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Zukunft des Chemiestandortes Burgkirchen

Stiftung soll Dyneon übernehmen: So will Landrat Schneider 1000 Arbeitsplätze retten

Die PFAS-Produktion am Chemiepark Gendorf in Burgkirchen muss erhalten werden. Dr. Bernhard Langhammer, Vorstand von ChemDelta-Bavaria, (rechts) fordert Altöttings Landrat Erwin Schneider auf, seinen Rettungsplan zu veröffentlichen.
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Eine Stiftung nach dem Vorbild der RAG soll die PFAS-Produktion und damit bis zu 1000 Arbeitsplätze im Chemiepark Gendorf retten. Altöttings Landrat Erwin Schneider (links) und Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von ChemDelta-Bavaria, stellten den Rettungsplan jetzt öffentlich vor.

3M möchte das Tochterunternehmen Dyneon in Burgkirchen schließen. Damit stehen bis zu 1.000 Arbeitsplätze und die Zukunft des Chemiedreiecks auf dem Spiel. Altöttings Landrat Erwin Schneider hat jetzt seine Idee veröffentlicht, wie alle gewinnen können. Der Ball liegt nun in München.

Altötting – „Es ist eine Win-Win-Situation“, so bewertet Altöttings Landrat Erwin Schneider (CSU) seine Idee, wie er im Burgkirchener Chemiepark Gendorf bis zu 1.000 Arbeitsplätze und die Zukunft des Chemiedreiecks retten möchte. Wegen Recherchen der OVB Heimatzeitungen machte er diese jetzt öffentlich. 

Hintergrund ist der Versuch der EU, die umstrittenen Fluorpolymere und PFAS-Stoffe zu verbieten. Unter anderem deswegen möchte sich der US-Konzern 3M weltweit von diesem Geschäftsfeld trennen. Bis 2025 soll daher auch die 3M-Tochter Dyneon in Burgkirchen geschlossen werden: die weltweit modernste Produktion.

Gefahr für den ganzen Chemiepark

Mit verheerenden Folgen: An Dyneon hängen in Burgkirchen bis zu 1.000 Arbeitsplätze und Dyneon bezahlt im Chemiepark die meisten Kosten. „Der Standort hat ohne Dyneon bei den heutigen Energiepreisen einen schweren Stand“, urteilt Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von ChemDelta Bavaria. Zugleich wäre es ein fatales Signal für die Zukunft der chemischen Industrie in Deutschland und für die gesamte Wirtschaft.

Dyneon in Burgkirchen

Dyneon ist in Burgkirchen der einzige Produktions-Standort für Fluorpolymere in Deutschland, so Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von ChemDelta Bavaria, und weltweit der modernste. Er habe als einziger ein funktionierendes Recycling-Verfahren und arbeite an einer Anlage mit geschlossenen Wasserkreisläufen, dem künftigen Standard. Dyneon deckt 40 Prozent des europäischen Bedarfs und liefere eine Qualität, die nicht zu ersetzen sei. Langhammer: „Es ist für mich unverständlich, dass so ein Standort geschlossen werden soll.“

Daher haben Altöttings Landrat Schneider und der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) dem Top-Management von 3M bereits am 11. und 12. April einen Ausweg unterbreitet und bislang vertraulich behandelt: die Gründung einer „Chem Bayern-Stiftung“ nach dem Vorbild der RAG-Stiftung.

So will Landrat Schneider Dyneon retten und die Altlasten lösen

Konkret sieht es so aus: der Landkreis gründet eine „Chem Bayern-Stiftung“ und 3M verkauft der Stiftung Dyneon für den symbolischen Euro; außerdem überweist 3M an die Stiftung das Geld, das die Amerikaner für die Abwicklung von Dyneon sowie für die Beseitigung der Altlasten auf jeden Fall aufbringen müssten.

