Altöttings Landrat im Interview zur aktuellen Corona-Lage
Erwin Schneider: „Es gibt keinen anderen Ausweg als die Immunisierung!“
Im Interview mit innsalzach24.de spricht der Landrat des Landkreises Altötting, Erwin Schneider, über die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie.
innsalzach24.de: Am Sonntag sprach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei einem Besuch des Innklinikums Mühldorf von der vierten Welle als „Pandemie der Ungeimpften“. Bereits am Mittwoch mahnte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek „Der einzige Weg aus dieser Pandemie ist das Impfen!“ Schließen Sie sich dem an?
Erwin Schneider: Auf jeden Fall, es gibt keinen anderen Ausweg als die Immunisierung! Und die kann nur durch eine Erkrankung oder eben das Impfen erreicht werden. Masken, Tests und so weiter können immer nur eine Übergangslösung sein.
Wo liegt die Impfquote im Landkreis Altötting derzeit und wie zufrieden sind sie damit?
Aktuell sind wir bei etwa 62 Prozent. Damit bin ich nicht zufrieden. Wir sind zwar in Südostbayern damit unter den Besten, deutschlandweit gibt es aber natürlich höhere Impfquoten. Unsere Strategie in der Corona-Zeit war insgesamt in Ordnung. Wir haben versucht, die Bevölkerung möglichst gut durch die Pandemie zu bringen und ich hoffe, wir werden das auch noch im nächsten halben Jahr schaffen.
Sollte man Druck auf Ungeimpfte machen oder ist das per se verkehrt?
Nicht über das hinaus, was es aktuell schon gibt. Ich persönlich ermuntere jeden, sich impfen zu lassen. Es ist einfach ein Fakt, dass es für Geimpfte ein niedrigeres Risiko zu erkranken beziehungsweise dann einen schweren Krankheitsverlauf zu haben gibt Bei uns in der Familie ist jeder, auch unsere 12-Jährige, komplett geimpft.
Beim Besuch von Herrn Spahn kam die Sprache bereits darauf, dass ein Großteil der CoVid-Intensivpatienten im Innklinikum Ungeimpfte sind. Haben Sie da genaue Zahlen?
80 Prozent sind Ungeimpfte. Bei 10 Prozent kann man es nicht genau sagen, weil beispielsweise Sprachbarrieren Probleme machen oder keine Auskunft erteilt wird. Nur 10 Prozent sind Geimpfte.
Die Innklinikum-Kliniken melden laut DIVI-Intensivregister derzeit nur eine minimale Belegung der Intensivbetten, auch mit CoVid-Patienten. Wird sich das noch ändern und sind die Kliniken dann bereit?
Ich gehe davon aus, dass sich die Lage ab Oktober und November herum verschärfen wird. Momentan können wir zufrieden sein, sind aber auch dafür bereit, wenn die Lage sich ändert.
Die Inzidenz spielt für Corona-Einschränkungen keine Rolle mehr. War das die richtige Entscheidung?
Die Inzidenz war schon eine ganze Weile überholt und wird durch den Impffortschritt auch immer weniger relevant, es war also die richtige Entscheidung.
Die 7-Tage-Inzidenz für den Landkreis Altötting liegt derzeit, Stand Montag den 20. September, bei 132,6, wie sehen Sie das?
Da schaut es leider in ganz Südostbayern nicht gut aus, wir stehen immerhin noch besser da als Nachbarlandkreise wie beispielsweise Traunstein. Aber ich fürchte, es wird noch im Winter ganz andere Zahlen geben, da rechne ich mit Inzidenzen von 500 bis 800. Solange die Kliniken nicht überlastet werden, ist das ja auch bewältigbar. Die Frage ist, was passiert, wenn das nicht mehr der Fall ist, welche Schritte dann kommen müssen.
Wie kommt es, dass mit Feichten, Tyrlaching und Kirchweidach derzeit drei kleinere Orte am stärksten belastet sind?
Das waren keine flächigen Ereignisse und die Ausbrüche sind auch schon wieder im Abklingen. Es waren Fälle an bestimmten Arbeitsorten, mehr kann ich aber aus datenschutzrechtlichen Gründen dazu nicht sagen.
Sind die Pooltests, die jetzt durchgeführt werden sollen, die Lösung für offene Schulen?
Für Kitas und Grundschulen sind die Pooltests auf jeden Fall die beste Lösung. An den weiterführenden Schulen sind, da es dort auch die Impfmöglichkeiten gibt, die Schnelltests die beste Lösung.
Kann man schon sagen, ob die Maskenpflicht an den Schulen nach zwei Wochen zumindest am Platz wieder aufgehoben wird?
Momentan noch nicht, es wäre aber auf jeden Fall wünschenswert!
Rechnen Sie mit einem neuerlichen Lockdown über den Winter?
Ich hoffe es nicht, ich glaube es auch nicht, aber ich möchte es auch nicht zu 100 Prozent ausschließen.
Einen neuerlichen Lockdown befürchten ja vor allem auch Eltern, wie können Sie diese beruhigen? Auch in Hinblick auf eventuelle Quarantänemaßnahmen.
Bei kleineren Kindern gibt es leider noch keine Impfmöglichkeit, da gilt es dann sich frühzeitig entsprechend zu organisieren. Bei Kindern ab 12 Jahren kann ich nur raten: Lassen Sie sie impfen. Das haben wir, wie gesagt, auch bei uns in der Familie konsequent durchgezogen.
hs



