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So steht es um die Jugendkriminalität

Vapes, Cannabis, Lärm und Sachbeschädigung: Ist die Burghauser Jugend wirklich so schlimm?

Jüngst kam es im Stadtpark zu Fällen von Vandalismus.
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Jüngst kam es im Stadtpark zu Fällen von Vandalismus.

Jüngst sorgten mehrere Fälle von Vandalismus im Burghauser Stadtpark dafür, dass sich ein besorgter Fokus auf die Jugend richtete. Doch wie schlimm ist die Lage wirklich? Beamte der Polizeiinspektion Burghausen darüber, was tatsächlich an mutmaßlichen „Hotspots“ abgeht.

Burghausen – Lärm, Zerstörungswut und Drogen: Immer wieder werden diese Themen mit der Jugend in Verbindung gebracht. Erst kürzlich kam es im Burghauser Stadtpark zu Fällen von Vandalismus und sogleich richtete sich der Fokus besorgter Bürger auf das Jugendzentrum (JUZ)und die jungen Leute, die sich dort inzwischen immer rege treffen. Doch wie dramatisch ist die Lage wirklich? Ist der Stadtpark tatsächlich ein Hotspot für illegale Geschäfte, Drogenkonsum und Sachbeschädigung geworden? Polizeihauptkommissar Robert Schwarzmaier und Jugendbeamter Erkut Balkan arbeiten beide für die Polizeiinspektion Burghausen, und ihnen zufolge gibt es zwar viele Gefahren für die Jugend – doch die lauern nach wie vor nicht im Stadtpark, sondern im Internet.

Vandalismus: Warum Jugendgruppen trotzdem positiv überraschen

Die jüngste Zerstörung einer Toilette am Lindacher Platz sorgte laut dem Jugendbeamten Erkut Balkan, auch im JUZ für Aufsehen. „Die Jugendlichen fanden die Tat ziemlich ‚doof‘“, berichtet Balkan, der sich nach dem Vorfall vermehrt unter die jungen Leute mischte und mit ihnen sprach. Dabei habe sich gezeigt, dass der Jugend die Konsequenzen solcher Taten völlig bewusst sind. „Sie finden es nicht gut, dass die Jugend durch diese Zerstörungswut in den Fokus der Kritik gerät“, betont Balkan und Robert Schwarzmaier, Leiter des Sachgebiets „Einsatz“, hebt hervor, dass dies zeige, dass in den Jugendgruppen ein selbstregulierender Effekt zu beobachten sei. „Dass die Jugend solche Taten verurteilt und ablehnt, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Täter“, so Schwarzmaier.

Den Polizeibeamten zufolge gibt es weder am Stadtpark, noch am JUZ und auch am Skatepark im Waldpark Lindach einen „Hotspot“ für Drogen- oder Sachbeschädigungsdelikte. „Zu bestimmten Zeiten, also während der MaiWies’n beispielsweise, gibt es natürlich mehr Vorfälle im Stadtpark, aber das gilt nicht für das gesamte Jahr“, hebt Schwarzmaier hervor. Die Jugendlichen nutzen die Treffpunkte überaus friedlich, wie die Beamten bestätigen können. Jugendbeamter Balkan lobt den positiven Einfluss des JUZ, und die Bemühungen der Stadt, das Angebot darin aufzubessern: „Die Jugend nimmt das inzwischen sehr gut an“, sagt er. Vom Skatepark zeigt er sich positiv überrascht: „Ich hatte anfangs Sorge, dass sich dort eine Szene bilden könnte, weil er etwas abgelegen liegt“, gibt Balkan zu. „Das hat sich allerdings ganz und gar nicht bestätigt.“

Cannabis und Drogen: Keine Welle durch Legalisierung

Obwohl die Legalisierung von Cannabis für Diskussionen sorgte, sehen die beiden Burghauser Beamten auch keine nennenswerte Steigerung des Konsumverhaltens der Jugend. „Die Zahl der Delikte ist seit der Legalisierung nicht angestiegen“, betont Schwarzmaier. Auch bei härteren Drogen wie Amphetaminen oder Kokain habe sich die Lage nicht verschärft. Dienststellenleiter Peter Spiegelsberger sieht aber dennoch einen erhöhten Aufklärungsbedarf. „Cannabis kann bei Jugendlichen gravierende Folgen haben“, erklärt der Hauptkommissar. „Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass regelmäßiger Konsum die geistige Leistungsfähigkeit verringern und auch zu psychischen Störungen führen kann.“ Er appelliert an Eltern, sich mit den Risiken und der gesetzlichen Regulierung auseinanderzusetzen und die eigenen Kinder aufzuklären. Viele Jugendliche wüssten nicht, was genau erlaubt ist und was nicht.

Vapes und Jugendschutz: Ein kniffliges Thema

Natürlich gibt es auch Ärger wegen viel harmloserer Fälle, beispielsweise, weil Volljährige gegen Bezahlung E-Zigaretten an Minderjährige abgeben. Doch Polizeihauptkommissar Robert Schwarzmaier stellt klar: „Es geht hier primär um Jugendschutz und nicht um Strafverfolgung.“ Während die Beamten Minderjährigen Vapes zwar abnehmen können, fehlt eine rechtliche Grundlage, um gegen die „Verkäufer“ vorzugehen. Auch hier setzt der Beamte auf die Eltern: „Aufklärung ist das A und O, denn die gesundheitlichen Risiken von E-Zigaretten sind teilweise größer als bei Tabak.“ Auch wenn nicht jede Warnung der Eltern befolgt werde, sei es immer den Versuch wert, seine Kinder über Gefahren aufzuklären.

Gewalt und Schlägereien: Kein Anstieg, aber rauer Umgangston

Im Bereich körperlicher Auseinandersetzungen gibt es laut Schwarzmaier auch keine Zunahme: „Die Intensität hat nicht zugenommen, aber der Ton unter Jugendlichen ist rauer geworden,“ berichtet er. Diese Entwicklung sei gerade in Gruppenchats auffällig. Bei Schlägereien vor Discos oder anderen Treffpunkten handelte es sich laut dem Jugendbeamten Balkan aber ausschließlich um erwachsene Täter. Gewalt ist ihm zufolge vor allem im Internet eine Gefahr für junge Menschen, da sie dort hochproblematischen Inhalten ausgesetzt sind. Schwarzmaier betont, dass viele Jugendliche auf die medialen Eindrücke jedoch überraschend abgebrüht reagieren.

Laut Erkut Balkan, der selbst Präventionsprogramme zu Cybercrime und Kinderpornografie an Schulen durchführt, kann ein unbedacht versandtes Nacktfoto innerhalb weniger Minuten in die Hände hunderter Kinder und Jugendlicher gelangen. Die Konsequenzen davon können verheerend sein – und nicht nur für die Psyche des „Foto-Models“, sondern auch für alle Empfänger und Sender. Für Aufklärungsarbeit in diesem Bereich herrscht weiterhin großer Bedarf und sowohl den Kindern als auch ihren Eltern ist selten bewusst, welche Folgen eine Chatnachricht für sie selbst oder andere haben kann.

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