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„Viel Gaudi“ und harte Arbeit

Unternehmerin & Chef-Bedienung auf dem Haager Herbstfest: Wie Sylvia Soller das alles meistert

Sylvia Soller (links) und Rosi Frank bedienen seit Jahren auf dem Haager Herbstfest.
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Sylvia Soller (links) und Rosi Frank bedienen seit Jahren auf dem Haager Herbstfest.

Sylvia Soller ist seit 14 Jahren Chef-Bedienung beim Haager Herbstfest. Wie die 47-Jährige das gemeinsam mit ihrem Fuhr-Unternehmen unter einen Hut bekommt, was die Babenshamerin schon alles erlebt hat – und warum sie nie auf dem Münchner Oktoberfest bedienen würde.

Haag/Babensham – „Eigentlich trinke ich viel lieber Wein“, sagt Sylvia Soller. Dennoch trifft man sie zum Haager Herbstfest fast täglich im Bierzelt. Denn bereits seit 14 Jahren arbeitet sie als Chef-Bedienung in Zeilingers Festzelt – seit 2012 leitet sie das Team.

Das Arbeiten beim Volksfest ist für Soller ein Hobby und eine Leidenschaft und mit „viel Gaudi“ verbunden. „Wir sind ein toller Trupp und verstehen uns alle“, sagt die 47-Jährige. Daraus seien auch schon einige Freundschaften entstanden, wie mit Rosi Frank. Zwischendurch würden sich die Bedienungen auch mal einen „Pfiff“ – also einen großen Schluck aus der Mass – an der Schänke teilen, ehe jede ihre Bierkrüge in die Hände nehme und damit durch die Gänge eile. „Der Job ist einfacher, wenn man mit Freude dabei ist“, sagt Soller und lächelt.

Das Motto der Bierzelt-Bedienung

Dadurch sei es auch mit den Gästen lustiger. Ihr Motto lautet deswegen: „So wie man in den Wald hineinschreit, hallt es auch wieder heraus.“ Die 47-Jährige versucht, immer freundlich zu sein. Die meisten Gäste seien sowieso gut gelaunt, sagt sie. Was sie auch in ihrer langjährigen Zeit als Bedienung gelernt hat: „Ich lasse mich nicht auf Diskussionen ein. Meistens hat man dafür eh keine Zeit“, erklärt sie.

Soller arbeitet bereits seit über 30 Jahren nebenbei als Bierzelt-Bedienung. Begonnen damit habe sie auf kleinen Festen, erklärt die 47-Jährige. Neben dem Haager Herbstfest ist sie auch auf dem Wasserburger Frühlingsfest tätig oder hilft zeitweise beim Rosenheimer Herbstfest aus. Am Münchner Oktoberfest war sie bisher aber nur als Gast. Dort zu arbeiten, kann sich Soller nicht vorstellen. „Kolleginnen haben mir erzählt, dort klauen sie dir sogar die Hendl vom Tablett runter“, sagt sie kopfschüttelnd. Außerdem seien 16 Tage auf der Wiesn sowieso viel zu lange, denn hauptberuflich leitet die zweifache Mutter auch noch das Fuhrunternehmen „Sylvia Soller Transporte“ in Babensham. „Meine Familie und mein Team unterstützen mich dabei sehr, dass ich trotzdem auf den Festen bedienen kann. Beim Haager Herbstfest bin ich volle zehn Tage“, betont sie. „Es macht mir einfach riesigen Spaß“.

„Das kann oft stressig werden.“

Dort kümmert sie sich als Chef-Bedienung um ihre Kolleginnen und um alles, was anfällt. Sie ist für die Dienstpläne zuständig und organisiert Ersatz, sollte jemand krank sein. „Das kann oft sehr stressig werden“, sagt sie. Unterstützt wird Soller dabei von ihrer Freundin Rosi Frank. „Mit ihr habe ich meine Feuertaufe als Bedienung erlebt“, erinnert sich die 47-Jährige. „Ohne sie würde ich die ganze Organisation nicht schaffen“, verdeutlicht die Babenshamerin.

In Haag bestehe Sollers Trupp im Zeilinger-Festzelt aus rund 50 Personen, alle zwischen 20 und 60 Jahre alt. Etwa 40 davon seien während der Wiesn-Zeit täglich im Dienst. Untereinander spiele Vertrauen eine große Rolle, denn „letztlich werfen wir am Ende des Tages das gesamte Geld zusammen und teilen es untereinander auf“, sagt sie. Ein Teil gehe ans Festbüro, ein Teil sei der Lohn, der Rest Trinkgeld. „Unser Gehalt müssen wir übrigens auch noch versteuern“, sagt Soller. Deswegen verdiene eine Bedienung am meisten am Trinkgeld. Wie viel genau sie während der Herbstfest-Zeit verdient, will sie jedoch nicht preisgeben.

