Bäckereien und die Kostenexplosion der letzten Jahre
Brot seit 2019 um 34 Prozent teurer: Traditionsbäcker aus Neuötting zu Gründen und Aussichten
In den Landkreisen Altötting und Mühldorf gibt es nur noch an die 30 Bäckereien – und die Herausforderungen, denen die Betriebe gegenüber stehen, sind zahlreich. Auch sie leiden unter dem jahrelangen Anstieg der Brotpreise, der Verbraucher vermehrt in Discounter treibt.
Neuötting – Brot ist ein Grundnahrungsmittel, das jeder braucht. Ähnlich wie bei anderen Nahrungsmitteln kam es auch bei Backwaren in den vergangenen Jahren zu massiven Preisanstiegen. Wie das Statistische Bundesamt zum Tag des Deutschen Brotes am 5. Mai mitteilte, stiegen die Preise für Brot und Brötchen zwischen 2019 und 2023 um 34,4 Prozent. Damit war die Teuerung überdurchschnittlich hoch: Im Vergleich dazu waren andere Nahrungsmittel durchschnittlich um 17,3 Prozent teurer geworden. Gerade für kleine Bäckereien kann der starke Preisanstieg negative Folgen haben: Oskar Hofstetter, Obermeister der Bäckerinnung Mühldorf-Altötting, kann mehr zu den Gründen, Folgen und Aussichten für die Brotpreise sagen.
Bäckerei Hofstetter: 126 Jahre Backen in Neuötting
Vor 25 Jahren hat Hofstetter die Bäckerei seines Vaters in Neuötting übernommen. In vierter Generation wird hier seit 126 Jahren täglich Brot gebacken, und wenn andere um 2.00 Uhr früh noch gemütlich in den Federn schlummern, muss Hofstetter ran den Teig. Ab 10.30 Uhr hat der Bäcker dann Feierabend. Für ihn ist das Backen ein Lebenswerk und er ist froh, noch immer junge Leute finden zu können, die sich bei ihm zum Bäcker ausbilden lassen wollen. „Denn das ist schwierig“, sagt Hofstetter, und die Statistiken belegen: Es gibt immer weniger Menschen, die Bäcker werden wollen.
Die Zahl der Auszubildenden ist im Jahr 2023 um acht Prozent zurückgegangen – obwohl das Bäckerhandwerk laut Roland Ermer, dem Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, ein attraktiver Arbeitgeber ist, der krisensichere Arbeitsplätze, Perspektiven und Zukunft bietet. Tatsächlich sind „German Bakeries“ auf der ganzen Welt beliebt und vielerorts zum Inbegriff für qualitativ hochwertiges Brot geworden. Bäcker können also auch international Karriere machen. In Deutschland sinkt dagegen auch die Zahl der Betriebe: 2023 gab es deutschlandweit nur noch 9.242 Bäckereien. 3,8 Prozent weniger als im Vorjahr.
Warum das Brot so teuer wurde
Dass der Preis für Brot in den letzten Jahren so angestiegen ist, bereitete nicht nur den Verbrauchern Sorge – auch Bäcker macht das nachdenklich. Weil viele Verbraucher wegen des Anstieges der Lebenshaltungskosten gezwungen sind, ihre Wocheneinkäufe in Discountern zu tätigen, verlieren Bäckereien stetig Kunden. „So billig wie in den Supermärkten können wir unser Brot einfach nicht anbieten“, sagt Hofstetter. Ein Grund für die günstigen Preise der Discounter sei, dass sie durch die Abnahme größerer Mengen an Rohstoffen im Vergleich zu kleinen Betrieben schon beim Einkauf sparen. Dass es in den vergangenen Jahren bei Rohstoffen wie Mehl, Milch und Öl zu massiven Preisanstiegen kam, sei für so manch einen kleinen Betrieb durchaus zur Existenzbedrohung geworden.
Als „energieintensive“ Betriebe spielen für Bäckereien auch die Energiekosten eine große Rolle: Neben dem massiven Anstieg der Strom- und Gaspreise mussten aber noch zusätzlich die angehobenen Mindestlöhne auf die Backwaren aufgeschlagen werden. Gerade nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs hamsterten viele Deutsche – was zu Knappheit von Mehl, Milch, Speiseöl und wiederum zur Verteuerung beitrug. Daneben hatten viele Bäckereien während der Pandemie ihre Cafés schließen und in Hygiene- und Schutzmaßnahmen investieren müssen. Mitunter mussten Betriebe dafür sechsstellige Beträge aufbringen. Und nicht zu vergessen der hohe Aufwand durch die zunehmende Bürokratie: Wenn ein Bäckermeister Papiere machen muss, kann er nicht backen – und das kann in Deutschland durchaus teuer werden.
Schokolade kostet aktuell das Doppelte
Auch die Inflation machte vor Bäckereien keinen Halt: Neben den Mietkosten stiegen auch die Spritpreise. Oskar Hofstetter plagen im Moment aber eher die Schokolade-Preise. „Weil in manchen Ländern aktuell weniger Kakao produziert wird, ist Schokolade jetzt ums Doppelte teurer“, so der Bäcker. Im Allgemeinen seien die Einkaufspreise für Nahrungsmittel tagesabhängig. „Theoretisch müssten wir den Brötchenpreis deswegen täglich neu kalkulieren. Genauso, wie das bei Tankstellen üblich ist“, sagt Hofstetter. Für Kunden wäre das aber wohl kaum nachvollziehbar.
Trotz all der Verteuerungen in den vergangenen Jahren zeigt sich der Bäcker aber zuversichtlich: Seiner Ansicht nach zeichnet sich eine Beruhigung der Lage ab. „Immerhin haben sich die Energiepreise wieder normalisiert und die Rohstoffpreise haben wieder ein Level erreicht, auf dem sie sich einpendeln“, sagt Hofstetter. Für Verbraucher ist das eine erfreuliche Nachricht – aber auch für die Bäcker. Für beide Parteien kann man nur wünschen, dass der Obermeister richtig tippt.

