Nach Großrazzien: Mehrere Männer vor Anklage
Rund 100 Fälle: Mutmaßliche Automatensprenger von Töging bald vor Gericht
Nach Razzien in den Niederlanden gegen eine mutmaßliche Bande von Geldautomatensprengern will die Staatsanwaltschaft Bamberg noch in dieser Woche Anklage gegen ein Dutzend Verdächtiger erheben. Auch ein Vorfall in Töging ist offenbar Teil der Tatserie.
Bamberg/Töging am Inn - Die Ermittler seien überzeugt, dass die Männer in den vergangenen zwei Jahren bundesweit und vor allem in Süddeutschland rund 100 Geldautomaten in die Luft gesprengt und dabei mehrere Millionen Euro erbeutet haben. Immer wieder habe die Bande auch in Baden-Württemberg zugeschlagen, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Bereits Anfang des Jahres wurden Durchsuchungen und Haftbefehle in den Niederlanden, in den Provinzen Limburg und Utrecht in Bezug auf die Sprengung mehrerer Bankautomaten in Deutschland durchgesetzt.
27 Beutezüge - rund drei Millionen Euro geraubt
Angeklagt werden sollten die Männer aus Sicht der Staatsanwaltschaft für 27 Beutezüge, auf denen sie rund drei Millionen Euro geraubt haben sollen. Der Schaden an den Gebäuden liege bei weiteren fünf Millionen Euro. Der Bande werde unter anderem schwerer Bandendiebstahl und das Herbeiführen von Sprengstoff-Explosionen vorgeworfen, nicht aber versuchter Mord, teilte die Bamberger Staatsanwaltschaft bei einem Termin in Stuttgart mit. Die Beweislage sei sehr gut.
Teils sollen die Männer gleich mehrere Male in einer Nacht zugeschlagen haben. Dabei sollen sie vor allem feste Sprengsätze verwendet haben, wodurch die Explosionen ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial bekommen haben als bei der zuvor üblichen Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas. Anschließend sollen sie meist mit hochmotorisierten Autos davongerast sein.
Fall vom 4. November in Töging damit geklärt?
Eine Tat in Töging ist ebenfalls Teil der Tatserie, wie innsalzach24.de weiß. Dabei handelt es sich wohl um den Vorfall in der Nacht von 3. auf 4. November 2022. Damals wurde ein Geldautomat in der Sparkassen-Filiale in der Hauptstraße gesprengt. Die Täter konnten unerkannt mit einem dunklen Audi in Richtung A94 fliehen.
Geldautomat in Töging am Inn gesprengt am 4. November 2022




In den darauffolgenden Wochen kam es in den Kreisen Altötting und Mühldorf zu ähnlichen Vorfällen. Vermehrt wurden Münzeinzahlautomaten aufgebrochen, zum Beispiel in Mühldorf am Inn, Neuötting, Garching an der Alz und Töging. Dass die Bande auch für diese Taten verantwortlich ist, gilt als unwahrscheinlich.
Weitere Sprengungen in Bayern
Auf der anderen Seite passen Fälle von Automatensprengungen in Regensburg - am 7. November 2022 - und Anzing im Landkreis Ebersberg - am 29. November 2022 - wieder ins Muster. Spannend an all diesen Fällen: Die Kriminellen trennen meist nur wenige Kilometer von der Autobahn, die als potenzieller Fluchtweg natürlich sehr beliebt sein dürfte.
„Wir wissen aus unseren Ermittlungen, dass es sich um feste Strukturen handelt“, sagte der Präsident des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA), Andreas Stenger. „Die trainieren die Tat, sie schulen sich.“ Die Staatsanwaltschaft Bamberg spricht von „organisierter Kriminalität, die sich deutschen Boden sucht“. In den Niederlanden werde zunehmend elektronisch mit Karte bezahlt, die Zahl der Geldautomaten gehe zurück und die noch vorhandenen, aber immer besser gesicherten Geräte speicherten nur noch kleinere Summen.
Ermittlungen gegen Splittergruppe
Das anstehende Bamberger Verfahren ist keineswegs das letzte in diesem Zusammenhang. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird unter anderem gegen eine mutmaßliche Splittergruppe der Bande ermittelt, die auch nach den Razzien Geldautomaten gesprengt und in vielen Fällen das Geld aus den Kassetten erbeutet haben soll.
mz