3M wäre damit ein ungeliebtes Geschäftsfeld los, Dyneon könnte in Burgkirchen weiter produzieren und die Stiftung kümmert sich vor Ort um die Altlasten, finanziert mit dem Geld von 3M und den künftigen Gewinnen von Dyneon.

Josef Hurnaus (links), Geschäftsführer der Kreiswohnbau Altötting, hatte die Idee zu einer Stiftung nach dem Vorbild der RAG. Landrat Erwin Schneider (Mitte) nahm sie auf und Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von ChemDelta Bavaria, ist ganz begeistert.

„Jeder würde einen Vorteil haben“, so Landrat Schneider: „Wir würden die Arbeitsplätze erhalten. Bayern und Europa hätten weiter Produkte, die wir brauchen. Und die Altlasten im Landkreis würde jemand beseitigen, der vor Ort und greifbar ist.“ Schneider dankte in diesem Zusammenhang Josef Hurnaus, von der Kreiswohnbau Altötting, der ihn auf das Modell RAG hingewiesen hatte.

3M hätte endlich Sicherheit

Auch ChemDelta-Sprecher Langhammer betonte den Charme der Lösung: „Es gibt klare Aussagen von 3M, dass sie auch nach der Schließung der Produktion in Gendorf zu den Altlasten-Verpflichtungen stehen.“ Hurnaus ergänzte, dass die Stiftung 3M auch Sicherheit bezüglich der Kosten gäbe: „Was Unternehmen am wenigsten gebrauchen können, sind ungesicherte Positionen. Mit diesem Modell wäre Sicherheit gegeben.“ Landrat Schneider lehnte es ab, die möglichen Kosten für die Beseitigung der Altlasten jetzt zu beziffern.

Der Vorschlag habe Vorbilder und sei „praktikabel“, meinte ChemDelta-Sprecher Langhammer. Trotzdem habe sich 3M zu dem Vorschlag bislang nicht geäußert, so Landrat Schneider. Er könne die Erfolgsaussichten nicht einschätzen: „3M ist da eine Black Box.“ Er werde aber in ein paar Tagen noch einmal nachfragen.

Mitarbeiter brauchen ein Signal

Die Mitarbeiter brauchen jetzt, so Langhammer, das Signal, dass der Standort erhalten wird; ansonsten gehen die weg. Am Mittwoch sprach Langhammer vor dem IHK-Regionalausschuss Altötting-Mühldorf von einem Sommer der Entscheidungen. 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) haben sich zwar auch für den Erhalt ausgesprochen, hätten sich aber seitdem „erstaunlich ruhig“ verhalten, so Langhammer vor der IHK. 

„Wir müssen jetzt politisch Druck machen“

„Wir müssen jetzt politisch Druck machen“, begründete Landrat Schneider den Schritt an die Öffentlichkeit. Für Verhandlungen mit 3M sei der Landkreis zu klein, da müsse der Freistaat einsteigen. In einer idealen Welt würde sich Ministerpräsident Söder jetzt hinter den Vorschlag stellen. 

„Der Vorschlag ist logisch“, so Landrat Schneider. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum man es nicht machen sollte. Wenn, dann muss es politische Überlegungen geben, das nicht zu wollen. Andere gibt es nicht.“

Ohne Fluorpolymere „geht gar nichts mehr“

Fluorpolymere und per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS-Stoffe) sind umstritten. Daher möchte die EU die Herstellung, Verwendung sowie den Import spätestens in 13 Jahren verbieten. Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von ChemDelta Bavaria, ist für eine Regulierung, aber gegen ein Verbot: „Eine moderne Industriegesellschaft ohne Fluorpolymere ist nicht möglich. Sie sind essentiell für die ganze Energiewende.“ Unter anderem für die Wasserstoff-Elektrolyse, die Batterieherstellung oder Chip-Produktion. Mit einem Verbot würde sich, so Langhammer, Europa aus der Industriegesellschaft verabschieden: „Dann ist Ende im Schacht. Dann geht gar nichts mehr.“

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