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Kurz vor dem Aus?

„Wir wissen nicht, wie es weiter geht“: Familienzentrum Haag in großen Nöten

Daniela Egger, Zweite Vorsitzende des Familienzentrums e.V., Geschäftsleiterin Marion Lebang und Michael Lebang, Erster Vorsitzender des Familienzentrums e.V..
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Der Vorstand des Vereins „Familienzentrum e.V.“ hat große Sorgen (von links): Daniela Egger, Zweite Vorsitzende, Geschäftsleiterin Marion Lebang und Michael Lebang, Erster Vorsitzender.

Kaum Ehrenamtliche, zu wenig Fördergelder, selten Wertschätzung: Im Familienzentrum Haag fehlt es an allen Ecken und Enden. Der Verein braucht dringend Unterstützung - nicht nur in finanzieller Hinsicht.

Haag - Marion Lebang, Geschäftsleiterin des Familienzentrums, hat bei der Marktgemeinde Haag einen Antrag auf Förderung gestellt. Der Gemeinderat bezuschusst den Verein nun monatlich mit 840 Euro, erst einmal bis 31. August 2023. Auch das Landratsamt hat die Summe aufgestockt und unterstützt das Familienzentrum jährlich nun mit 6.500 anstatt mit 5.500 Euro (wir berichteten).

Doch die Gelder reichen trotzdem nicht aus, erklärt Lebang. Seit 2005 ist die 51-Jährige im Verein dabei. 2004 wurde die Einrichtung eröffnet, 2008 ist die Großtagespflege - das Kindernest - dazugekommen, seit 2010 hat der Verein auch die Trägerschaft des Jugendzentrums inne. „Obwohl das JUZ eigentlich ein Selbstläufer ist. Die Finanzierung übernimmt die Marktgemeinde“, erklärt Michael Lebang, Erster Vorsitzender des Vereins „Familienzentrum e.V.“.

Kosten steigen an

Trotzdem hat die Institution große finanzielle Schwierigkeiten. „Alles wird teurer. Strom, Gas, die Miete wurden erhöht, ebenso der Mindestlohn“, zählt Marion Lebang auf, die selbst als Geschäftsleiterin auf Minijob-Basis eingestellt ist. Alleine für die Gehälter - das Familienzentrum hat zwei Tagesmütter und eine Erzieherin in Teilzeit für das Kindernest - müsse der Verein 3.000 Euro jährlich mehr berappen. „Das Geld war schon immer knapp, aber jetzt fahren wir Miese ein“, sagt die Geschäftsleiterin. „Mein Mann und ich müssen dafür aufkommen. Wir wissen überhaupt nicht, wie wir das alles stemmen sollen“, klagt Marion Lebang.

Der Beitrag für den Verein kostet 39 Euro im Jahr, 100 Mitglieder seien dabei, so Lebang. Damit mehr Geld reinkomme, habe der Verein 2021 die Jahressumme um drei Euro angehoben. „Daraufhin haben mehrere Mitglieder gekündigt, sodass wir jetzt wieder auf dieselbe Summe kommen“, bedauert die Geschäftsleiterin.

Diese Angebote und Einrichtungen gehören zum Familienzentrum Haag.

Eltern-Kind-Gruppe nur noch spärlich genutzt

Das Herzstück des Familienzentrums sind die offenen Treffs der Eltern-Kind-Gruppen. Doch dieses Angebot werde mittlerweile nur spärlich genutzt. „Anfangs war es hier voll. Ich weiß noch, hier saßen manchmal 14 Mütter mit Kindern“, erinnert sich Daniela Egger, Zweite Vorsitzende des Vereins und Tagesmutter in der Großtagespflege. „Jetzt sind es vielleicht zwei Mütter, manchmal kommt gar keiner“, sagt sie. Der „Spielpark“ der Zwergerlgruppe, in dem Kinder im Alter von 18 Monaten bis vier Jahren an zwei Vormittagen in der Woche die erste Loslösung von den Eltern lernen, komme dagegen sehr gut an, so Marion Lebang.

Das Problem: Der Verein wird wegen der offenen Treffen vom Zentrum Bayern für Familie und Soziales (ZBFS) gefördert. Mindestens zehn Stunden wöchentlich muss die Einrichtung dafür geöffnet werden. Dafür bekommt sie jährlich rund 7.000 Euro. „Doch wenn den Treff niemand nutzt, warum sollen wir ihn weiterhin anbieten? Das sind ja auch verschwendete Steuergelder“, meint Lebang.

Finanzielle Probleme auch bei der Großtagespflege

Ein weiteres Projekt des Familienzentrums ist das Kindernest. Es gibt insgesamt zehn Plätze für Mädchen und Buben im Alter von neun Monaten bis zum Eintritt in den Kindergarten. Die Großtagespflege sei gut ausgelastet. Dennoch gebe es auch hier finanzielle Schwierigkeiten: „Für das Kindernest gibt es pro Kind, pro Stunde eine bestimmte Förderung vom Landratsamt. Wir dürfen deshalb von den Erziehungsberechtigten nicht mehr verlangen. Das sind die Richtlinien“, erklärt sie.

Die Marktgemeinde Haag wolle die Großtagespflege jedoch unbedingt erhalten, denn oft würden die freien Plätze genutzt, wenn in den Kitas temporär keine Betreuung möglich sei, erklärt die Geschäftsleiterin. 2022 sei die Kommune deshalb größtenteils für den finanziellen Verlust des Kindernests aufgekommen. „Wir freuen uns, dass die Gemeindeverwaltung das Projekt unterstützt, doch das Familienzentrum besteht nicht nur daraus. Ich finde es traurig, dass an den anderen Projekten so wenig Interesse besteht“, bedauert Lebang.

Großteil wird ehrenamtlich gestemmt

Was vielen auch nicht bewusst sei: Das Familienzentrum arbeite ehrenamtlich. Zwar seien Lebang selbst, eine weitere Bürokraft, die Tagesmütter und die Erzieherin angestellt, doch die offenen Treffen, der Spielpark, die Ferienbetreuung: All das leiste das Team ehrenamtlich. Und auch die Bereitschaft, im Verein mitzuhelfen, nehme immer mehr ab. „Die Eltern wollen sich kaum in ihrer Freizeit beteiligen. Sei es Gartenarbeit, die Betreuung der Ferienprogramme oder der Aufbau des Christkindlmarkts, es kommt einfach keiner“, verdeutlicht die Geschäftsleiterin.

„Als wir angefangen haben, war die Jahreshauptversammlung ein großes Grillfest voller Leute. Heute müssen wir die Eltern anrufen, damit der Vorstand nicht allein da sitzt“, sagt Michael Lebang. „Und was für uns das Schlimmste ist: Unsere Arbeit wird als selbstverständlich angenommen. Das tut uns im Herzen weh“, klagt Marion Lebang.

Vorstand will zurücktreten

Für den Vorstand mit Marion und Michael Lebang sowie Daniela Egger steht fest: Das Familienzentrum steht kurz vor dem Aus. Heuer würden Vorstandswahlen für den Verein stattfinden, die drei wollen sich nicht erneut aufstellen lassen. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Aber so nicht. Wenn sich nichts ändert, müssen wir im August 2023 zusperren“, erklärt Marion Lebang bedrückt. „Die Entscheidung, sich nicht mehr in den Vorstand wählen zu lassen, geht nicht spurlos an uns vorbei. Unser Herz hängt an der Einrichtung, aber die Sorgen erdrücken uns“.

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