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„Er trug seine Heimat immer im Herzen“

Region in Trauer: „Bayerischer“ Papst Benedikt XVI. (†95) ist tot

Papst Benedikt XVI. besucht Deutschland
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Benedikt XVI. ist tot.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Das teilte der Vatikan in einer Meldung am Samstag (31. Dezember) mit.

Update, 19 Uhr - Weitere Details nach Benedikts Tod: Beisetzung unter dem Petersdom

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird am 5. Januar nach der öffentlichen Trauerfeier auf dem Petersplatz in der Krypta unterhalb des Petersdoms beigesetzt. Das bestätigte der Heilige Stuhl am Samstag. Der Deutsche hatte sich gewünscht, an jener Stelle beigesetzt zu werden, wo Papst Johannes Paul II. nach seinem Tod zunächst seine Ruhestätte fand, ehe er nach der Seligsprechung in eine Kapelle im Petersdom gebracht wurde.

Der Vatikan teilte zugleich weitere Details der Zeremonie am kommenden Donnerstag mit: Das um 9.30 Uhr beginnenden Requiem wird von Papst Franziskus geleitet. Gläubige können der Feier beiwohnen; es seien keine Eintrittskarten für die Veranstaltung unter freiem Himmel nötig.

Der Vatikan lud nur zwei offizielle Delegation anderer Länder zu der Totenmesse ein, nämlich aus Benedikts Heimat Deutschland und aus Italien. Als Papst war Benedikt automatisch auch Bischof von Rom. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich bereits angekündigt.

Der Leichnam des Papstes bleibt bis Montagmorgen im ehemaligen Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo Benedikt seit seinem Rücktritt 2013 wohnte. Dann werden die sterblichen Überreste in den Petersdom gebracht.

Update, 17 Uhr - Papst Franziskus über gestorbenen Benedikt: edle und sanfte Person

Papst Franziskus hat seinen gestorbenen Vorgänger Benedikt XVI. als edle und sanfte Person gewürdigt. In der Predigt des Vespergottesdienstes am Silvesterabend sagte der Argentinier, mit Ergriffenheit denke er an die „so edle, so sanfte Person“.

„Und wir empfinden so viel Dankbarkeit in unseren Herzen: Dankbarkeit gegenüber Gott, dass er ihn der Kirche und der Welt geschenkt hat; Dankbarkeit gegenüber ihm für all das Gute, das er vollbracht hat, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren, als er zurückgezogen lebte.“

Der Pontifex ergänzte in Bezug auf Benedikt, der am Morgen im Alter von 95 Jahren in seinem Domizil in den Vatikanischen Gärten gestorben war: „Nur Gott kennt den Wert und die Kraft seiner Fürsprache, seiner Opfer, die er für das Wohl der Kirche gebracht hat.“

Update, 13 Uhr - Bayern und die Region in tiefer Tauer

Der Tod des emeritierten Papst Benedikts XVI. hat in der Region Südostbayern tiefe Bestürzung ausgelöst. Joseph Ratzinger wurde 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. Ab 1977 war er Erzbischof von München und Freising. Im Jahr 2005 wurde Ratzinger der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Seit seinem Amtsverzicht im Februar 2013 lebte er in einem früheren Kloster in den vatikanischen Gärten.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat eine dreitägige Trauerbeflaggung angeordnet. Sie gelte an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat von Samstag bis 2. Januar 2023, teilte die Staatskanzlei mit. Gemeinden, Landkreise und Bezirke sowie die übrigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts seien gebeten, in gleicher Weise zu verfahren.

Markus Söder hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als „überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche“ gewürdigt. „Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr“, sagte Söder am Samstag. Mit ihm verliere die Gesellschaft einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts.

„In bewegten und herausfordernden Zeiten war er das religiöse Oberhaupt der katholischen Gläubigen“, sagte Söder. „Viele Menschen in seiner Heimat werden ihn nicht nur als Papst Benedikt XVI., sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Er gab vielen Menschen Kraft und Orientierung.“ Zugleich habe sich Benedikt XVI. auch der Verantwortung für schwierige Phasen in seinem Wirken stellen müssen.

Unvergessen sei sein mehrtägiger Besuch in Bayern als neuer Papst, „der seine Liebe zu Land und Leuten zum Ausdruck brachte“: „Er trug seine Heimat immer im Herzen.“

Auch lokale Politiker haben sich zu Wort gemeldet.

Landrat Siegfried Walch zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI.

„Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. erfüllt uns natürlich alle mit großer Trauer – auch wenn er mit einem langen Leben gesegnet war. Er war ein sehr besonderer Sohn der Heimat, ein großer Chiemgauer. Er hat unwahrscheinlich viel getan für die katholische Kirche, für die Christenheit, aber selbstverständlich auch für unsere Region, seine Heimat. Er war ihr immer sehr stark verbunden. Ich habe das selbst spüren dürfen, als ich vor einigen Jahren viel Zeit mit ihm in einer kleinen Runde verbringen konnte. Man hat ganz deutlich gemerkt, dass er viele Familien aus der Region kennt und weiß, was hier bei uns passiert und was sich tut. Es ist eine ganz besondere Verbindung und die wird auch weiterhin bestehen bleiben auch über seinen Tod hinaus“, so Landrat Siegfried Walch.

Joseph Ratzinger ging in Traunstein zur Schule und besuchte dort später das Studienseminar. In der Pfarrkirche St. Oswald feierte er Primiz und Priesterjubiläum.

