Herzzerreißende Szenen
Nach Unfall auf der B12 bei Reichertsheim: Wie traumatisch ist ein Crash für Tiere im Auto?
Herzzerreißende Szenen haben sich nach dem Unfall auf der B 12 bei Reichertsheim abgespielt. Ein Hund suchte verzweifelt nach seinem schwer verletzten Frauchen. So traumatisch ist ein Crash für Vierbeiner.
Reichertsheim - Ein kleiner Hund – verängstigt sitzend in einer Transportbox nach dem wohl größten Schock seines Lebens – beobachtet hilflos, wie sein Frauchen weggebracht wird: So geschehen am 3. Mai nach einem schweren Unfall auf der B 12 bei Reichertsheim. Die 61-jährige Besitzerin des Hundes wollte mit ihrem Wagen die B12 in nördliche Fahrtrichtung überqueren – vermutlich hatte sie vor, geradeaus auf die Kreisstraße MÜ22 einzubiegen und übersah hierbei einen 51-jährigen Fahrzeugführer aus München, der die B12 von Mühldorf kommend in Richtung München fuhr, wie die Polizeiinspektion Haag mitteilte. Die beiden Fahrzeuge prallten mit voller Wucht zusammen. Dabei wurde die Fahrerin schwer verletzt und musste mit dem Hubschrauber in die Klinik nach Traunstein gebracht werden. Das Auto: ein einziger Trümmerhaufen – und mittendrin ihr kleiner Vierbeiner.
Glücklicherweise hatte die 61-Jährige den Terrier sicher in einer Transportbox mitgenommen, sodass er unbeschadet blieb - zumindest körperlich. Trotzdem war es für den Hund wohl ein großer Schock. Zeugen vor Ort berichteten, dass das verängstigte Tier vergeblich versuchte, zu seiner Besitzerin zu gelangen. Die Box, in der der Vierbeiner transportiert worden war, war offenbar so schwer beschädigt, dass er auf die Fahrbahn rennen konnte. Die Feuerwehr fing das Tier schließlich ein und brachte es in Sicherheit.
Andrea Thomas, Vorsitzende des Tierschutzvereins Rosenheim, weiß, wie traumatisch ein solcher Unfall für Tiere sein kann. „Für den Hund war es sicher ein Riesenschock“, sagt sie. Ihre eigene Hündin „Angie“ fahre beispielsweise im Auto gar nicht mit, „wahrscheinlich aber aus Platzangst“, vermutet Thomas. Grundsätzlich würden Tiere bei einem Unfall ganz unterschiedlich reagieren, wie Menschen eben auch. „Es kann sein, dass der Hund nie wieder in einen Wagen einsteigt. Es ist aber auch möglich, dass er einfach froh ist, wenn sein Besitzer wieder zurück ist und gleich wieder ins Auto hüpft“, erklärt sie. „Manche vergessen den Unfall schnell wieder, das heißt aber nicht, dass kein Trauma vorliegt. Das kann man nicht pauschalisieren“, erläutert Thomas weiter.
Tier chippen und registrieren lassen
Auch wie das Tier am besten wieder nach dem Unfall eingefangen werden kann – wie in Reichertsheim geschehen – kann Thomas „nicht verallgemeinern“. „Die Polizei hat Hundeführer, die ausgebildet sind und das übernehmen. Es könnte auch der örtliche Tierschutzverein zu Hilfe gerufen werden. Am optimalsten wäre es natürlich, jemanden an der Hand zu haben, den der Hund kennt. Aber das ist in so einem Fall höchst unwahrscheinlich“, so Thomas. „Am besten ist das Tier gechippt und registriert, dann kann es wieder gefunden werden, wenn es davonläuft. Das wissen viele Besitzer nämlich nicht. Nur weil der Tierarzt den Chip einsetzt, heißt das nicht, dass er registriert ist. Das muss man selbst machen, zum Beispiel bei Tasso“, verdeutlicht die Vorsitzende. „Ist der Hund nämlich über alle Berge, besteht so zumindest die Chance, dass er zu seinen Besitzern zurückgebracht werden kann.“
Sollte das Tier nach einem Unfall Angst vor der Autofahrt haben, könnten Besitzer ihn „positiv bestärken“. „Leckerlis ins Auto legen oder in die Transportbox, eventuell anfangs nur kurze Fahrten machen. Dann merkt der Hund: Es passiert mir nichts“, weiß Thomas.
Grundsätzlich beherberge der Tierschutzverein Rosenheim keine verunfallten Lebewesen, erklärt Heimleiterin Johanna Halisch. „Wir werden gerufen, wenn die Vierbeiner schwer verletzt sind und bringen sie dann in die nächste Tierklinik. Da bekomme ich auch nachts Anrufe von der Polizei“, erklärt sie. „Meistens müssen wir dafür bis nach München fahren, weil es in der Umgebung keine Anlaufstelle gibt, die rund um die Uhr geöffnet hat“, so Halisch.