Woran es sich spießt
„So geht es nicht“: Gezerre ums Haager Ärztehaus geht weiter
Hin und Her: Lange Diskussionen im Haager Gemeinderat rund ums geplante Ärztehaus. Was einige im Gremium an der Neufassung auszusetzen haben und wie es jetzt weiter geht.
Haag – Der neue Plan zum Haager Ärztehaus ist da. Doch erneut gab es im Gemeinderat lange Diskussionen um das geplante Vorhaben auf dem ehemaligen Brauereigelände. Die einen finden, jetzt reicht‘s mit den Nachbesserungen, die anderen sagen: So geht es nicht.
Schon im Dezember vergangenen Jahres war das Vorhaben Anlass zu einer großen Debatte gewesen (wir berichteten). Drei Punkte hatte das Gremium damals beanstandet: Die fehlende Barrierefreiheit, das grundsätzlich zu überdimensional geplante Gebäude und der zu große Zwerchgiebel.
Nun hatte Bauherr Ludwig Schletter dem Gremium die überarbeitete Version vorgelegt. Doch auch damit zeigte sich die Verwaltung unzufrieden. Die Planung müsse unter anderem in folgenden Punkten nachgebessert werden: Die Gestaltung der Treppe zwischen Sudhaus und Neubau solle attraktiver und sichtbar vom Hof aus zur Münchner Straße führen. Außerdem müssten die Zufahrt zur Tiefgarage und die vorgesehenen Abgrabungen deutlich reduziert werden, ebenso wie die Firsthöhe der Zwerchgiebel. Die Freiflächengestaltung sehe nun einen barrierefreien Geh- und Radweg vor – doch nur durch einen erheblichen Umweg.
Eva Rehbein (SPD) monierte, dass sie dem neu vorliegenden Plan so nicht zustimmen könne. „Vom Bräuhausplatz aus ist es kein Problem, zum Ärztehaus zu kommen, aber von der Münchener Straße aus stehen die Bürger dann vor ‚einem Riesendrum‘ an Treppe“ verdeutlichte sie. Außerdem sei der barrierefreie Weg, der von der Münchener Straße über den Platz führe, deutlich zu lang geraten. Dem stimmte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) zu. „Wir wollen ein fußgängerfreundliches Haag. Die Anbindung zur Münchner Straße muss für alle Bürger gegeben sein. Wenn die Leute vor einem drei Meter hohen Aufgang stehen, finde ich das nicht sinnvoll“, so die Rathauschefin.
Doch laut dem Bauherrn – der auf Antrag von Florian Haas (PWG) die Fragen des Gemeinderats beantwortete – sei die Planung anders nicht möglich. „Das Gefälle muss ja irgendwie ausgeglichen werden, hier eben mit einer Treppe. Der behindertengerechte Weg hat eine Steigung von sechs Prozent. Die Länge ist nötig, sonst wird die Route zu steil“, erklärte Schletter. Dass die Höhe der Zufahrt zur Tiefgarage reduziert werden solle, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, wäre nicht möglich. „Die Einfahrt muss 2,20 Meter hoch sein, das ist vorgeschrieben.“
Die Gestaltung des Aufgangs zwischen Sudhaus und Neubau sei ebenfalls erfolgt – mit einer „attraktiven Böschung“, so Schletter. Dazu meinte Haas, dass die Formulierung der Verwaltung im Beschlussvorschlag „sehr schwammig“ sei. „Was soll denn ‚Gestaltung‘ bedeuten und ‚attraktive Anbindung vom Hof zur Münchner Straße‘? Das muss konkret sein“, fand er. Der Bauherr führte weiter aus, dass auch die Firsthöhe der Zwerchgiebel – in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt – verkleinert worden sei.
Klaus Breitreiner (CSU) meinte, für ihn wären „alle drei Punkte erledigt“, die in der Sitzung im Dezember angesprochen wurden. Er stellte den Antrag, über die verschiedenen Beanstandungen, die die Verwaltung aufgeführt hatte, nicht einzeln abzustimmen. Das sah Christine Sax (Grüne) genauso. „Die Auflagen sind erfüllt. Es geht bei dieser Steigung nicht anders.“ Auch für Rosemarie Heimann (PWG) ist der barrierefreie Weg „so in Ordnung“.
Es solle aber die Möglichkeit geschaffen werden, an den Aufgängen etwas hoch- oder herunterzuschaffen, wobei die Bürgermeisterin entgegnete, dass „bei dieser Steigung die Bürger ordentlich schieben müssten.“ Bernd Schneider (CSU) verdeutlichte: „Barrierefrei, flach, ohne Treppen. Da müsste ja eine ganz neue Planung her. Wir senden das Signal nach außen, dass in Haag nichts vorwärtsgeht“, kritisierte Schneider. „Der Radweg ist da, der Giebel passt. Wir sollten hier zum Abschluss kommen. Es ist auch ein zeitlicher Faktor zu bedenken.“
Doch für Rehbein ist dies ein Unding: „Das gemeindliche Einvernehmen ist nur erteilt worden, wenn der Plan nachgebessert wird. Seit Dezember war genug Zeit. Dieses Areal ist ein prägnanter und wertvoller Teil unseres Ortes. Es soll für alle passen – und so geht es nicht“, schimpfte sie. Sie stellte den Antrag auf einen Besichtigungstermin, bei dem sich die Gemeinderatsmitglieder ein Bild machen könnten. Bernhard Grabmeyer (FWG) sprach sich für eine Arbeitsgruppe aus. „Ich sehe, dass hier großer Gesprächsbedarf ist. Wir sollten einen kleinen Zusammenschluss aus Gemeinderäten, Verwaltung und Investor bilden, um uns nochmals zu besprechen.“
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Hans Urban (CSU) meinte, „wir hängen uns von A bis Z an der Diskussion um die Treppen auf. Da erinnere ich nur an den Zehentstadel, der hat ja auch viele Aufgänge“, so Urban. Dagegen wehrte sich Schätz: „Wir haben dort millimetergenau auf Barrierefreiheit geachtet“, entgegnete sie. „Ich verstehe nicht, warum es bei diesem Areal rund um das geplante Ärztehaus momentan ohne riesige Höhenunterschied geht und nach dem Bau nicht mehr“, stellte sie fest.
Das Gremium entschied mit 13:6 Stimmen gegen den Antrag von Rehbein auf Besichtigung des Areals. Auch der Vorschlag von Grabmeyer, eine Arbeitsgruppe zu bilden, wurde mit 13:6 Stimmen abgelehnt. Breitreiners Antrag, über die verschiedenen Kritikpunkte der Verwaltung nicht einzeln abzustimmen, wurde mit 14:5 Stimmen angenommen. Somit erledigte sich der Tagesordnungspunkt durch Nicht-Beschluss-Fassung.
Es besteht weiterhin das gemeindliche Einvernehmen, das im Dezember erteilt wurde. In den nächsten Schritten werde nun das Landratsamt die baurechtlichen Vorgaben prüfen und sich mit den Trägern öffentlicher Belange in Verbindung setzen, so Manfred Mörwald, Geschäftsstellenleiter der Marktgemeinde Haag auf Anfrage.