Traunstein Bürgermeister Dr. Hümmer zum Tod von Papst Benedikt XVI

„Mit Trauer habe ich vom Tod unseres emeritierten Papstes Benedikt XVI. erfahren. Er war und ist eine große Persönlichkeit und ein großer Traunsteiner. Benedikt XVI. hat die Kirche und die Christenheit geprägt - als Theologe, Kardinal und Papst. Sein Einfluss war nicht auf die Kirche beschränkt. Mit seiner großen intellektuellen Gabe hat er gesellschaftliche und philosophische Debatten wesentlich beeinflusst.

Papst Benedikt war vor allem heimatverbunden. Im Herzen ist er immer Traunsteiner, Chiemgauer und Bayer geblieben. Ich durfte dies selbst mit meinem Sohn zuletzt im vergangenen März erleben. Geschwächt, aber mit unglaublich wachem Verstand, haben wir uns über die Veränderungen in Traunstein, das Chiemgau-Gymnasium, die Erzählungen meiner Großmutter über die Primiz 1951 und vieles mehr unterhalten. Dabei war er unglaublich nahbar, humorvoll und eben alles andere als ein kühler und scheuer Intellektueller, als der so oft fälschlicherweise beschrieben wurde. So werde ich ihn in Erinnerung behalten.“

Rosenkranz zu Ehren von Benedikt XVI.

In Erinnerung an den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. findet heute in der Traunsteiner Pfarrkirche St. Oswald ein Rosenkranz statt. Er beginnt um 19 Uhr.

 Erstmeldung, 10.41 Uhr - Papst Benedikt XVI. (†95) ist tot

Vatikan Zuvor hatte sich der Zustand des Geistlichen aus Marktl bereits im Laufe des Mittwochs (28. Dezember) deutlich verschlechtert. „Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche, bis zum Ende“, sagte Franziskus noch am Mittwoch gegen Ende der Generalaudienz im Vatikan. Er bat die Gläubigen um ein „spezielles Gebet“ für den 95-jährigen Benedikt. Weitere Details nannten Franziskus und der Heilige Stuhl zunächst nicht.

Der körperliche Zustand Benedikts hatte sich zuletzt immer weiter verschlechtert. So hieß es, er sei körperlich schwach und könne kaum noch sprechen. „Stabil in der Schwäche“, sagte sein Privatsekretär Georg Gänswein regelmäßig zum physischen Zustand des Papa Emeritus. Geistig sei der emeritierte Papst allerdings weiterhin fit gewesen. In unregelmäßigen Abständen empfing er sogar noch Besuch.

2005 war Benedikt XVI. der erste deutsche Papst seit knapp 500 Jahren geworden. Als Nachfolger des „Jahrhundert-Papstes“ Johannes Paul II. hatte es der Bayer nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der scheue Intellektuelle keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht.

Papst Benedikt XVI. (†95) ist tot: Die Anfänge in der Region

Joseph Ratzinger, so sein gebürtiger Name, wurde 1927 in Marktl geboren. 1929 zog er mit seiner Familie nach Tittmoning und kurz darauf nach Aschau am Inn. Ab 1937 fand die Familie eine feste Bleibe in Hufschlag bei Traunstein. Schon von Kindesbeinen an war Ratzinger in der Kirche aktiv, zunächst als Ministrant. Er besuchte das erzbischöfliche Studienseminar St. Michael in Traunstein und ging am staatlichen Chiemgau-Gymnasium zur Schule. Nach seinem Abschluss studierte Ratzinger katholische Theologie und Philosophie in Freising und München. 1951 empfing Ratzinger zusammen mit seinem Bruder Georg die Priesterweihe.

Papst Benedikt XVI. (†95) ist tot: Karriere als Theo­lo­gie­pro­fes­sor

Nachdem er für kurze Zeit in den Münch­ner Stadt­pfar­rei­en tätig war, verfolgte er eine wissenschaftliche Laufbahn und pro­mo­vier­te 1953 mit seiner Arbeit zum Thema „Volk und Haus Got­tes in Augus­tins Leh­re von der Kir­che”. Danach wurde er vier Jahre später mit 30 Jahren Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le in Frei­sing. Außerdem lehrte er im weiteren Verlauf seiner Karriere in Bonn, Müns­ter, Tübin­gen und Regensburg.

Schon 1962 begleitete er als Theo­lo­gie­pro­fes­sor den damaligen Köl­ner Kar­di­nal Josef Frings zum II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil. 1977 wurde Ratzinger von Papst Paul VI. zum Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing ernannt. Im selben Jahr wurde er ins Kar­di­nals­kol­le­gi­um aufgenommen.

Der Ruf nach Rom

1981 folgte Ratzinger dem Ruf von Papst Johan­nes Paul II. nach Rom und wurde Kuri­en­kar­di­nal. Außerdem wurde er zum Prä­fek­ten der Römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ernannt. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten galt er als einer der engsten Mitarbeiter des Papstes. 2005 wurde Ratzinger zum Nachfolger des verstorbenen Paps­tes Johan­nes Paul II. gewählt. Als 265. Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus wählte er den Namen Bene­dikt XVI.

Auch während seiner Amtszeit blieb Bene­dikt XVI. seiner Heimat verbunden. So besuchte er 2006 Mün­chen, Alt­öt­ting und Regens­burg. Auch seinem Geburtsort Marktl stattete er einen Besuch ab und betete in der Pfarrkirche St. Oswald mit seinem Bruder.

2013 gab Bene­dikt XVI. überraschend seinen Rücktritt vom Amt des „Pontifex maximus“ bekannt. Seinen Entschluss begründete er mit seinem fort­ge­schrit­te­nen Alter und der damit ver­bun­de­nen schwin­den­den Kraft.

fgr/dpa

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