Aus dem Bauausschuss
Milchwerk Jäger braucht mehr Wasser - Das sagt die Gemeinde Haag
Das Milchwerk Jäger in Haag hat einen Antrag gestellt, um mehr Grundwasser zu fördern. Das sagt die Marktgemeinde zu dem Vorhaben.
Haag – Das Milchwerk Jäger in Haag hat beim Landratsamt Mühldorf einen Antrag gestellt, um aus den Brunnen, die dem Unternehmen gehören, mehr Grundwasser zu gewinnen. Das sei nötig für die Produktions-, Betriebs- und Kühlwasserförderung, wie in der jüngsten Sitzung im Bauausschuss mitgeteilt wurde.
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Konkret gehe es um eine Erhöhung der Pumpleistung von jährlich 750.000 auf 900.000 Kubikmeter, also um rund 20 Prozent mehr. Das entspreche einer Fördermenge von 28,5 Litern pro Sekunde über 24 Stunden bei 365 Tagen.
Die Marktgemeinde Haag hat zu dem Antrag des Milchwerks Jäger im jüngsten Bau- und Umweltausschuss Stellung genommen. Zu diesem Tagesordnungspunkt war Diplomgeologin Iris Mulitze-Baur vom Ingenieurbüro für Grundwasser und Umweltfragen in Markt Schwaben anwesend, um dem Gremium Fragen zu der komplexen Thematik zu beantworten.
Wertvolles Gut aus der tertiären Schicht
Festzustellen bleibt: Die Marktgemeinde bezieht ihr Trinkwasser aus dem tertiären Bodenhorizont, also aus der Tiefengrundwasserschicht. Laut der Diplomgeologin sei das Wasser, das dort gewonnen werde, „sehr wertvoll“ und es müsse auf sparsamen Umgang geachtet werden. Sie verdeutlichte aber auch, dass das Milchwerk Jäger in den vergangenen Jahren – auch auf Druck des Wasserwirtschaftsamts – „viel getan hat“, um das hohe Gut einzusparen.
„Wir sind dazu angehalten, sparsam zu sein, wo es geht. Die tertiäre Schicht ist unsere eiserne Reserve. Ich sehe es kritisch, die Menge der Entnahmen – hier durch das Milchwerk Jäger – zu erhöhen, auch wenn die Verwaltung eine Produktionssteigerung durch ein Unternehmen direkt im Ort aus wirtschaftlichen Aspekten grundsätzlich begrüßt“, erklärte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD).
Darüber hinaus habe Martin Kleinle vom Bauamt darauf hingewiesen, dass die Mehrentnahme Auswirkungen auf die Hydraulik des Kanalnetzes und der Kläranläge haben könnte, so die Rathauschefin in der Sitzung. Auch das Wasserwirtschaftsamt hätte sich an die Verwaltung gewandt und dazu aufgefordert, die Gewinnung aus der tertiären Schicht zu meiden.
„Die Trinkwasserversorgung ist die ureigenste Aufgabe der Marktgemeinde. Unsere Bevölkerung braucht es genauso wie ein Unternehmen für die Produktion“, so die Rathauschefin. Dem entsprach auch Eva Rehbein (SPD). „Mir war nicht bewusst, dass die Tiefengrundwasserschicht schon so fleißig genutzt wird“, meinte sie.
Wichtigste Aufgabe der Marktgemeinde
Andreas Sax (CSU) verdeutlichte, dass es unstrittig sei, dass die Wasserversorgung eine der wichtigsten Pflichtaufgaben der Marktgemeinde sei. Trotzdem könne er der vorbereiteten Stellungnahme der Verwaltung an das Landratsamt nur in Teilen zustimmen. Sax fand sie an manchen Stellen „zu schwammig formuliert“. Deswegen schlug er vor, die Stellungnahme zu untergliedern und über die verschiedenen Aspekte einzeln abzustimmen. Sein Vorschlag wurde vom Gremium mit 8:2 Stimmen abgelehnt
Michael Haas (CSU) fragte, wie viel Gewicht die Stellungnahme der Marktgemeinde beim Landratsamt überhaupt habe. Die Rathauschefin meinte dazu, dass die Behörde sicherlich die Argumente der betroffenen Kommune abwäge. „Es kommt uns schon gewisse Verantwortung zu“, meinte sie, aber sie könne nicht für das Landratsamt sprechen. Der Bau- und Umweltausschuss stimmte mit 9:1 Stimmen für die vorliegende Stellungnahme.
Stellungnahme der Kommune im Wortlaut
Der Bau- und Umweltausschuss Haag nimmt den Antrag des Milchwerks Jäger zur beschränkten Erlaubnis für das Entnehmen und Zutagefördern von Grundwasser aus den Brunnen II, III und IV des Milchwerkes für die betriebliche Wasserversorgung zur Kenntnis. Das Milchwerk Jäger fördert tertiäres Tiefengrundwasser für produktions-, betriebs- und kühlwassertechnische Zwecke. Einer Erhöhung der bisher maximalen Jahresentnahmemenge von 750.000 Kubikmeter auf 900.000 Kubikmeter steht die Marktgemeinde Haag kritisch gegenüber. Zur Schonung der tertiären Tiefengrundwasservorkommen sind alle Ebenen, wie Betriebe, Verbraucher und Kommunen, aufgerufen, Einsparpotenziale auszuschöpfen, um nur das unabdingbar notwendige Trinkwasser aus tertiären Schichten zu entnehmen.
Die Versorgung mit Trinkwasser ist eine der wichtigsten Pflichtaufgaben der Gemeinden. Der Markt Haag beschließt daher, die beteiligten Fachbehörden aufzufordern, im Sinne der Verhältnismäßigkeit bei künftigen Neuerschließungen zur gemeindlichen Trinkwasserversorgung der Bürger auch die Erkundung und Entnahme von tertiärem Tiefengrundwasser zuzulassen. Die beantragte Erhöhung der Wasserentnahmemenge hat auch Auswirkungen auf die Abwasserbeseitigung wie Kanalnetz und Kläranlage, die qualitativ und quantitativ zu prüfen sind. Auf Antrag von Stefan Högenauer (CSU) wurde zum Beschluss hinzugefügt, dass eine verstärkte Versickerung des Abwassers zu prüfen sei. Das Gremium befürwortete mit 9:1 Stimmen die Stellungnahme der Verwaltung.