Fest steht jedenfalls: Wer in diesem Job viel einnehmen will, muss auch anstrengende Schichten überstehen, sagt die langjährige Mitarbeiterin. Bis zu zwölf Maß könne Soller auf einmal stemmen. Dabei komme es sowohl auf Kraft als auch auf Technik an, weiß sie. „Die Männer tragen die Bierkrüge oft einfach in den Händen. Wir Frauen drücken die Maß nah an den Körper, damit das Gewicht in den Armen weniger wird“, erklärt die Babenshamerin. Neun bis zehn Krüge sollte eine Bedienung im Bierzelt stemmen können, damit so viele Gäste wie möglich schnell ihr Getränk bekämen.

Betreut zwischen zehn und 20 Tischen

Denn so mancher Gast könne es kaum abwarten: „Einmal hat sich jemand beschwert, er warte schon seit zwei Stunden. Wir hatten aber erst seit einer geöffnet“, erinnert sich Soller. Eine Bedienung habe zwischen zehn und 20 Tische zu betreuen. „Da kann man eben nicht jeden einzelnen Gast im Blick haben“, sagt die 47-Jährige.

Wenn daraufhin viel Kritik komme, schalte Soller „auf Durchzug“. „Niemand wird bei der Arbeit gerne kritisiert“, sagt sie. Hier wünsche sie sich oft mehr Verständnis von den Gästen – vor allem gegenüber jüngeren Kolleginnen. „Sie sind lernen noch, da klappt nicht immer alles von Anfang an“, betont sie. Am Ende eines Festes haben die Bedienungen auch schon mehrere Tage harte Arbeit hinter sich. Bevor man sich aufrege, sollte man sich fragen, ob man es selbst besser hinbekommen würde, so Soller. Doch das seien Ausnahmen. Die meisten Gäste seien freundlich und locker.

Wenn die Chef-Bedienung an einen Tisch kommt, duzt sie ihre Gäste normalerweise. „Außer, es sind Ehrengäste. Also hochrangige Politiker. Die sieze ich“, erklärt sie. Schön zu beobachten sei auch, wie sich Gäste miteinander unterhalten. „Wenn Mitarbeiter einer Firma im Bierzelt sind, sind viele zu Beginn noch recht verhalten gegenüber ihren Vorgesetzten. Aber mit jeder Runde Mass wird es lockerer und am Ende duzen sich manche Leute, die sich am Anfang des Abends noch gesiezt haben“, berichtet sie.

Fan des TSV Babensham

Außerhalb des Bierzeltes und ihrer Firma trifft man Soller meist am Fußballplatz des TSV Babensham, wenn sie ihren Kindern oder der Mannschaft zuschaut. Zudem ist sie im Schützenverein und schießt selbst am Luftgewehr. Die restliche Freizeit verbringt die 47-Jährige gerne auf Reisen. „Ich bin für spontane Städtetrips zu haben, kann aber auch 14 Tage am Strand liegen“, sagt sie. So war sie schon in Ländern wie Mexiko, Thailand oder der Dominkanischen Republik.

Zu ihrer Arbeit beim Haager Herbstfest ist Soller gekommen, weil Herbert Zeilinger sie 2010 angefragt habe. „Neben der Rosi und mir waren viele andere Bedienungen dabei, die ich nicht kannte“, erinnert sie sich. Das erste Jahr sei jedoch „noch nicht so gut“ gelaufen, weswegen einige für das zweite Jahr wieder abgesagt hätten. „Herbert hat mich dann gefragt, ob wenigstens die Rosi und ich wieder kommen würden. Ich habe zugesagt und meinte, ich bringe meinen eigenen Trupp mit“, weiß sie noch gut. „Hinterher habe ich die Rosi angerufen und gesagt: Ich habe Mist gebaut. Ich habe Herbert fest zugesagt, dass wir im kommenden Jahr wieder dabei sind und unser eigenes Team mitbringen“, erinnert sie sich. „Rosi hat mir aber Mut gemacht und gemeint: Das kriegen wir schon. Seitdem sind wir dabei“.

Mit den Festwirten Herbert und Gitti Zeilinger, Manuel Scheyerl und Stefan Staudinger sei das Verhältnis sehr gut. „Gerti bringt uns Bedienungen auch mal eine runde Spritz und schaut, dass ich am zum Dienstende mein Glaserl Primitivo habe – da ich ja Wein ja eigentlich lieber mag als Bier“, sagt Soller.

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