziel ist, die Stammbelegschaft sozialverträglich über Demografie und Altersteilzeit abzubauen.“ Doch welche Mitarbeiter sind mit „Stammbelegschaft“ gemeint? Volker Stapfer, Betriebsratsvorsitzender der Siltronic in Burghausen, sagt, es handele sich dabei um festangestellte Mitarbeiter, die unbefristete Verträge hätten. Etwa die Hälfte der SD*-Belegschaft sei befristet oder über Zeitarbeitsverträge eingestellt. „Von dieser Belegschaft kann bis zum Ende des Produktionsabbaus noch ein Teil beschäftigt werden“, so Stapfer. Das genaue Vorgehen werde aber erst nach den Osterferien zwischen Belegschaftsvertretern und Arbeitgeber ausgehandelt.

Auch die Gewerkschaft will den Prozess eng begleiten: „Für die IGBCE ist es wichtig, dass die Stellen sozialverträglich abgebaut werden und niemand ins Bergfreie fällt“, so eine Sprecherin. Zusammen mit dem Betriebsrat werde man sich dafür einsetzen, dass das Vorhaben für die Beschäftigten fair gestaltet werde. Claudia Schmitt, CFO der Siltronic, sagte, der Schritt sei ein schwieriger, aber notwendig. Angesichts der strukturellen Änderungen am Markt erwarte man keine Erholung der Ergebnisbeiträge bei den SD(Small Diameter)-Wafern.

Nachfrage nahm in letzten zehn Jahren ab

Zwar galten die kleineren Wafer lange Zeit als Standard und repräsentierten die Spitze der Technologie in der Branche, sagt eine Unternehmenssprecherin. Doch mit der Einführung von 300 mm-Wafern ab den 2000er Jahren hätten sich die bedeutendsten technologischen Entwicklungen auf die größeren Durchmesser konzentriert. Die Nachfrage nach kleinen Durchmessern habe insbesondere in den letzten zehn Jahren enorm abgenommen. „Trotz dieser Entscheidung bleibt der Standort Burghausen für Siltronic von entscheidender Bedeutung“, so Michael Heckmeier, CEO der Siltronic AG. „Hier befinden sich unser weltweites Technologie- sowie Forschungs- und Entwicklungszentrum, die Produktion von 300 mm-Wafern und 200 mm-Reinstsiliziumstäben sowie ein großer Teil unserer administrativen Funktionen.“

Die Siltronic erwartet außerdem ein Volumenwachstum von sechs Prozent im Bereich der großen Durchmesser und plant „mindestens, mit dem Markt zu wachsen“. Man werde weiterhin den Vorsprung als einer der Technologieführer der Branche nutzen, heißt es vom Unternehmen. „Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, haben wir bereits unsere 300 mm-Kapazitäten am Standort in Singapur erweitert und größere Investitionen in unsere Ziehkapazitäten am sächsischen Produktionsstandort in Freiberg getätigt.“

Die Geschäftsentwicklung der deutschen Chemiebranche.

Auch in Chemiebranche: „Erste Aufhellungen am Horizont“

Die Halbleiterindustrie stellt für Deutschland einen wichtigen Standortfaktor für andere Industrien dar. Zwar spielt Chemie in der Herstellung von Chips eine wichtige Rolle, doch aktuelle Veränderungen in der Chemiebranche spielen für die Beendigung der SD-Wafer-Produktion keine Rolle. Die IGBCE betont die diverse Lage in der chemischen Industrie: Aktuell habe gerade die energieintensive Grundstoffchemie Probleme, während die Geschäfte der vielen Pharma-Unternehmen und Markenhersteller glänzend liefen. „Aber auch für die von der Konjunkturschwäche getroffenen Bereiche in der Chemie zeigen sich erste Aufhellungen am Horizont“, so die Gewerkschaftssprecherin. Dass sich die aktuelle Geschäftslage der Branche leicht verbessert, teilte kürzlich auch das Münchener ifo-Institut mit. Erstmals seit fast zwei Jahren sei die Nachfrage nach Chemieerzeugnissen wieder gestiegen.

Als einer der führenden Chip-Konzerne weltweit wurde die Siltronic als Tochter der Wacker Chemie gegründet. Seit 2015 ist sie selbstständig und an der Börse knapp 2,4 Milliarden Euro wert. Erst im vergangenen Geschäftsjahr machte der Konzern einen Umsatzsprung auf 1,8 Milliarden Euro. Dieses Niveau war für 2023 nicht erreichbar, was an Wechselkursen und niedrigeren Absatzmengen gelegen haben soll. Neben den Standorten in Burghausen und im sächsischen Freiberg gibt es auch Standorte in den USA und Singapur. Diese seien von einem Ende der Produktion von SD-Wafern nicht betroffen.

*SD= Small Diameter; Übersetzt: Kleine Durchmesser. Gemeint ist die Größe der Wafer.

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